Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
gegeneinander verkantet, hatten offenbar dafür gesorgt, dass er nicht von den Trümmern zu Tode gequetscht wurde. Allerdings war das Gleichgewicht prekär. Ranjit wagte kaum, sich zu bewegen, aus Furcht, er könne alles ins Rutschen bringen.
Außer dem Knistern des Staubs vernahm er keine Geräusche. Er fragte sich, ob die Explosion die Aphiliker und ihre Roboter begraben hatte und ob der Widerhall laut genug gewesen war, um die eigenen Leute zu warnen. Ranjit vermutete, dass die Behälter chemische Sprengstoffe enthalten hatten. Er konnte von Glück sagen, dass er noch am Leben war.
Während er in der Finsternis verharrte, spürte er einen sanften Luftzug. Verdutzt tastete er erneut um sich und fand schließlich inmitten der Trümmer einen Stein, den er leicht bewegen konnte. Jeden Augenblick gewärtig, dass der Schuttberg ihn unter sich begrub, zog er den Stein vollends heraus. Danach spürte er den Luftzug deutlicher. Er entfernte zwei weitere Steine – und dann kam der Moment, in dem der Schutt tatsächlich ins Rutschen geriet. Ranjit wurde halb unter lockerem Geröll begraben, aber dann stellte er fest, dass vor ihm kein Widerstand mehr war. Hastig arbeitete er sich aus den Trümmern hervor und bemerkte, dass zwar der bisherige Hohlraum weitgehend eingefallen, dafür aber der Weg nach außen frei geworden war.
Auf Händen und Füßen schob er sich durch die Dunkelheit. Mehrmals hielt er inne, um sich zu orientieren. Jedes Mal spürte er neben sich raues Gestein, vor ihm war jedoch der Weg frei. Als er sich schließlich aufrichtete und feststellte, dass er mit ausgestreckten Armen die Decke nicht erreichen konnte, kam er sich wegen seiner mühseligen Kriecherei ziemlich lächerlich vor. Er befand sich offenbar in einem unzerstörten Korridor. Der Gang hatte nur entweder nie eine Beleuchtung besessen, oder sie war nach der Explosion ausgefallen.
Ranjit schrie entsetzt auf, als er gegen etwas Weiches stieß und als aus dem Weichen auch noch zwei kräftige Tentakel schossen, die sich um seinen Leib legten.
»Die Stimme kenne ich«, erklang es schrill vor ihm. »Der Kerl hat doch immer nur gejammert oder geschrien.«
Einer der Tentakel löste sich von Ranjits zitterndem Körper. Gleich danach flammte ein mattes Licht auf. Ranjit sah einen Mann, der nicht größer war als er selbst, dafür aber dreimal so dick. Der Dicke war schlampig gekleidet, jedoch ausgezeichnet bewaffnet. Er mochte zwischen sechzig und siebzig Jahren alt sein.
»Du bist … du bist …«, Ranjit Singh traute seinen Augen nicht, »du bist … Joupje Termaar.«
Der Dicke nickte. »Und du scheinst Ranjit Singh zu sein, der Hasenfuß, der uns mit seiner Jammerei in Parkutta fast um den Verstand gebracht hätte.«
Ranjit nickte hastig und strahlte dabei, als wäre ihm soeben das größte Lob zuteil geworden. »Ja, der bin ich«, beteuerte er.
Reginald Bull traf Sylvia Demmister auf dem Gang vor der Transmitterhalle. »Sie standen auf der Liste derjenigen, die nach Ovarons Planet gehen!«, hielt er ihr vor.
»Ich habe mich nicht eingetragen«, antwortete die Frau bitter. »Auf Ovarons Planet habe ich schon gar nichts verloren, deshalb bleibe ich bei Ihnen. Im Übrigen sollten Sie froh sein, dass ich noch hier bin. Sonst passt ja niemand mehr auf die Messgeräte auf.«
»Was wollen Sie damit sagen?«, fragte er misstrauisch.
»Die Radioaktivität steigt seit einer Stunde«, erklärte Sylvia.
»Was für Radioaktivität?«
»Gammastrahlung. Sie kommt aus der Richtung des Arsenals.«
Reginald Bull rechnete überschlägig. Vor ungefähr einer Stunde hatte die Explosion stattgefunden. Gab es da einen Zusammenhang?
»Gehen Sie zurück an Ihre Instrumente«, trug er der Frau auf, »und schlagen Sie Alarm, sobald die Strahlung gefährliche Ausmaße annimmt!« Damit ließ er sie einfach stehen und hastete in Richtung der Verteidigungslinie. Die Aphiliker waren zunächst nur zögernd in das Vakuum hineingestoßen, das Strouts Rückzug hinterlassen hatte. Inzwischen aber hatten sie alle Reserven mobilisiert. Bull hörte schon aus der Ferne das charakteristische Fauchen der Strahlwaffen.
Er fand Leven Strout und vier Begleiter an einer Gangkreuzung und warf sich neben ihnen in Deckung. »Wie lange noch?«, wollte er von Strout wissen.
Der stämmige Mann zuckte mit den Schultern. »Unsere Verluste halten sich in Grenzen. Aber ich fürchte, dass die Aphiliker in Kürze Roboter auffahren werden, denen wir mit unseren Störgeneratoren nichts
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