Silberband 087 - Das Spiel der Laren
sehen!«
Herkenbosch lächelte nicht. »Wäre ich als Privatmann hier, würde ich mich vielleicht auch freuen«, erwiderte er. »Leider muss ich einer Anzeige nachgehen. Erkläre mir, was du mit deinen Leuten am Obelisken zu suchen hast, Beo!«
Viluwe nickte. »Wir tun nichts Ungesetzliches, wenn wir versuchen, dieses Artefakt mit allen wissenschaftlichen Mitteln zu untersuchen. Zudem haben wir schon etwas entdeckt, was allen anderen Forschungstrupps bisher entgangen ist.«
Er deutete auf die elliptische Öffnung am Fuß des zirka neunzig Meter hohen, sich nach oben verjüngenden Pfeilers, der in einer pyramidenförmigen Spitze auslief. Die größte Weite der Öffnung betrug etwa einen Meter, die Höhe das Doppelte.
Argwöhnisch musterte Herkenbosch die Öffnung, konnte aber keine Beschädigungen erkennen. »Wie habt ihr das geschafft?« erkundigte er sich, während er auf den Pfeiler zustapfte. Der Schlamm schmatzte unter seinen Stiefeln.
Der Vhratoschistenführer strahlte. »Das wird dir Chroma besser erklären können als ich, Nils.«
»Chroma Swalmen?«
»Richtig. Chroma Swalmen, die Hyperdimexpertin an unserem Institut für angewandte Hyperfeldgeometrie in Bondskraal. Sie hat ihren Jahresurlaub genommen, um uns zu helfen.«
»Ist sie dort drin?« Herkenbosch deutete auf die Öffnung.
»Ich führe dich zu ihr.«
Viluwe ging voran. Nils folgte ihm mit gemischten Gefühlen. Nicht, dass er einen Hinterhalt befürchtet hätte. Beo war trotz vieler konträrer Ansichten immer sein Freund geblieben. Aber der Administrator war nicht sicher, welche Folgen eine Entschlüsselung des Rätsels der Obelisken für die politische Situation auf Tomalkeyn haben konnte.
Jenseits des Zugangs herrschte eine matte blaue Helligkeit, die von Fluoreszenzstreifen an den Wänden ausging. Nils erblickte einen nach innen gewölbten halbkreisförmigen Raum von etwa drei Metern Höhe. In der Wölbung befanden sich drei Öffnungen, von denen zwei in vertikal verlaufende Schächte führten.
»Antigravschächte?« fragte er.
Viluwe zuckte mit den Achseln. »Wahrscheinlich. Wir haben nur die dazugehörigen Aggregate noch nicht gefunden.«
Die dritte, mittlere Öffnung führte in einen Gang mit rechteckigem Querschnitt. Er mündete nach wenigen Metern in eine Halle. Zusätzlich zu den Fluoreszenzstreifen erhellten drei Atomlampen diese Halle.
Nils Herkenboschs Interesse galt sowohl dem Mosaikfußboden und dessen symbolartigen Mustern als auch den wie schwarzes Glas schimmernden Wänden, die unter einem durchsichtigen Überzug unbekannte Symbole trugen. Geheimnisvoll und rätselhaft, das waren die Adjektive, die der Administrator der Halle zuordnete. Er spürte fast körperlich so etwas wie den Nachhall der Schritte und Stimmen der unbekannten Baumeister, die den Obelisken geschaffen und ausgestattet hatten.
Der Anblick der Frau und der beiden Männer, die in der Halle an einem undefinierbaren Gerät hantierten, brachte Herkenbosch in die Realität zurück.
»Chroma!« rief er.
Die Frau, die in seinem Leben einmal eine wichtige Rolle gespielt hatte, richtete sich von einer Schaltkonsole auf. Sekunden vergingen, bis ihre Augen sich an die Düsternis der Peripherie gewöhnt hatten.
»Nils!« Der Ausruf verriet, dass Chroma Swalmen die gemeinsame Zeit ebenso wenig vergessen hatte. Doch beinahe sofort ging die Wissenschaftlerin auf Distanz. »Was tust du hier?«
»Das frage ich dich. Die Obelisken stehen unter Denkmalschutz, Chroma.«
Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie hat sich nicht verändert!, dachte Nils Herkenbosch. Sie ist immer noch schön, interessant und ein wenig arrogant.
»Du bist der Traditionalist geblieben, der du schon immer warst.« Wie die Frau das sagte, klang es vorwurfsvoll. »Nichts gegen Traditionen, aber ich bin der Meinung, dass sie die wissenschaftliche Arbeit nicht hemmen dürfen. Wir finden hier vielleicht etwas heraus, was unserer Kolonie helfen könnte, uns gegen die Laren zu behaupten. Sie werden eines Tags über Tomalkeyn auftauchen.«
Nils Herkenboschs Stirn umwölkte sich. »Unsere Väter haben diesen Planeten ausgewählt, weil er in einem Sternhaufen am Rand des galaktischen Zentrums steht und nur durch Zufall von den Laren entdeckt werden könnte. Inzwischen besteht die Kolonie schon so lange, dass wir uns sicher fühlen dürfen.«
»Wir werden niemals wirklich sicher sein«, warf Beo Viluwe ein. »Ich denke, unsere Vorfahren haben einen schweren Fehler begangen, als sie sich vom
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