Silberband 087 - Das Spiel der Laren
sind«, sagte Leiz mit eigenartiger Betonung.
Wir befanden uns in einer Messe und waren allein. Bis jetzt hatte sie mir zögernden Widerstand entgegengesetzt. Doch das änderte sich schlagartig. Unsere Lippen berührten sich.
Hinter mir kreischten drei Matten-Willys auf, die sich unbemerkt hereingeschlichen hatten. Leiz fuhr erschrocken von mir zurück. Ihr Fingernagel schnitt über meine linke Augenbraue. Ich verspürte den Schmerz und riss unwillkürlich die Hand hoch. Plötzlich wimmelte es von Posbis und Matten-Willys um uns herum. Sie zerrten die Frau weg.
»Sind diese Biester verrückt, Galto?« rief sie empört. »So helfen Sie mir doch!«
Sie hatte gut reden. Hübsch sah sie ja aus, aber wie konnte sie so etwas von mir verlangen? Ebenso gut hätte sie erwarten können, dass die Bewohner von Denmork II mich sofort nach meiner Landung zu ihrem höchsten Vhrato-Priester erheben würden. Sie hatte nicht die Spur einer Ahnung davon, was meine Freunde bewerkstelligen konnten.
»Natürlich helfe ich Ihnen, Leiz!« versprach ich. Obwohl ich nichts tun konnte. Ich fühlte mich ebenfalls von allen Seiten gepackt. Metallene Arme mit sorgfältig gepolsterten Greifwerkzeugen hoben mich hoch und erlaubten mir keine Bewegung mehr. Ich schwebte in ungefähr zwei Metern Höhe und steif wie ein Brett über wenigstens sieben Posbis. Hastig setzte sich der Zug in Bewegung. Unter mir schrien die Matten-Willys und überschütteten mich mit heftigsten Vorwürfen, weil ich meine kostbare Gesundheit in Gefahr gebracht hatte. Niemals hätte ich die Lippen der Frau berühren dürfen.
»Ihr Wahnsinnsvögel«, keuchte ich gegen die Decke, weil ich den Kopf nicht wenden konnte. »Ein Mann meiner Sorte ist gegen derartige Bakterienstämme gefeit.«
Ich ließ ja allerlei mit mir anstellen, aber irgendwann war der Punkt erreicht, an dem ich streiken musste. Dass sie mir den Mund mit einem Sterilisationsmittel ausspülen und meinen Kreislauf mit stützenden Medikamenten behandeln würden, das war mir klar. Ich fürchtete nur wieder einmal, dass sie bei der Gelegenheit meine Lippen und die Zunge gegen synthetisches Material auswechseln würden. Nicht auszudenken, was geschehen konnte, wenn ich mir über diesen harmlosen Flirt hinaus alle anderen Wünsche erfüllt hätte.
»Galto Quohlfahrt«, hörte ich Rhodans Stimme neben mir. »Ich muss Sie sprechen.«
Meine Freunde kümmerten sich nicht um ihn. Sie schleppten mich mit haarsträubendem Tempo zum Medocenter. Dabei veranstalteten sie einen derartigen Lärm, dass ich nicht feststellen konnte, ob der Terraner mir folgte.
»Rhodan, sind Sie noch da?« brüllte ich.
»Vorsicht, Galto, deine Stimmbänder!« kreischte ein Matten-Willy. »Sie halten das nicht aus.« Demnächst würden mir meine Freunde noch das Essen verbieten, weil jede Verdauung mit bakterieller Tätigkeit verbunden war.
Ursprünglich hatte ich mir unter der Fürsorge von Posbis und Matten-Willys ein bequemes und sorgenfreies Leben vorgestellt. Meine Hoffnungen waren auch zum Teil in Erfüllung gegangen. Aber inzwischen übertrieben meine Freunde. Der Zeitpunkt war abzusehen, an dem ich keinen Schritt mehr tun konnte, ohne von ihnen verbessert zu werden.
»Verdammt, Quohlfahrt, beenden Sie diesen Zirkus!« Das war wieder Rhodan.
»Bei Vhrato, ich wünschte, ich könnte es«, antwortete ich. Das hinter mir zugleitende Schott des Medocenters erstickte meine Worte.
Endlich kippten mich die Posbis herum. Ich erblickte die medizinischen Einrichtungen der KOLTEY. Die Schar meiner halbrobotischen und organischen Freunde umgab mich so dicht, dass niemand eine Chance hatte, an mich heranzukommen. Posbis wie Matten-Willys arbeiteten in fieberhafter Eile, als sei mein Leben durch den Kuss in höchster Gefahr.
Energiefelder pressten mich in den Behandlungsstuhl. Schläuche schoben sich in meinen Mund. Ich erbrach mich fast unter dem Schwall einer stechend scharfen Desinfektionsflüssigkeit, die Lippen, Zunge und Gaumen überspülte. Während sie mir Blut für eine Blitzanalyse entnahmen, wurden mir bereits aufbauende Medikamente in die Adern gepumpt.
Plötzlich spritzten Posbis und Matten-Willys zur Seite. In der entstehenden Lücke bemerkte ich den Mausbiber Gucky, der schadenfroh seinen Nagezahn entblößte. Hinter ihm standen Perry Rhodan und Fellmer Lloyd.
»Das hast du davon, du Lustmolch, dass du mit den Puppen der KOLTEY herumknutschst«, erklärte Gucky, wobei er vor Vergnügen mit seinem Schwanz auf den Boden
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