Silberband 087 - Das Spiel der Laren
Deshalb hatte er den neuen Ersten Hetran nach Hevara 3 bestellt.
Es war keineswegs Effekthascherei, Maylpancer in eine Forschungsstation der Akonen zu beordern, die sich inmitten der Überreste einer Nova befand. Die akonische Besatzung hatte ihre Geheimunterlagen nicht mehr vernichten können, als sie überwältigt worden war. Und wo sonst als an diesem Ort konnte Hotrenor-Taak die Gefahr eines Bündnisses zwischen Akon und dem NEI eindrucksvoller dokumentieren?
»Wir haben das Flaggschiff des Überschweren in der Ortung, Verkünder«, teilte der Kommandant seines SVE-Raumers mit. »Es fliegt soeben in die Energiewirbel ein.«
»Es fliegt ein?« fragte Hotrenor-Taak verwundert. »Sollten die Hyperschockfronten seine Ortung nicht massiv stören?«
»Die Überschweren können Hevara 3 bislang nicht geortet haben – und unser Schiff erst recht nicht.«
»Dann will Maylpancer demonstrieren, dass er mir blindlings vertraut.«
»Denken Sie, dass er Ihnen wirklich in jeder Hinsicht vertraut, Verkünder?«
»Natürlich nicht. Maylpancer ist klug genug, niemandem zu vertrauen. Er möchte mir nur vorspielen, es wäre so.« Hotrenor-Taak dachte eine Weile nach, dann sagte er: »Nein, das ist es auch nicht. Maylpancer weiß, dass ich mir von ihm nichts vormachen lasse. Es ist eine intellektuelle Spielerei. Er stellt sich dumm, obwohl er genau weiß, dass ich darauf nicht hereinfalle. Er übt sich in dieser Art von verstecktem feinen Spott, den vor allem die Terraner so meisterhaft beherrschen und den sie Ironie nennen. Maylpancer mag solche Spiele.« Hotrenor-Taak lachte amüsiert. »Schicken Sie den Überschweren einen Peilstrahl, Kommandant! Wir beweisen ihnen, wie vertrauenswürdig wir sind.«
»Ich grüße Sie, Verkünder der Hetosonen!« orgelte Maylpancer im Duett mit Vrantagossa.
Hotrenor-Taak erhob sich, denn er hielt sehr viel auf höfliche Etikette. »Ich erwidere den Gruß, Erster Hetran und Admiral Vrantagossa«, sagte er. »Hatten Sie eine gute Reise?«
»Die Sterne waren uns freundlich gesinnt.« Maylpancers massige Gestalt ragte wie ein Felsblock vor dem Laren auf. Er war sogar für die Begriffe der Überschweren ein Riese.
»Willkommen in Hevara 3!« sagte Hotrenor-Taak. »Um gleich zum Thema zu kommen: Wir müssen endlich das Versteck des heimlichen terranischen Imperiums aufspüren! Es wird Zeit, dieser Bewegung ein Ende zu bereiten.«
Maylpancer verbarg seine Befriedigung über die Äußerung des Laren. »Wenn das NEI wirklich stark genug wäre, würde Atlan sich nicht auf Nadelstiche beschränken«, sagte er abwertend. »Er hätte längst versucht, unsere Macht systematisch zu schwächen.«
War Atlan nicht im Begriff, genau das zu tun? Die Gründung der GAVÖK war ein Affront sondergleichen. Hotrenor-Taak ließ sich nicht anmerken, dass er den Überschweren durchschaute. »Es ist schon möglich, dass ich den Arkoniden und die Terraner etwas zu wichtig nehme«, erwiderte er. »Vielleicht sind viele Gerüchte und Spekulationen über das Neue Einsteinsche Imperium nur aufgebauscht – ebenso wie der mysteriöse Vhratokult.«
»Der Vhrato soll die Erinnerung an Perry Rhodan und an die Blütezeit seines Solaren Imperiums wachhalten, Verkünder«, erwiderte Maylpancer. »Der Grund ist eindeutig: Die Menschen werden auf Rhodans Rückkehr vorbereitet, damit sie sich dann sofort hinter ihn stellen.«
»Wird Rhodan wirklich zurückkehren?«
Maylpancer lächelte undurchschaubar. »Ich halte das für unwahrscheinlich, Verkünder. Wäre er noch am Leben, er hätte seine Terraner niemals so lange vergeblich warten und hoffen lassen.« Der Überschwere legte eine kurze Pause ein, dann fuhr er fort: »Aber die überall verstreuten Terraner und ihre Nachkommen hoffen weiter. Wie werden sie reagieren, wenn eines Tages Perry Rhodan tatsächlich mit seiner MARCO POLO auftaucht?«
»Eine sehr interessante Frage. Die meisten Menschen würden ihn bejubeln und ihm alle Türen öffnen.«
»Auch die ins NEI?« fragte Maylpancer lauernd.
»Ganz sicher«, antwortete der Lare. Er hob die Brauen. »Wir sollten Rhodans Flaggschiff von einst kopieren.«
»Nicht nötig!« wehrte Maylpancer ab. Diesmal konnte er seinen Triumph nicht ganz unterdrücken. »Fragen Sie Ihre Ortungszentrale, was die Hyperortung an diesen Koordinaten feststellt.« Er reichte Hotrenor-Taak einen kleinen Speicherkristall, den der Lare stirnrunzelnd weiterleiten ließ.
Etwa eine Minute später meldete sich der Ortungsoffizier. »Darf ich
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