Silberband 087 - Das Spiel der Laren
»folgen Sie uns bitte zum Schulungsraum!«
Der Mann schritt mit federndem Gang zwischen den Elitesoldaten durch einen Korridor. Sie erreichten einen mittelgroßen, halbkreisförmigen Raum. Hier gab es mehrere Holoprojektoren und eine geschwungene Konsole, hinter der sich ein weiterer Lare erhob.
»Sie machen Fortschritte, Sir«, sagte der Lare auf Interkosmo. »Ich denke, dass Ihre Ausbildung in Kürze abgeschlossen sein wird. Heute üben wir das Auftreten vor großen Menschenmengen. Ihre erste Aufgabe wird dem entsprechen.«
»Das kann nicht halb so schlimm sein wie die Verhaltensstudien unter Ihren kritischen Blicken, Eltin-Paart.«
Der Lare verzog keine Miene. »Wie heißen Sie?« Mit dieser Frage begann er seine Schulung jedes Mal.
Der Mann seufzte. »Perry Rhodan«, antwortete er.
»Der echte Rhodan hätte nicht geseufzt«, sagte der Lare mit verweisendem Unterton. »Wann wurden Sie geboren?«
»Am 8. Juni 1936.«
»Wie hieß Ihr erster Sohn?«
»Thomas.«
»Das ist nicht korrekt.«
»Natürlich nicht«, erwiderte der Mann. »Aber solche Fragen wird mir bestimmt niemand stellen, wenn ich mit der MARCO POLO in die Galaxis zurückkehre. Die Menschen werden sich eher dafür interessieren, wo die Erde geblieben ist und welche Anweisungen ich für sie habe.«
Der Lare lächelte jetzt. »Gut, Sir. Sie reagieren wie der echte Rhodan. Was antworten Sie den Menschen, sobald Sie nach dem Verbleib der Erde gefragt werden?«
»Ich werde nicht abwarten, bis sie mir diese Frage stellen. Vielmehr werde ich von mir aus erklären, dass Terra im Leerraum rematerialisierte, nahe einer einsamen Sonne, von der nicht bekannt ist, wie sie an diese Position kam. Diese Sonne ermöglichte uns das Überleben. Selbstverständlich planten wir von Anfang an eine Expedition zurück in die Milchstraße. Nachdem ich mit meinen Mitarbeitern …«
»Halt!« unterbrach der Lare. »Das Original würde niemals sich zuerst nennen. Vergessen Sie das nie, Sir!«
Der falsche Perry Rhodan war blass geworden. »Entschuldigung«, murmelte er.
»Im Ernstfall können Sie sich nicht entschuldigen«, sagte Eltin-Paart streng. »Jeder Fehler hätte katastrophale Auswirkungen. Weiter, Sir!«
»Wenn Sie mich schon abkanzeln wie einen dummen Jungen, dann sagen Sie wenigstens nicht Sir zu mir!« protestierte der falsche Rhodan.
»Und Sie sollten sich niemals von solchen Stimmungen wie Ärger beeinflussen lassen, Sir! Sie wissen, dass Rhodan – außer von seinen Freunden – mit Sir angesprochen wurde. Also gewöhnen Sie sich endlich daran. Sie sind Perry Rhodan, der Großadministrator des Solaren Imperiums, ein Mann mit stark ausgeprägtem Intellekt, der sein Gefühlsleben meisterhaft beherrscht und seinen Gefühlen meist nur mit trockenem Humor Ausdruck verleiht.« Der Lare lächelte plötzlich gewinnend. »Außerdem sollten Sie nicht vergessen, dass nach erfolgreichem Einsatz sehr hohe Einkünfte und Würden auf Sie warten. Sie werden das Leben eines Fürsten führen – mit allen Annehmlichkeiten. Falls Ihre Mission jedoch scheitert …« Er brauchte nichts weiter zu sagen. Der falsche Rhodan, der aufgrund einer Bewusstseinssperre seinen richtigen Namen und seine eigene Vergangenheit vergessen hatte, begriff sehr wohl. Schlug seine Mission fehl, dann stellten er und die 4.000 Besatzungsmitglieder der falschen MARCO POLO für die Laren nur noch Ballast dar. Ihr Leben würde unter solchen Umständen keinen Soli mehr wert sein.
»Schon verstanden«, sagte er in dem Versuch, wieder in seine Rolle hineinzufinden. »Wenn Sie gestatten, fahre ich dort fort, wo ich unterbrochen wurde.« Er räusperte sich. »Nachdem meine Mitarbeiter und ich mit der MARCO POLO die Erde verlassen hatten, gelangten wir in eine weit entfernte Galaxis. Erst nach langer Zeit konnten wir die Milchstraße finden und ihre Koordinaten ermitteln.«
»Warum sind Reginald Bull und der Mausbiber Gucky nicht mitgekommen?«
Der falsche Rhodan lächelte flüchtig. »Bully musste als mein Stellvertreter auf Terra zurückbleiben, und Gucky habe ich, wenn auch schweren Herzens, als Hilfe für den Dicken abgestellt.«
»Ich denke, das genügt«, sagte Eltin-Paart. »Schauen Sie sich die Verhaltensstudien genauestens an, die wir über Rhodan zusammengestellt haben. Prägen Sie sich alles genau ein, Sir!«
»Ich werde mir Mühe geben«, erwiderte der falsche Rhodan mit spöttischem Lächeln.
»Was denke ich gerade?« fragte der Mann im hellblauen Kittel.
Sein Gegenüber, der
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