Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
hob in einer menschlich anmutenden Geste seine Tentakelarme und ließ sie als Ausdruck seines Unverständnisses wieder sinken. »Lookout-Station wirkt unbeschädigt. Ich kann mir nicht vorstellen, was mein Volk veranlasst haben könnte, diesen wichtigen Vorposten zu räumen.«
Seine Worte zeigten, dass er sich noch als Maahk fühlte, und das freute mich. Die Wissenschaftler, die sein Gehirn in den Körper des Multi-Cyborgs transplantiert hatten, wären darüber weniger froh gewesen. Denn sie hatten aus Grek-24 einen Bürger des NEI machen wollen.
»Es ist noch nicht erwiesen, dass Lookout-Station aufgelassen wurde«, widersprach Rome. »Das kann eine Falle sein. Möglicherweise haben sich die Raumflotten tief in den Leerraum zurückgezogen und warten auf ein Zeichen zum Angriff.«
»Das entspräche nicht maahkscher Mentalität«, sagte Professor Ballist, und Grek-24 gab einen Laut der Zustimmung von sich.
Die Entfernung betrug noch zwanzig Millionen Kilometer. »Bremsmanöver einleiten!«, befahl ich. »Näher als zwei Millionen Kilometer sollten wir nicht herangehen.« Im gleichen Atemzug wandte ich mich an Aphon Chachmere: »Glauben Sie, dass Sie aus dieser Entfernung von Lookout-Station ausgehende Gedankenimpulse erfassen können, Betty?«
»Betty meint, dass die Entfernung nicht zu groß ist«, antwortete Chachmere im Namen der Telepathin. Offenbar war ihr Bewusstsein anderweitig beschäftigt. Chachmere fuhr fort: »Hier im Leerraum gibt es fast keine psionischen Störeinflüsse, so dass eine telepathische Sondierung auf diese Entfernung ohne weiteres möglich wäre. Nur … Betty empfängt trotzdem keine Impulse von Lookout-Station. Es scheint dort kein denkendes Wesen zu geben.«
»Sind Sie sicher?«
Diesmal antwortete das Bewusstsein der Telepathin selbst. »Ja, ich bin sicher, dass keine Gedankenimpulse vom Weltraumbahnhof ausgehen. Andererseits können Maahks dort sein, die ihre Gedanken abschirmen. Das halte ich jedoch für sehr unwahrscheinlich.«
»Ich auch«, stimmte ich zu. Obwohl ich mich nicht mit dem Gedanken anfreunden konnte, dass die Maahks ihre Station aufgegeben haben sollten. Lookout war der wichtigste Stützpunkt auf dem Weg nach Andromeda.
»Ich werde der Sache auf den Grund gehen und mit einem Beiboot übersetzen«, entschied ich. »Die Schiffe bleiben mit Sicherheitsabstand zurück!«
»Sie gehen ein großes Risiko ein«, gab Kapitän Rome zu bedenken. »Es wäre klüger, auf genauere Ortungsergebnisse zu warten.«
»Ich habe den Auftrag, Kontakt mit den Maahks aufzunehmen«, sagte ich. »Wenn es in Lookout-Station keine Methanatmer gibt, will ich hier nicht sinnlos meine Zeit vergeuden. Ich benötige nur die Hilfe der beiden Mutanten und einiger Wissenschaftler. Geben Sie Befehl, dass eine Space-Jet bereitgestellt wird, Kapitän! Kommen Sie, Betty und Wuriu!«
Während der junge Chachmere meiner Aufforderung wortlos nachkam, begehrte Ballist wieder einmal auf. »Meinen Sie nicht, dass Sie mich ansprechen müssten, wenn Sie Wuriu Sengus Unterstützung brauchen?«, wies er mich zurecht. »Immerhin ist das mein Körper!«
Jetzt war meine Geduld am Ende. »Wenn Sie nicht mit nach Lookout-Station fliegen wollen, dann steht es Ihnen frei, auf der PARACELSUS zu bleiben, Professor Ballist. Es findet sich bestimmt ein anderer Wissenschaftler, der Wuriu Sengus Bewusstsein aufnimmt.«
»So war das nicht gemeint«, erwiderte der Kosmo-Anthropologe kleinlaut. »Selbstverständlich stelle ich mich zur Verfügung … Es geht mir nur ums Prinzip.«
Ich ließ ihn wortlos stehen und ging zum Antigravschacht. Als Grek-24 folgte, winkte ich ab. »Du wirst erst nachkommen, sobald wir wissen, woran wir sind. Eine Konfrontation mit deinen Artgenossen halte ich in dieser ungewissen Lage noch nicht für ratsam.«
11.
»Noch immer keine Gedankenimpulse!«, meldete Professor Chachmere, als wir auf dem Landefeld einer Scheibe aufsetzten.
Außer der fünfköpfigen Besatzung, den beiden Trägern der Bewusstseine und mir befanden sich vier Wissenschaftler an Bord. Ich hatte sie wegen ihrer speziellen Kenntnisse unter fünfzig Freiwilligen ausgesucht.
Kaum war der Antrieb verstummt, meldete die Ortung: »Die Jet wird von einem Traktorstrahl erfasst! Aus eigener Kraft können wir nicht mehr starten!«
»Also doch eine Falle«, ertönte Kapitän Romes Stimme aus dem Hyperfunk. »Sollen wir Sie heraushauen, Tekener? Ehe es zu spät ist.«
»Keine Panik«, schwächte ich ab. »Der Traktorstrahl muss
Weitere Kostenlose Bücher