Silberband 087 - Das Spiel der Laren
der Heimat geschehen. Atlan?«
Der Arkonide bemühte sich, kurz und sachlich zu bleiben. Geschickt flocht er in seine Schilderung Argumente für seine Handlungsweise ein, die überzeugen mussten. Er vergaß auch nicht, die Gründung der neuen galaktischen Allianz zu erwähnen, der GAVÖK. Letztlich kam er auf den Vhrato zu sprechen.
»Es ist natürlich kein Zufall, dass dieser Mythos entstand. Seine Wurzeln liegen in der Unterdrückung durch die Laren und im Wunsch der Menschen, wieder frei zu sein. Es wäre kurzsichtig von mir gewesen, alle diesbezüglichen Sekten zu verbieten, wenngleich ich eine negative Auswirkung nicht ausschließlich konnte. Nach und nach gelangte ich ebenfalls zu der Überzeugung, dass mit dem Vhrato niemand anders als Perry Rhodan gemeint ist.«
»Wieso soll das negativ sein?« fragte Ras Tschubai erstaunt.
»Weil eine enttäuschte Hoffnung immer gefährlich ist. Ich konnte nicht wissen, dass Perry noch lebt und sogar Aussicht auf seine Rückkehr besteht.«
»Beides ist der Fall. Gewissermaßen haben wir mit unserem Geisterspiel versucht, den Vhratokult zu stärken und die Hoffnungen zu schüren. Mit Erfolg, wie jeder zugeben muss.«
Atlans Gesicht blieb unbewegt. »Trotzdem bleibe ich bei meiner Auffassung, Ras. Ich halte den Vhrato nicht für den richtigen Weg, die Menschen zu mobilisieren. Wir haben eine bessere Methode gefunden, mit den Laren zurechtzukommen. Metaphysische Parolen mögen gut und schön sein, aber sie sind nicht das Mittel, eine Macht wie das Konzil auf Dauer zu beeindrucken. Dazu gehört mehr. Wir haben die Völker der Galaxis zu einem starken Bund vereint, der eines Tags dem Konzil die Stirn bieten wird.«
Wieder konnte sich Tschubai eines leichten Unbehagens nicht erwehren. Es war nicht so sehr die Tatsache, dass Atlan anderer Meinung war, sondern vielmehr die Vermutung, dass ihm Rhodans baldige Rückkehr keine Freudenausbrüche entlockte. An mangelnder Solidarität und Freundschaft konnte es nicht liegen. Also mussten andere Gründe existieren. Aber welche? Der Teleporter fragte nicht danach. Ohnehin fuhr Atlan fort: »Zudem haben wir die Multi-Cyborgs, die uns bereits gute Dienste geleistet haben. Sie sind greifbarer als ein bloßer Mythos.«
Ras Tschubai antwortete nicht und stellte auch keine Fragen. Atlan kannte die Verhältnisse besser als er oder Ahrat. Warum aber seine reservierte Haltung gegen den Vhrato, die Quasipersonifikation Perry Rhodans? War das nicht unlogisch? Welche Pläne konnte Rhodans Rückkehr durchkreuzen, wenn nicht jene des Konzils und der Laren?
Hinzu kamen andere Überlegungen. War die Neue Menschheit, wie Atlan und Glytha Vermeeren sie genannt hatten, wirklich bereit, Perry Rhodan wieder als ihren Anführer aufzunehmen und zum Administrator zu wählen? Oder befand sich diese Menschheit schon zu sehr auf dem von Atlan bestimmten neuen Weg?
Es war Senco Ahrat, der Ras Tschubai von solchen Gedanken ablenkte, weil er ein vorerst wichtigeres Thema anschlug. »Unsere Treibstoffvorräte sind bald erschöpft. Die letzte Nugas-Kugel ist angeschlossen. Uns bleibt nur die Hoffnung, dass Olymp nicht so stark bewacht wird wie die anderen beiden Planeten. Was sollen wir tun?«
Atlan ließ sich Zeit mit der Antwort. Natürlich gab es in der Provcon-Faust längst einen vierten Depotplaneten. Er wäre kein Risiko eingegangen, Ahrat die Koordinaten mitzuteilen, aber er tat es nicht. Und das hatte gute Gründe.
Die Neue Menschheit war ahnungslos, was Perry Rhodan und das Schicksal der verschollenen Erde anging. Sie wusste noch nicht, dass Rhodan vielleicht schon am nächsten Tag zurückkehren konnte. Wenn die Menschen das erfuhren, waren unkontrollierbare Reaktionen nicht auszuschließen, die Atlans Pläne gefährdeten. Der Arkonide war fest davon überzeugt, das Konzil eines Tags aus der Milchstraße verdrängen zu können. So widersprüchlich es auch zu sein schien: Rhodan würde ihn bei seinem Vorhaben derzeit nur behindern.
Aber wie sollte er das Ahrat und Ras Tschubai klar machen? Sie würden es niemals verstehen.
»Für die SZ-2 bleibt nur Olymp«, sagte er endlich. »Vielleicht versuchen wir ein Ablenkungsmanöver, ich weiß es noch nicht. Jedenfalls werde ich alles tun, um euch zu helfen. Da ist aber noch ein für mich bedeutsames Problem: Glytha Vermeeren und ihre Kolonisten. Sie weigert sich, im Gebiet des NEI zu siedeln.«
»Warum?« fragte Ras, fast ein wenig zu hastig.
»Wahrscheinlich akzeptiert sie meine Politik den Laren
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