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Silberband 087 - Das Spiel der Laren

Titel: Silberband 087 - Das Spiel der Laren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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da das Planhirn nicht reagierte. Deshalb war Lraton Perlat unfähig, seine Situation zu begreifen.
    Erst nach einiger Zeit setzten sich andere Sinneseindrücke durch. Die Verzögerung ergab sich aus der anhaltenden Strukturverhärtung des Haluters. Nur allmählich registrierte sein Bewusstsein eine Diskrepanz zwischen dem Innendruck des Körpers und dem Außendruck sowie ein zunehmendes Kältegefühl.
    Als das Planhirn endlich wieder seine Tätigkeit aufnahm, erkannte Perlat, dass er im Weltraum trieb. Die Rotation der Farben ergab sich aus den verschiedenfarbigen Gasschleiern der weiteren Umgebung und der steten Drehung seines Körpers.
    Lraton Perlat konnte wie jeder Haluter ohne technische Hilfsmittel ungefähr fünf Stunden lang im Vakuum überleben. Er wusste aber nicht, wie lange er schon im Weltraum trieb. Deshalb konnte er nur schätzen, dass ihm vielleicht noch eine Stunde Zeit blieb, bis der schutzlose Zustand zu einem schleichenden Wärmeverlust führte.
    Dass er die Explosion der falschen MARCO POLO überlebt hatte, akzeptierte er, ohne sich darüber Gedanken zu machen. Dringender war die Frage, wie er seine Drehbewegung reduzieren und sich orientieren konnte. Vielleicht trieben in erreichbarer Nähe größere Wrackstücke. Falls er darin keinen Schutz vor dem Vakuum fand, würde feste Materie zumindest das Problem der Wärmeregulierung lösen. Sein Konvertermagen wandelte so ziemlich alles in Energie um.
    Perlat stopfte die verkohlten Fetzen seines Kampfanzugs in sich hinein. Das reichte, um im Umwandlungsprozess eine geringe Gasmenge freizusetzen, die er durch den Rachen ausstieß. Die überschlägige Berechnung des Planhirns erwies sich als zutreffend, Perlat schaffte es tatsächlich, seine Bewegung durch den schwachen Rückstoßeffekt zu verlangsamen.
    Endlich konnte er sich orientieren. Ein schwacher Halo diffuser Gase breitete sich vor ihm aus. Das musste die teilweise verdampfte Materie der falschen MARCO POLO sein.
    Er entdeckte zudem zahlreiche kleine und größere Trümmerbrocken. Perlat hatte das nicht anders erwartet, denn wenn das Schiff vollständig verglüht wäre, hätte er den Tod gefunden.
    Während er sich nur noch langsam um seine Querachse drehte, musterte er die Wrackteile. Manche ließen hoffen, dass sich in ihnen Hohlräume befanden, die für längere Zeit einen relativ sicheren Unterschlupf bieten konnten.
    Doch jäh entdeckte er etwas, das ihn in größte Erregung versetzte. Es war ein kugelförmiger Körper, dessen schwarze Oberfläche fahl das Licht der Sterne brach. Das Raumschiff, mit dem Jotan Menc und er gekommen waren! Perlat hatte als sicher angenommen, dass die Explosion der falschen MARCO POLO dieses Schiff ebenfalls vernichtet hatte.
    Es ist ebenfalls vom Explosionsdruck abgestoßen worden, überlegte der Haluter. Er versuchte, die eigene Fluchtgeschwindigkeit einzuschätzen, aber das war ein mit vielen Fehlerquellen behaftetes Unterfangen. Immerhin kam er zu dem Ergebnis, dass er das kleine Raumschiff vielleicht würde einholen können.
    Suchend schweifte der Blick seiner drei Augen voraus. War da nicht etwas? Ein fahler Schimmer, der sich kaum gegen den Hintergrund abzeichnete? Er hatte sich getäuscht.
    Aber nein, da war es wieder. Es musste ein kleineres Wrackstück sein, das sich vor ihm bewegte. Er kam näher, konnte es schon nach wenigen Minuten mit einem seiner Handlungsarme erreichen. Fast krallte er die Finger in das geschmolzene und bizarr wiedererstarrte Stück Metallplastik.
    Dann biss er zu. Das Raubtiergebiss wurde mit dem Stahl mühelos fertig, und der Konvertermagen wandelte die zerkleinerte Masse sofort um.
    Wie viel Zeit blieb ihm noch? Perlat wollte es gar nicht wissen. Er würgte und stieß das Gas aus, das als Nebenprodukt der Energiegewinnung im Magen erzeugt wurde. Stolz erfüllte ihn in dem Moment. Ja, er war stolz, ein Haluter zu sein. Auch wenn seine Vorfahren diese Galaxis an den Rand des Untergangs getrieben hatten. Das lag 50.000 Jahre zurück. Lange genug, um das Mordbrennen von einst nicht mehr als Belastung zu empfinden, aber immer noch bedrohlich nahe, die Mahnung zu verstehen. Das Volk der Haluter führte keine Kriege mehr.
    Benommenheit stieg in ihm auf.
    Es gab nichts mehr, was er noch tun konnte. Zur Rettung fehlte ihm eine halbe Stunde, vielleicht sogar weniger. Er wollte es gar nicht wissen.
    Lraton Perlat schloss die Augen. Noch schwebte er durch die Unendlichkeit. Aber da war auch das Gefühl, in eine endlose Tiefe zu stürzen.

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