Silberband 085 - Allianz der Galaktiker
Tolot durchquerte gemächlich den Korridor. Im Augenblick schien keine Gefahr von ihm zu drohen.
Saedelaere winkte einen Raumfahrer herbei. »Nehmen Sie zwei Roboter und bringen Sie das in Ordnung!«, befahl er und deutete auf den ramponierten Eingang. Dann kehrte er zu den Kontrollen zurück, wo ihn eine neue Überraschung erwartete.
Kosum stand hinter seinem angestammten Sitz, die SERT-Haube lose in den Händen. Olw hatte den Platz des Emotionauten eingenommen. »Er sagt, dass er die MARIACHI direkt in den Greiko-Tunnel steuern wird«, erklärte Kosum.
Die sichtbare Umgebung hatte sich verändert. In den Energiewirbeln war eine Beruhigung eingetreten. Alaska Saedelaere hatte den Eindruck, die Oberseite eines riesigen Trichters zu sehen, dessen Ränder in steter Bewegung begriffen waren. Im Innern wallten hellrote Schwaden.
»Das ist der Eingang des Greiko-Tunnels«, murmelte Mentro Kosum.
Saedelaere wandte sich an Dobrak. »Wie sieht es aus? Haben wir Chancen, da einzudringen?«
»Es ist ein wunderbares energetisches Gebilde«, erwiderte der Kelosker verzückt. »Ich habe noch nie eine Ansammlung derart komplizierter Zahlengebilde auf so engem Raum gesehen.«
Kosum warf Saedelaere einen bezeichnenden Blick zu, als wollte er sagen: »Mit dem können Sie jetzt nicht vernünftig reden.«
Für Alaska Saedelaere kam es einem Wunder gleich, dass der Leichte Kreuzer sich unter den gegebenen Umständen überhaupt bewegte. Olw schien jedoch keine Schwierigkeiten zu haben, das Schiff auf der richtigen Bahn zu halten.
Dr. Kenzo meldete, dass er Tolot in einem Lagerraum gefunden hatte. »Er macht einen ruhigen Eindruck«, berichtete der Kosmopsychologe. »Ich glaube nicht, dass wir noch Ärger mit ihm bekommen werden.«
Alaska atmete erleichtert auf. Tolots rätselhaftes Verhalten war zwar nicht aufgeklärt, aber der Riese hatte sich wenigstens wieder beruhigt. Er entschloss sich, bei nächster Gelegenheit erneut mit dem Haluter zu sprechen.
Der Kurs, den die MARIACHI eingeschlagen hatte, ließ sich mit den Instrumenten allein nicht bestimmen. Offenbar bewegte sich der Kreuzer tangential zum oberen Tunnelrand, aber das war der Vorgang, wie er sich optisch darbot. Alaska wusste, dass er sich auf seine Augen nicht verlassen konnte.
Der Trichter schien zu atmen. Er pulsierte wie ein überdimensionales Organ und stieß bei jeder Wallung eine nebelartige Substanz aus.
»Ich weiß nicht«, sagte Olw nachdenklich. »Der Tunnel ist zwar aufgebläht, aber es kommt nur noch sehr wenig Energie. Ich habe den Eindruck, dass wir das Ende eines Abblasvorgangs erleben.«
»Heißt das, der Tunnel wird zusammenbrechen?«, erkundigte sich Kosum.
»Nicht unbedingt. Es kann sein, dass noch eine Weile schwacher Energienachschub aus der Greiko-Galaxis eintrifft. Allein kann ich den Zustand des Tunnels nicht exakt beurteilen.«
»Was schlagen Sie vor?«, fragte Saedelaere.
»Wir sollten einen anderen Tunnel wählen«, lautete die Antwort.
Alaska war sich darüber im Klaren, dass ein solches Manöver neue Gefahren für das Schiff mit sich bringen würde. Er teilte Olw seine Bedenken mit.
»Ihre Einwände sind berechtigt«, gab der Spezialist der Nacht zu. »Wir müssen das Für und Wider genau abwägen und einen Entschluss fassen.« Er unterhielt sich mit Dobrak, aber noch bevor sie sich geeinigt hatten, richtete er sich abrupt auf. Saedelaere sah, dass er sehr erregt war.
»Wir bleiben bei diesem Tunnel!« Olws Stimme ähnelte jetzt dem Gebell eines wütenden Hundes. »Wir werden in den Greiko-Tunnel eindringen.«
Falls der Grund für den plötzlichen Gesinnungswandel außerhalb des Schiffs zu suchen war, konnte Alaska ihn nicht feststellen. Er spürte nur, dass irgendetwas Entscheidendes geschehen war.
»Ich glaube«, verkündete Olw, »dass Py sich in diesem Tunnel aufhält.«
»Wie können Sie sicher sein?«, fragte Kosum überrascht.
»Ich bin nicht sicher, aber es gibt gewisse Anzeichen.« Olws Eifer war unüberhörbar. »Wir müssen auf jeden Fall nachsehen.«
»Sie haben auf Gefahren hingewiesen, die uns im Greiko-Tunnel erwarten«, erinnerte Saedelaere. »Sagen Sie mir deutlich, was davon zu halten ist. Ich sehe nicht ein, dass ich dieses Schiff riskieren soll, nur weil …« Er unterbrach sich, denn fast hätte er gesagt: ›… nur weil Py im Tunnel sein soll!‹
Er kam sich ziemlich armselig vor. Olw und Py liebten sich, und der Spezialist der Nacht würde alles versuchen, um wieder mit seiner Gefährtin vereint
Weitere Kostenlose Bücher