Silberband 087 - Das Spiel der Laren
trommelte. »Was sind das überhaupt für altmodische Sitten? Heutzutage wird elektrisch geküsst, verstanden?«
Ich stöhnte. Ein taubes Gefühl über meinem Auge verriet mir, dass meine Freunde mittlerweile die natürlich gewachsene Augenbraue entfernt und dafür ein synthetisches Hautstück eingesetzt hatten. Ich hoffte, dass sie es mit Härchen versehen hatten.
»Sei vorsichtig, Gucky!« antwortete ich. »Wenn du nicht still bist, mache ich die Posbis darauf aufmerksam, dass ein Mausbiber mit nur einem Zahn über ein absolut funktionsuntüchtiges Gebiss verfügt. Das wird meine Freunde mit Sicherheit dazu veranlassen, dir so ein Prachtgebiss zu verpassen, wie ich eines habe.« Ich zeigte ihm meine Zähne. Der Ilt erschrak so heftig, dass er in Sicherheit teleportierte.
Ich lachte leise. Im Grunde genommen bereitete mir das Gehabe der Posbis ein diebisches Vergnügen. Fellmer Lloyd hatte das bereits erkannt. In seinen Augen entdeckte ich ein verräterisches Funkeln.
Ich fragte mich, was die Posbis im La uf der kommenden Jahre von mir übrig lassen würden. Ich war wild entschlossen, gewisse Dinge nicht gegen angeblich besseres Material auswechseln zu lassen. Ein Mann hat schließlich auch seinen Stolz, und wer will schon auf alles verzichten?
Ich nahm mir vor, die Posbis zu fragen, ob sie mir auch telepathische Eigenschaften einpflanzen konnten. Immerhin musste es einen gewissen Reiz haben, wenn ich wie Fellmer Lloyd die Gedanken jeder Frau verfolgen konnte.
»Beherrschen Sie sich, Galto!« riet der Telepath. »Wir haben keine Zeit für derartige Scherze.«
Die unsichtbaren Fesseln fielen von mir ab. Ich setzte mich auf und tastete nach meiner Augenbraue. Erleichtert atmete ich auf. Dann schaute ich Rhodan an. In seinem Gesicht arbeitete es. In diesen Sekunden benötigte ich keine telepathischen Fähigkeiten, um erkennen zu können, was er von mir dachte.
»Galto«, sagte er kühl. »Sie sollten mir endlich sagen, wie Sie sich die erste Begegnung auf Denmork vorstellen. Sie haben gewisse Vorschläge gemacht. Bitte präzisieren Sie diese.« Er wandte sich der Tür zu. »Sie werden Verständnis dafür haben, dass wir das Gespräch nicht gerade hier führen werden«, fügte er hinzu.
Ich räusperte mich, brach aber erschrocken ab. Einer der Posbis bewegte sich schon. Mit einem Satz näherte ich mich der Tür.
»Selbstverständlich, Sir«, sagte ich hastig.
Rhodan eilte im Sturmschritt auf den nächsten Antigravschacht zu. Ich folgte ihm nicht im gleichen Tempo, weil ich einen Posbi bemerkt hatte, der hinter der offenen Tür einer Gerätekammer stand. Fellmer Lloyd trat an mir vorbei und berührte die Kontaktplatte. Das Türschott glitt zu. Ich blickte mich um. Da außer uns niemand auf dem Gang war, lief ich befreit hinter Rhodan her.
»Wie halten Sie das nur aus?« fragte er, als ich zu ihm in den aufwärts gepolten Antigravschacht sprang.
»Unter normalen Umständen ist es ganz angenehm, sich in dieser Weise versorgt und umhegt zu wissen«, antwortete ich.
Er musterte mich prüfend. »Normale Umstände? Was verstehen Sie darunter?«
»Das kann ich eigentlich nicht sagen, Sir. Ich habe noch keine erlebt.« Ich meinte es ehrlich. Deshalb verstand ich nicht, weshalb Fellmer Lloyd so unverschämt lachte.
Rhodan verließ den Schacht dicht vor mir. Icho Tolot stand im Eingang zur Hauptzentrale. Der Haluter öffnete den Mund, sodass die gewaltigen Raubtierzähne sichtbar wurden. Ich streckte ihm abwehrend die Hand entgegen. »Nichts sagen«, bat ich rasch. »Sie gefährden meine Trommelfelle.«
Er beugte sich leicht nach vorn, sodass er mich von oben herab betrachten konnte. Ich kam mir vor wie ein Insekt unter dem Mikroskop. Mir war unwohl in meiner Haut, da ich nie gelernt hatte, mit solchen Kolossen umzugehen, die mich um eineinhalb Meter überragten und in den Schultern noch um fast sechzig Zentimeter breiter waren, als ich in der Länge maß. Ein dumpfes Grollen drang aus Icho Tolots Kehle.
»Ich nehme an, dass er lacht«, sagte ich zu Lloyd. Der Telepath lächelte verständnisvoll. Er schob mich in die Zentrale. »Selbstverständlich«, erwiderte er. »Allerdings ist Tolot äußerst behutsam dabei. Eigentlich hat er nur etwas lauter geatmet als sonst.«
Das Grollen steigerte sich zu einem orkanartigen Brüllen. Dann aber glitt das Schott hinter mir zu, und das Getöse ebbte ab. Ich atmete auf. Den Aufenthalt an Bord hatte ich mir weniger anstrengend vorgestellt.
Gucky lag in einem Polstersessel
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