Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
den Verstand zu verlieren.
Kurz darauf stand er vor einem hochgewachsenen, hageren Mann, der ihn aus kalten Augen musterte und Fragen stellte, die Ranjit Singh in seinem Entsetzen gar nicht verstand. Schließlich wurden ihm die Arme auf den Rücken gefesselt, und dann ging es in einen der Gänge hinein. Ranjit war nicht einmal in der Lage, auf den Weg zu achten.
Erst als er begriff, dass er nicht sofort sterben würde, verlor er einen Teil seiner Angst. Die Aphiliker waren gekommen, um die OGN zu überfallen. Er, Ranjit Singh, war der Einzige, der von der drohenden Gefahr wusste. Ihr Eindringen war so geräuschlos erfolgt, dass vierzehn oder fünfzehn Stockwerke tiefer niemand etwas bemerkt haben konnte.
Die Erkenntnis, dass ausgerechnet von ihm das Schicksal der Immunen abhing, traf Ranjit wie ein Schwall eiskalten Wassers. Er hasste Situationen, in denen er zu einer Entscheidung gedrängt wurde, aber es lag an ihm, ob die OGN diesen heimtückischen Angriff abwehren konnte.
»Wir halten sie auf, Sir!«, versprach Leven Strout zuversichtlich. »Wir verschaffen Ihnen Zeit, den Evakuierungsplan durchzuführen.«
Santarem, Cranoch und Sylvia Demmister hatten Bulls Quartier sofort verlassen. Im Angriffsfall musste jeder seinen Posten unverzüglich beziehen. Von der Kommunikationszentrale wurde der vereinbarte Hyperimpuls zu Ovarons Planet abgestrahlt, damit der dortige Transmitter aktiviert wurde.
Reginald Bull begab sich in die Transmitterhalle, in der aus lemurischen Beständen zwei Großtransmitter installiert worden waren. Beide Aggregate befanden sich schon in Betrieb. Transportroboter stapelten schwere Lasten in unmittelbarer Nähe eines der Transmitterbogen. Ein Eingang wurde für die Kinder, Frauen und Männer der OGN freigehalten. Für sie stand der Transmitter bereit, dessen Transportfeld nach Ovarons Planet führte. Der Einsatz zweier Transmitter war notwendig, weil sowohl Sender als auch Empfänger starke Echoimpulse abstrahlten, die angepeilt werden konnten. Die Flucht einer großen Zahl von OGN-Angehörigen auf Ovarons Planet wäre nicht lange geheim geblieben. Bully musste damit rechnen, dass Casalle die Flotte mobilisieren und die Welt der Frauen angreifen würde.
Wegen der großen Entfernung waren die Echoimpulse von Ovarons Planet auf der Erde erheblich schwerer zu registrieren als diejenigen des Senders in Porta Pato. Gab es einen zweiten Empfänger, der von der Erde weniger weit entfernt war, würden dessen Echos die der Ovaron-Gegenstation übertönen, womöglich sogar unhörbar machen. Aus diesem Grund gab es zwei auf Sendung geschaltete Geräte. Eines davon war auf Ovarons Planet justiert, das zweite führte nach Goshmos Castle. Den Wissenschaftlern der OGN war es in mühsamer Arbeit gelungen, einen jener auf Goshmos Castle stationierten Transmitter über Fernbedienung zu aktivieren, die einst der abtrünnigen Ploohn-Königin Zeus gehört hatten. Goshmos Castle umlief die Sonne Medaillon auf einer engeren Bahn als die Erde. Die Welt der Mucierer war in diesen Tagen kaum mehr als eine astronomische Einheit von Terra entfernt. Der Empfangstransmitter dort würde tausendfach stärkere Energie-Echos liefern als der Ovaron-Empfänger.
Da die Intensität des Echo-Signals aber zugleich von der Masse des transportierten Objekts abhing, sorgten die bereitgestellten Lasten dafür, dass der auf Goshmos Castle justierte Transmitter nicht leer lief. Die aphilischen Fachleute würden zu keinem anderen Schluss kommen können, als dass die OGN sich zum inneren Planeten des Medaillon-Systems abgesetzt hatte.
Nur knapp dreihundert OGN-Mitglieder sollten auf der Erde bleiben, auf Schleichwegen an die Oberfläche gelangen und Verstecke aufsuchen. Mit dieser Kernmannschaft, zu der die kampferprobtesten Immunen gehörten, wollte Reginald Bull auf der Heimatwelt bleiben und die Geschicke der Menschen bis zu jenem Augenblick begleiten, da die Erde in den hyperenergetischen Trichter des Schlundes stürzte. Von den Immunen zweifelte niemand ernsthaft daran, dass dieser Sturz erfolgen würde.
Inzwischen hatte Leven Strout mit seinen Truppen, die fast zu einem Drittel aus lemurischen Kampfrobotern bestanden, die Verteidigungsstellungen bezogen. Er befand sich in ständiger Verbindung mit der Kommandozentrale, von wo aus die Zugänge zu Porta Pato und der Vormarsch der aphilischen Truppen überwacht wurden.
Alle Wege führten mehr oder weniger radial zum Kern des Stützpunkts. Die Verteidigungslinie bildete einen
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