Silberband 086 - Inferno der Dimensionen
Frage mit einer höchst ominösen Bemerkung: »Es gibt kaum etwas Schwierigeres, als das Kommen und Gehen eines Mannes wie Raphael zu erforschen.«
Im Rechnerraum inspizierte er zuerst die Geräte, die der letzte Wachposten zurückgelassen hatte. Sie waren in Ordnung. Die Männer hatten für ihre Bequemlichkeit auch einige Sitzmöbel heruntergebracht. Reginald Bull ließ sich in einem der altmodischen Sessel nieder und streckte die Beine weit von sich. Sylvia folgte seinem Beispiel.
»Von jetzt an warten wir?«, erkundigte sich Ironside.
»Das habe ich vor.«
»Glauben Sie, dass überhaupt etwas geschehen wird?«
»Ich bin mir sicher. Nur wann, das weiß ich leider nicht.«
»Es kann also sein, dass wir umsonst hier sitzen?« Ironside nahm umständlich im letzten freien Sessel Platz. »Ich bin an Geheimnisse gewöhnt, aber diese sind göttlicher Natur«, beschwerte er sich. »Sie als Mensch könnten ruhig etwas offener sein.«
Die Aggregate erwachten plötzlich zum Leben. Leises, helles Summen erfüllte den Raum.
»Was ist das?«, fragte Sylvia überrascht. »Wer hat eingeschaltet?«
»Der Gegner«, antwortete Reginald Bull. »Ironside, Sie werden doch auf Ihre Kosten kommen. Das Geheimnis lüftet sich.« Er stand auf, ging zu einer Schalttafel und legte die flache Hand auf den Hauptschalter. Die Aggregate verstummten sofort wieder. Dann ging Bull zu seinem Sessel zurück.
Zu seiner Rechten stand der Tisch, auf dem Termaars Wachposten den größten Teil ihrer Messgeräte montiert hatten. Eines davon war ein kleines Bildgerät. Unvermittelt leuchtete die Bildfläche auf. Schriftzeichen erschienen. Reginald Bull beugte sich nach vorne und las: WARNUNG! DER PLAN DER VOLLENDUNG DARF NICHT GESTÖRT WERDEN!
Im selben Augenblick lief die Positronik wieder an.
Sylvia Demmister und Ironside hatten die Schrift ebenfalls gelesen. Sie war etwa eine Minute lang zu sehen gewesen, bevor sie wieder erlosch.
»Plan der Vollendung«, murmelte die Frau. »Was soll das?«
»Der Begriff ist mir neu«, gestand Reginald Bull. »Aber dass es etwas Heroisches sein würde, war mir klar.«
»Sie klingen sarkastisch«, bemerkte Vater Ironside.
»Das muss man auch, wenn man es mit einem Gegner zu tun hat, der von Vollendung redet, ohne zu wissen, was das ist.«
»Sie sprechen immer noch in Rätseln«, beklagte sich der Mönch. »Warum ist der Rechner angelaufen?«
»Weil die Fertigung wieder in Betrieb gesetzt wird.«
»Die Fertigung?! Es sind keine Rohstoffe da, keine Leute für die Überwachung …«
»Eben«, fiel ihm Bull ins Wort. »Denken Sie an Tafeng!«
Vater Ironsides Augen wurden groß vor Schreck. »Sie meinen … die Northern Tiger Lilly soll ebenso vernichtet werden wie die Werft in Tafeng?«
»Ja, das meine ich. Können Sie sich vorstellen, warum?«
»Es fällt mir ziemlich schwer«, stieß Ironside hervor. »Die Northern Tiger Lilly ist die einzige Werft, die Raphaels Gigantraumschiffe bauen kann. Wird sie zerstört, gibt es keine Evakuierung …«
»Tafeng und Atacama!«, stieß Sylvia schrill hervor. »Der Untergang der GALAXIS-Raumer! Und jetzt die Northern Tiger Lilly! Jemand will die Menschheit daran hindern, sich in Sicherheit zu bringen!«
»Genau so ist es«, bekräftigte Reginald Bull. »Und das war es von Anfang an. Ein Plan besteht, der dafür sorgen soll, dass die Menschen die Erde nicht verlassen: der Plan der Vollendung.«
»Was schert mich dieser Plan?« Sylvia sprang auf. »Noch sind wir nicht so weit, dass wir uns alles gefallen lassen müssen …« Sie wies auf die Schalttafel. »Ich schalte das Ding wieder aus.«
»Vorsichtig!«, riet Bull.
Etwas in seiner Stimme dämpfte Sylvias Tatendrang. Beinahe zaghaft trat sie auf die Schalttafel zu und streckte den Arm aus. Die Finger näherten sich dem Sensorschalter. Da gab es einen trockenen Knall. Der Sensor zerbarst in winzige Bruchstücke. Eines davon verletzte Sylvia an der Wange.
Sie wich entsetzt zurück. »Ich habe das Ding überhaupt nicht angefasst«, ächzte sie.
»Der unsichtbare Planer weiß sich zu schützen«, bemerkte Bull. »Ich sagte schon einmal, dass er sich in unserer Technik auskennt und um jedes unserer kleinen Geheimnisse weiß.«
Sylvia wischte sich das Blut von der Wange und schlug mit der flachen Hand auf ihren breiten Gürtel. »Es gibt noch eine Methode«, sagte sie finster.
»Natürlich gibt es die«, murmelte Reginald Bull. »Aber sie wird ebenso wenig Erfolg haben wie die erste.«
»Habe ich Ihre
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