Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
der engen Zelle hatte sie kaum ein Auge zugemacht. Sylvia Demmister lehnte sich an den Gleiter und schlief ebenfalls ein.
Am Nachmittag musste sie jedoch ein paar Minuten lang halb wach gewesen sein. Sie erinnerte sich später, dass sie Artur Prax und Joupje Termaar gedämpft reden gehört hatte.
»Wir wissen, dass die Kerle mehr als zwanzigtausend Mann Truppen und Roboter eingeflogen haben«, hatte Joupje gesagt. »Trotzdem sind sie nirgendwo zu sehen. Ich meine, das bedeutet …«
Den Rest hatte Sylvia nicht verstanden. Erst wieder Artur Prax: »… ganz wahrscheinlich ein Fehlschlag. Laut Plan müssen wir die Leute warnen.«
»… und ihnen diese Höhle beschreiben, denn wenn der Rummel losgeht, sind wir nicht mehr hier.«
Sylvia erinnerte sich undeutlich, dass sie an dieser Stelle versucht hatte, wach zu werden; ihr war klar geworden, dass die Dinge eine gefährliche Wende nahmen. Sie hatte noch einen stechenden Geruch wahrgenommen, danach war ihr Bewusstsein wie ausgelöscht gewesen.
Um 19.20 Uhr durchflog Reginald Bulls Gleiter in geringer Höhe ein abseits gelegenes Hochtal. Die Ortungen wiesen keinerlei verdächtige Bewegung aus. Umso erstaunter hörte Bull über Funk die hastig hervorgestoßenen Worte: »Fremdes Fahrzeug … Nehmen Sie die Fahrt herunter! Wir haben Sie im Richtstrahl. Unsere Meldung ist wichtig!«
Der unbekannte Anrufer konnte kein Gegner sein. Wenn er den Gleiter im Richtstrahl hatte, hätte er ihn auch mit einer Thermosalve erwischen können. Bull drosselte also die Geschwindigkeit – für den Anrufer ein Zeichen, dass er verstanden worden war.
»Zwei Dinge sind wichtig«, führte die hastige Stimme aus. »Erstens: Die Aphiliker haben wenigstens zwanzigtausend Roboter und Truppen in den Bezirk eingeflogen. Von diesen ist nirgendwo mehr etwas zu sehen. Vermutlich liegen sie im Hinterhalt. Zweitens: Wir haben zwei Ihrer Leute befreit und in einer Höhle deponiert. Beide stehen unter dem Einfluss eines Betäubungsmittels, weil sie uns sonst an der Abreise gehindert hätten. Eine genaue Beschreibung der Höhle folgt …« Die Beschreibung dauerte mehrere Minuten. Zum Abschluss sagte der Unbekannte: »Bestätigen Sie nicht, sondern handeln Sie nach eigenem Gutdünken!«
Reginald Bull zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen. 19.29 Uhr war vorbei. Während er noch überlegte, welcher der beiden Meldungen er den Vorrang geben sollte, blitzte es südlich der Berge auf.
Fauchend entlud sich das schwere Strahlgeschütz. Wie ein Balken aus sonnenheller Energie stach der tödliche Strahl ins Tal hinab und warf glutende Fontänen auf. Im Osten flammte ein zweiter Glutstrahl auf.
In der Nähe des Geschützes wurde die Hitze der Streustrahlung rasch unerträglich.
Erst zwei oder drei Minuten mochten vergangen sein, als Leven Strout zufällig einen Blick in die Felsnische warf. Im Widerschein der Schüsse sah er, wie in der Wand ein senkrechter Riss entstand und sich rasch ausweitete. Aus zusammengekniffenen Augen beobachtete er das Phänomen. Erst als die gelbbraune Gestalt eines K2-Roboters aus dem Spalt hervorbrach, begriff er die tödliche Gefahr.
Gleichzeitig mit seinem warnenden Aufschrei riss er den Strahler hoch, den er von Percellar erhalten hatte, und feuerte. Der Ka-zwo explodierte; aber das bedeutete nichts. Der Spalt war inzwischen breiter, und durch die Öffnung erkannte er einen Strom von schwer bewaffneten Menschen und Robotern. Sie drängten auf die Felsplattform heraus.
Die Explosion hatte Percellar und seine Leute aufmerksam gemacht. Sie waren geübte Kämpfer: Ihre Überraschung war binnen einer Zehntelsekunde überwunden. Sie nahmen die Angreifer unter gezieltes Feuer. Der Feind dagegen schoss nur vereinzelt und unkonzentriert. Trotzdem erkannte Sergio Percellar die Übermacht und sah, dass er die Position nicht halten konnte.
»Zurück!«, befahl er seinen Leuten.
Das schwere Strahlgeschütz schickte seine Energiebündel weiter ins Tal hinab. Die Männer schwärmten nach links aus, um zu verhindern, dass die Gegner das Felsband besetzten und ihnen den Rückweg abschnitten. Mit schweren Impulsstrahlern hielten Percellar und Strout die aus dem Felsspalt quellenden Angreifer in Schach, während der Rest ihrer Gruppe sich zurückzog.
»Hau ab!«, zischte Percellar kurz darauf. »Ich halte die Stellung, solange ich kann. Gib mir von drüben Feuerschutz!«
Strout hetzte los. Im Schutz einer Felsnadel lauerten mehrere Angreifer. Eine schlecht gezielte Salve fauchte
Weitere Kostenlose Bücher