Silberband 087 - Das Spiel der Laren
aussah wie der terranische Telepath und Orter Fellmer Lloyd, lächelte zurückhaltend, wie es ihm beigebracht worden war. »Ich verstieße gegen den Ehrenkodex des Mutantenkorps, in jemandes Gedanken herumzuschnüffeln, gegen den nicht wegen geplanter oder durchgeführter Verbrechen ermittelt wird oder der eine akute Gefahr für andere Menschen darzustellen scheint«, erklärte er sachlich.
»In Ordnung«, sagte der Mann im blauen Kittel, ein Psychologe terranischer Herkunft, der schon vor langer Zeit freiwillig in die Dienste der Laren eingetreten war. »Berufen Sie sich immer auf den Ehrenkodex des Mutantenkorps, wenn jemand von Ihnen verlangt, seine Gedanken oder die anderer Intelligenzen zu lesen.«
»Was bleibt mir auch anderes übrig? Im Unterschied zum Original bin ich weder Telepath noch Orter.«
»Falsch!« sagte der Psychologe streng. »Sie sind Fellmer Lloyd, Telepath und Orter. Manche Terraner würden stutzig werden, wenn Rhodan bei seiner Rückkehr nicht wenigstens einen Mutanten mitbrächte. Da Sie dem echten Lloyd von Natur aus stark gleichen, fiel Ihnen dieser Part zu. Wir haben alle kleinen Unterschiede zum Original mit den Gewebetransplantationen beseitigt. Leider lässt sich die Verhaltensweise nicht transplantieren.«
Der falsche Lloyd grinste. »Sie zweifeln am Erfolg unserer Mission«, stellte er fest.
Der Psychologe reagierte verblüfft. »Genau das dachte ich soeben, Lloyd. Haben Sie etwa doch …?« Er schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn und lachte verlegen. »Sie haben mein Mienenspiel beobachtet und daraus abgeleitet, was ich gerade dachte. Das ist nicht schlecht. Hin und wieder sollten Sie so einen Gag einflechten. Aber bitte nur selten, sonst fallen Sie damit herein.«
»Keine Sorge«, erwiderte der falsche Fellmer Lloyd. »Aber warum zweifeln Sie wirklich an unserem Erfolg, Professor?«
»Weil der Arkonide Atlan auf der Gegenseite der Mann im Hintergrund ist. Ich bin weit davon entfernt, ihn zu unterschätzen. Wenn wir den kleinsten Fehler begehen, wird Atlan unser Spiel durchschauen.«
»Ich bin sicher, dass ich mich exakt wie der echte Fellmer Lloyd verhalten werde«, erklärte der falsche Mutant.
Sein Ausbilder lächelte undefinierbar. »Das denke ich auch, und die Doppelgänger von Rhodan, Kosum und Ahrat werden sicher ebenso wenig Fehler machen. Aber die falsche MARCO POLO hat viertausend Besatzungsmitglieder. Vor allem über die unteren Dienstgrade lagen so gut wie keine Hinweise auf die Art, wie sie sich im Dienst und während der Freizeit geben, ihre individuelle Sprechweise, ihre situationsbedingten charakteristischen Bewegungen und so weiter vor. Wenn jemand auftaucht, der einen dieser Leute persönlich kennt, könnte das Spiel kippen.«
»Ich teile solche Befürchtungen nicht«, erklärte der falsche Lloyd. »Die meisten Personen, die jemanden von der ursprünglichen Besatzung persönlich kannten, befinden sich inzwischen im Greisenalter oder sind längst gestorben. Und die MARCO POLO fliegt bestimmt nicht mit einer vergreisten Besatzung.« Er spielte mit dem Metallei, das an einer Kette vor seiner Brust hing. Das Gerät war zu sehen, weil Lloyds Doppelgänger die lindgrüne Kombination bis zum Gürtel offen trug. »Ich wollte, das wäre ein echter Zellaktivator«, sagte er wehmütig. »Dann wäre ich unsterblich wie der richtige Lloyd.«
»Relativ unsterblich«, korrigierte der Psychologe. »Zellaktivatoren schützen nicht vor den Folgen äußerer Gewalt. Ihre Träger können bei Unfällen ums Leben kommen.«
»Gefahren dieser Art drohen auch gewöhnlichen Sterblichen.« Der falsche Lloyd lächelte düster. »Aber was soll's. Gestatten Sie, dass ich Mentro Kosum beim Training zuschaue?«
»Vergessen Sie nicht, dass Sie heute noch drei Stunden im Simulator verbringen müssen, Lloyd!«
»Natürlich, Sir«, erwiderte Lloyds Double und ging.
Der Doppelgänger des Emotionauten Mentro Kosum befand sich inmitten einer Fiktiv-Nachbildung der Kommandozentrale der MARCO POLO, umgeben von Projektionen der Besatzung.
Der falsche Fellmer Lloyd durfte das Training natürlich nicht stören, indem er einfach in die Pseudozentrale trat und sich unter die Projektionen mischte, von denen eine ihn darstellte. Er beobachtete den Emotionauten aus der Abgeschiedenheit einer Energiesperre. Kosum ließ soeben die SERT-Haube hochfahren. Von den zahlreichen Operationen, die vor allem sein Gesicht verändert hatten, war keine Spur mehr zu sehen.
Lloyds Doppelgänger wusste,
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