Silberband 085 - Allianz der Galaktiker
Besitz zu ergreifen drohte.
Gucky zitterte wie Espenlaub. Er rührte sich nicht vom Fleck und starrte aus weit aufgerissenen Augen auf den Grund einer zirka zwanzig Meter durchmessenden schüsselförmigen Vertiefung. Dort unten strahlte ein kreisrunder Lichtfleck und erhellte zusammen mit seinem Handscheinwerfer die Umgebung.
Der Ilt stand am Rand der Vertiefung, deren Wandung wie schwarzes Glas schimmerte und ebenso glatt war wie Glas. Ein einziger Schritt vorwärts würde genügen, ihn haltlos abstürzen zu lassen – auf das Licht zu, das eine unsichtbare Aura von Gefahr umgab.
Das alles registrierte der Mausbiber jedoch nur am Rande, denn er kämpfte mit seinem Geist gegen etwas an, was im Begriff gewesen war, von ihm Besitz zu ergreifen. Der unerklärliche Einfluss war sofort nach der Teleportation schwächer geworden, aber er war noch immer vorhanden.
Guckys Nasenschleimhäute juckten. Tief holte er Luft und nieste dreimal schallend. Das Echo entlockte ihm ein zaghaftes Lächeln. Gleich darauf spürte er, wie der Druck auf sein Ego weiter nachließ und immer schwächer wurde, bis er schließlich überhaupt nicht mehr spürbar war.
Gucky zitterte nicht mehr. Langsam entspannte er sich. Er konnte wieder halbwegs klar denken, nachdem die grauenhafte Furcht gewichen war.
Dann versuchte er zu analysieren, was mit ihm geschehen war. Er hatte einen seltsamen Geruch aufgenommen und sofort etwas Fremdes gespürt, das ihn zu durchdringen versuchte. Er war noch in der ersten Schrecksekunde teleportiert.
Einen parapsychischen Einfluss hätte er als solchen identifizieren und abwehren können. Beeinflussendes Nervengas schied ebenfalls aus, da sein parapsychisch begabtes Gehirn einen solchen Einfluss ebenfalls hätte abwehren beziehungsweise neutralisieren können. Nur Narkosegas oder tödlich wirkendes Gas konnten ihm gefährlich werden.
Doch was außer Gas konnte man riechen? Staub, vielleicht Blütenstaub? Sicher, aber wie sollte Blütenstaub in ein Treppengewölbe gelangen, in das nicht einmal Tageslicht einfiel?
Er dachte an den Molekülverformer, der in den Mauerritzen versickert war. Diese Wesen konnten sich in eine amorphe schleimige Flüssigkeit verwandeln. War es ihnen auch möglich, ihre Körper so weit zu verflüchtigen, dass die Zellen ungebunden in der Luft schwebten? Wenn es sich so verhielt, konnten sie ungesehen jedes Opfer erreichen, wurden eingeatmet und gelangten über die Schleimhäute in den Blutkreislauf.
Gucky konnte sich nicht genau vorstellen, wie die fremden Zellen in so kurzer Zeit ihr Opfer beeinflussen konnten, aber er musste es, wenn er seine These als wahrscheinlich ansah, einfach als gegeben hinnehmen. Und alles deutete darauf hin, dass es sich wirklich so verhielt.
Wenn er davon ausging, dass die fremden Zellen über die Atemwege in ihre Opfer eindrangen, erklärte das auch, warum ihr Einfluss mit der Teleportation nachgelassen hatte. Er hatte einfach noch nicht genug von ihnen eingeatmet gehabt, und sein Niesen hatte die Zellen, die noch auf den Schleimhäuten der Nase hafteten, wieder entfernt. Vielleicht wäre ein anderer als er doch noch dem Einfluss erlegen, aber Gucky trug einen Zellaktivator, dessen Schwingungen unter anderem bewirkten, dass sein Körper auf alle schädlichen Einflüsse, egal ob giftige Chemikalien oder Krankheitserreger – auch Molekülverformer-Zellen? –, immunologisch reagierte.
Das musste ebenfalls der Grund dafür sein, dass Icho Tolot den Einfluss nach einer gewissen Zeitspanne abgeschüttelt hatte. Zwar trug der Haluter keinen Zellaktivator, aber sein Immunsystem war wirksamer als das eines Menschen.
Der Ilt seufzte.
Er war sich klar darüber, dass er Mentro Kosum bald finden musste. Und er ahnte zugleich, dass inzwischen auch Olw, Sequest und Julian infiziert sein mussten.
Flüchtig dachte er daran, dass es wohl doch keine gute Idee von ihm gewesen war, ausgerechnet Tigair als Operationsbasis zu wählen. Er verwarf den Gedanken sofort wieder. »Nicht zurückschauen, sondern nach vorn!«, sagte er zu sich selbst.
Zum ersten Mal konzentrierte Gucky seine Aufmerksamkeit auf den Lichtfleck in der schüsselförmigen Vertiefung. Nach wie vor spürte er dessen bedrohliche Ausstrahlung. Behutsam setzte er seine telekinetischen Kräfte ein und stellte fest, dass die Oberfläche an dieser Stelle aus einer hautähnlichen Membran bestand. In kurzen Intervallen waren wellenförmige Vibrationen spürbar.
Darunter war … Er zuckte jäh zurück, dann
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