Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
Vorsicht mahnte. Die Fremden suchten Mitleid zu wecken, aber sie waren nicht aufrichtig, das stand für ihn fest. Sie planten etwas, und das war bestimmt nichts Gutes.
Natürlich hütete Gucky sich, diese Gedanken bis zu ihnen dringen zu lassen. Vielmehr ging er zum Schein auf ihre Worte ein. Ich kann mir vorstellen, wie so etwas ist, gab er mit tiefstem Mitgefühl zurück. Wie nennt ihr euch, und wo liegt euer Heimatplanet?
Wir gehören zu den Cgh-Ring, teilte ihm der Sprecher der Fremden mit. Unsere Heimat liegt nach deinen Begriffen rund 400 Lichtjahre von hier entfernt, und wir mussten sie vor etwa ebenso vielen Jahren eurer Zeitrechnung verlassen. Damals besaßen wir unsere Körper noch, aber sie waren schon in Auflösung begriffen. Man gab uns ein kleines Schiff, damit gelangten wir nach Grosocht und ließen uns hier nieder. Doch unsere Richter hatten dafür gesorgt, dass alle Reaktoren schnell ausbrannten, also konnten wir den Planeten nicht mehr verlassen. Wir waren gezwungen, auf primitive Hilfsmittel zurückzugreifen, aber es gelang uns wenigstens noch, den Notrufsender aufzubauen.
Was habt ihr euch davon versprochen?, forschte Gucky weiter. Ihr konntet kaum annehmen, dass man euch zurückholen würde, nach allem, was geschehen war.
Doch, diese Hoffnung haben wir bis heute, kam es entschieden zurück. Inzwischen ist viel Zeit vergangen, und die Nachkommen der Cgh-Ring müssen längst alles vergessen haben. Eines Tags wird eines ihrer Schiffe unsere Rufe auffangen und hierher kommen. Dann können wir unsere Geister mit denen seiner Besatzung vereinen und wieder in unsere Heimat zurück.
Da müsst ihr vermutlich lange warten, denn euer Sender reicht kaum ein paar Lichtjahre weit, konterte Gucky. Er hatte nun alles erfahren, was es zu erfahren gab, und beschloss, die Fremden zu provozieren, um schneller Aufklärung über ihre Absichten zu erhalten, was Fellmer Lloyd und ihn anbelangte. Im Übrigen glaube ich, dass euch gar nicht so viel daran liegt, setzte er deshalb hinzu. Ihr habt euch hier ein nettes kleines Reich aufgebaut, in dem die Eingeborenen nach eurer Pfeife tanzen müssen, jedes eigenen Willens beraubt. Außerdem benutzt ihr meinen Rassegefährten skrupellos als euer Werkzeug, obwohl er dabei allmählich zugrunde geht. Wie vereinbart sich das alles?
Die Antwort war ein scharfer Impuls des Missfallens, der ihn zusammenzucken ließ. Dann kam das, worauf er instinktiv gewartet hatte. Ein anderer Fremder übernahm die Kommunikation, seine Gedanken kamen überdeutlich und abgehackt: Genug des unnützen Geschwätzes, Ilt! Dein Gefährte in der Kabine ist tatsächlich bald am Ende. Sein Geist wird sich dann vom Körper lösen, bedingt durch den langen Kontakt mit uns. Doch wir haben nun einen guten Ersatz für ihn – du wirst seinen Platz einnehmen …!
Damit waren die Fronten geklärt. Gucky wusste sofort, was folgen würde. Augenblicklich bemühte er sich, eine Blockade gegen den geistigen Ansturm der Cgh-Ring aufzubauen, der prompt erfolgte.
Sie waren stark, sehr stark sogar. Sie schienen auch früher schon über paramentale Gaben verfügt zu haben, und sie setzten diese bedenkenlos ein. Gucky zitterte am ganzen Körper, während er sich mit aller Kraft bemühte, dem geistigen Ansturm standzuhalten. Trotzdem war ihm schon nach wenigen Sekunden klar, dass er unterliegen musste, denn er hatte mindestens zwanzig Fremde gegen sich …
Fellmer Lloyd stand hilflos daneben. Er hatte alles verfolgt, war aber nicht imstande, Gucky zu helfen. Er versuchte zwar, den Abwehrblock des Mausbibers zu verstärken, doch seine Parafähigkeiten lagen nach wie vor brach. Er war nur zu einer körperlichen Intervention imstande und schnellte sich nun vorwärts, um zu der Kabine zu gelangen – vergeblich, denn die unsichtbare Barriere hatte weiterhin Bestand.
Niemand würde ihnen helfen können, wenn es den Cgh-Ring erst gelungen war, sie in ihre Dienste zu zwingen. Guckys Paragaben mussten durch eine Vereinigung mit den Körperlosen eine derartige Potenzierung erfahren, dass ihnen kein normales Lebewesen mehr standhalten konnte. Selbst ein Eingreifen der SOL hätte dann nichts mehr bewirkt und höchstens dazu geführt, dass das Schiff mitsamt seiner Besatzung in die Gewalt der Unterdrücker geriet.
Als Gucky sich schon wie in Krämpfen wand, kam Hilfe von einer Seite, von der weder Lloyd noch er es erwartet hatten. Der Mausbiber in der gläsernen Kabine regte sich. Seine Augen öffneten sich, die Arme
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