Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
gespalten.
»Professor Chachmere, ist alles in Ordnung?«
»Ich lebe, wenn Sie das meinen«, kam die Antwort.
»Professor Ballist?«
»Hier!« Das klang erschöpft.
Auch die anderen meldeten sich; keiner schien verletzt zu sein.
»Schlimmer kann es kaum kommen.«
»Wer weiß, vielleicht wurden wir mitsamt der Station in den Hyperraum geschleudert …«
»Ich rufe Ronald Tekener! Hier Merkom von der Space-Jet!«
»Hier Tekener. Wir sind wohlauf«, antwortete ich. »Gibt es besondere Vorkommnisse?«
Für einen Moment war der Pilot der Space-Jet sprachlos. »Das wollte ich Sie fragen«, sagte er, als er sich wieder gefasst hatte. »In Ihrem Bereich haben extreme Entladungen stattgefunden. Kapitän Rome fragt an …«
»Alle Schiffe sollen auf ihren Positionen bleiben …« Damit unterbrach ich die Verbindung.
Wir sammelten uns.
»Wir befinden uns nahe dem Nabenturm«, stellte jemand fest. »Das bedeutet, dass wir über etliche Kilometern hinweg versetzt wurden. Jetzt wundere ich mich wirklich, dass wir überlebt haben.«
»Wieso?«, tat ich erstaunt. »Besondere Zeiten bringen eben auch besondere Umstände hervor.«
»Tekener!«, rief Cerem Ballist. An seiner leicht veränderten Stimme erkannte ich, dass Wuriu Sengu sprach. »Auf einem Deck des Mittelturms erkenne ich Maahks … Es sind – viele. Wahrscheinlich haben wir es ihnen zu verdanken, dass wir der Hölle entronnen sind.«
»Maahks?« Alle riefen plötzlich durcheinander.
»Sie sind nur wenige hundert Meter entfernt«, antwortete der Späher-Mutant. »Vielleicht legte eine Sicherheitsschaltung die Energieprojektoren lahm, als wir den Maahks zu nahe kamen.«
»Eventuell sie selbst«, vermutete ich.
»Betty empfängt noch keine Gedankenimpulse«, erklärte Chachmere.
»Das wundert mich nicht«, ertönte Ballists Stimme. »Die Maahks scheinen in künstlichem Tiefschlaf zu liegen.«
»Betty warnt«, sagte Chachmere. »Es gefällt ihr nicht, dass die schlafenden Maahks keine Gehirnaktivität zeigen. Auch das Gehirn eines Schlafenden sendet Impulse aus.«
»Meine Gedanken kann Betty ebenso wenig lesen, weil ich mentalstabilisiert bin«, erinnerte ich. »Aber das finden wir heraus. Wie viele Maahks sind es, Wuriu?«
»… einige tausend!«
Wir suchten das Gebiet rund um das Gewölbe ab, in dem die Maahks schliefen, fanden aber nirgends einen Zugang. Der Raum war verschweißt worden, Kraftfelder sicherten ihn gegen jede Ortung ab. Ohne die Späherfähigkeit Wuriu Sengus hätten wir das Versteck nie entdeckt.
Den Maahks war offenbar sehr viel daran gelegen, dass kein Unbefugter ihre Artgenossen fand. Sie hatten das Versteck gut getarnt, jedoch nicht unter Ausschöpfung aller Möglichkeiten geschützt. Denn schon ein Schutzschirm hätte Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Es bedurfte schon eines Mutanten wie Wuriu Sengu, um das Gewölbe zu finden.
Da es keinen Zugang gab, entschloss ich mich zu einer zwar primitiven, aber wirkungsvollen Methode: Ich benutzte meinen Desintegrator, um einen Durchgang zu schaffen. Schließlich standen wir in dem Gewölbe.
»Es sind dreitausend, dessen bin ich jetzt sicher«, sagte Wuriu Sengu.
Die Maahks boten einen imposanten und gleichermaßen unheimlichen Anblick, und irgendwie hatte ich den Eindruck, als wären sie aufgebahrt worden. In der Raummitte erhob sich eine flache, mit wabenförmigen Öffnungen übersäte Kuppel. In jeder dieser Wabe ruhte eine reglose Gestalt.
Ein Mausoleum für dreitausend Maahks.
Ich blickte zu Chachmere.
»Betty hat sich zurückgezogen«, sagte der Xenologe. »Sie lauscht – aber ich bezweifle, dass sie etwas hören kann.«
»Wuriu, was ist im Innern der Wabenkuppel?«, wandte ich mich an Ballist.
»Nichts«, antwortete der Späher-Mutant. »Keine Energieleitungen, keine Schaltteile, keine Positroniken – eben nichts Technisches.«
»Mumien!«, entfuhr es einem der Wissenschaftler, als er einen Maahk aus der Nähe betrachtete.
Das stimmte nicht ganz. Die Maahks hatten nichts Mumienhaftes – sofern man darunter verstand, dass ihre Haut geschrumpft und ausgetrocknet sein sollte. Vielmehr wirkten sie, als hätten sie sich erst vor kurzem zum Schlafen niedergelegt.
»Diese Körper wurden konserviert!«, behauptete Dr. Shamhort.
»Deshalb sehen sie aus, als würden sie schlafen«, sagte ein anderer. »Aber ich bin sicher, dass kein Leben mehr in ihnen ist.«
»Sie sind tot«, bestätigte Betty Toufry – nur klang das, als sei sie sich ihrer Behauptung keineswegs
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