Silberband 087 - Das Spiel der Laren
erwiderte Rhodan ruhig, ohne den Blick zu wenden. »Es ist etwas anderes.«
»Ich verstehe dich nicht.«
»Doch, Fellmer, du weißt recht gut, was ich meine. Es ist Atlans Stillhalten. Dieses unausgesprochene Abkommen, das den Invasoren alle Freiheiten ließ, steht zwischen mir und den Menschen.«
»Wir wissen nicht, was wirklich geschehen ist«, wandte Mentro Kosum ein. »Atlan hatte vielleicht keine andere Möglichkeit. Er wird vor der Wahl gestanden haben, entweder alles zu verlieren oder sich auf diese Weise zu arrangieren. Dieser Status quo muss nichts Negatives sein.«
Rhodan schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht«, sagte er schneidend scharf.
Augenblicke später wandte er sich an mich. »Galto, Sie haben mir berichtet, dass es eine Neue Menschheit, ein Neues Einsteinsches Imperium gibt. Bis heute haben die Laren nicht herausgefunden, wo es sich verbirgt.«
»Das ist richtig«, antwortete ich.
»Siehst du!« Rhodan wandte sich wieder Fellmer Lloyd zu. »Es ist Atlan also gelungen, ein perfektes Versteck aufzubauen, aus dem heraus er operieren könnte. Warum hat er sich dann auf so ein zögerliches Abwarten eingelassen, das nur die Position des Gegners stärkt?«
»Weil er an die Menschen auf den vielen Welten dachte, die sich nicht in Sicherheit bringen konnten«, antwortete ich für den Telepathen.
»Und was bringt das?« fragte Rhodan ärgerlich. »Was werden die Laren tun, sobald sie das Versteck des NEI kennen? Sie werden mit allen Mitteln angreifen und das Imperium gnadenlos vernichten. Einen Status quo anzuerkennen bedeutet für mich die Kapitulation.«
Das waren harte Worte, die über das Ziel hinausschossen. Ich spürte jedoch die bittere Enttäuschung, die hinter ihnen stand.
»Achtung, Ortung!« wurde gemeldet.
Rhodan fuhr herum. Umgehend wandte er sich dem neuen Problem zu, das auf uns zukommen konnte. Mir schien, als hätte er augenblicklich vergessen, worüber er sich eben noch erregt hatte.
Ein Kugelraumer mit einem Durchmesser von 2.500 Metern war in einer Entfernung von drei Millionen Kilometern aus dem Linearraum gekommen und näherte sich dem Sonnensystem. Er verzögerte stark.
»Wir identifizieren uns!« bestimmte Rhodan.
Auf einem Schirm erschien das Symbol der MARCO POLO und des vergangenen Solaren Imperiums. Zuerst wunderte ich mich, dass Perry Rhodan gerade diese Erkennungszeichen gewählt hatte. Ich fragte mich, ob er nur noch in der Vergangenheit lebte und wirklich nicht erfasst hatte, dass in der Milchstraße eine neue Zeit heraufgezogen war, mit neuen Menschen und neuen Ideen. Aber dann wurde mir klar, dass dies die einzige Möglichkeit für ihn war, sich mit dem NEI zu verständigen. Diese Symbole waren gültig gewesen, als die Erde aus der Milchstraße verschwunden war, als Rhodan noch in direktem Kampf mit den Laren gestanden hatte. Er kehrte quasi aus der Vergangenheit in die Milchstraße zurück. Wie anders hätte er seine Freunde ansprechen sollen?
Sekunden vergingen, dann erschien das mir wohl bekannte Gesicht von Julian Tifflor, Atlans Stellvertreter, auf dem Schirm. Die braunen, ruhigen Augen schienen mich direkt anzusehen, doch in Wahrheit suchten sie Rhodan. Ein herzliches Lächeln entspannte das hagere Gesicht des Zellaktivatorträgers.
»Perry«, sagte er mit einer Stimme, in der sich seine Gefühle widerspiegelten. »Also doch. Ich kann dir kaum sagen, wie sehr ich mich freue.«
»Tiff«, entgegnete Rhodan eher zurückhaltend. »Ich hatte nicht erwartet, gerade einen so guten Freund wie dich zu sehen. Ich … Ach was, wir werden gleich bereden, was zu bereden ist. Ich bitte dich, an Bord der KOLTEY zu kommen.«
»Wir bringen Treibstoffvorräte für die SOL.«
»Sie werden dringend benötigt, Tiff.«
Ich sah die beiden Männer, hörte ihre Worte und empfand die Herzlichkeit, die sie einander entgegenbrachten, aber dennoch glaubte ich etwas zu spüren, was sie trennte. Vielleicht täuschte ich mich auch. Wer kann nachfühlen, was zwei Freunde erfüllt, die sich seit 120 Jahren nicht mehr gesehen haben?
Der Frachter schleuste ein Beiboot aus, mit dem Julian Tifflor zur KOLTEY überwechselte, während beide Raumschiffe wieder beschleunigten. Perry Rhodan, Gucky, Mentro Kosum, Fellmer Lloyd und ich begaben uns zu dem Hangar, in dem Tifflor landen würde. Dabei gelang es mir erstaunlicherweise, allen Posbis auszuweichen. Es wäre mir unangenehm gewesen, wenn sie mich gerade dann mit ihrer übertriebenen Fürsorge umgeben hätten, sobald Tifflor
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