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Silberband 088 - Der Zeitlose

Silberband 088 - Der Zeitlose

Titel: Silberband 088 - Der Zeitlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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gründlich sauber. Die Arbeit tat ihm gut, denn sie hinderte ihn daran, über seine Situation nachzudenken.
    Als er fertig war, kehrte er in den Schankraum zurück, nahm vier Gläser vom Regal, füllte sie und ergriff eines davon. »Warum sollten wir nicht so tun, als ob alle hier wären«, sagte er und leerte das erste Glas mit einem Zug.
    Speideck betrank sich. Mehrere Tage blieb er in der Kneipe und war fast immer betrunken. Er wartete darauf, dass jemand kommen würde, aber er blieb allein.
    Die Stille und die Einsamkeit wurden immer unerträglicher. Ein paarmal bekam Speideck Wutanfälle und zerschlug Flaschen und Mobiliar. Schließlich hatten ihn Alkohol und Depressionen so erschöpft, dass seine Hände zitterten. Der Spiegel, in dem er sich betrachtete, zeigte ihm ein aufgedunsenes und unrasiertes Gesicht. Seine Augen waren gerötet und lagen tief in ihren Höhlen.
    »Hallo, Thor!« Speideck zertrümmerte den Spiegel mit einem Faustschlag. Er schnitt sich an den Scherben.
    Einen Tag später waren seine Nahrungsvorräte aufgebraucht. Er hatte vergessen, wann er hierher gekommen war.
    Der Hunger brachte ihn endlich zur Vernunft. Er wusch und rasierte sich wieder. Sein Wunsch, mit anderen Menschen zusammen zu sein, wurde vor allem von der Sehnsucht nach einer Frau geprägt. Er hatte bislang, wie alle Aphiliker, ausschließlich rein sexuelle Abenteuer gesucht. Das war jetzt anders.
    In einer nahen öffentlichen Bibliothek besorgte Speideck sich einen Stadtplan. Er teilte die Stadt in zwei Dutzend Bezirke ein, die er gründlich durchsuchen wollte. Er war sich darüber im Klaren, dass er für dieses Unternehmen unter Umständen Monate benötigen würde, aber das machte ihm nichts aus. Vielleicht gab es irgendwo noch einige Einsame. Wenn sie sich nicht bemühten, sich gegenseitig zu finden, konnten sie unter Umständen Jahrzehnte in dieser schrecklich toten Stadt leben, ohne einander zu begegnen.
    Speideck befestigte sein Plakat am Eingang der Kneipe. Jedes Mal, wenn er zur Suche aufbrach, heftete er noch einen Zettel daran, denn es war möglich, dass jemand vorbeikam.
    Hier lebt noch jemand! Wartet!, stand auf dem Zettel.
    Schon nach kurzer Zeit lernte Speideck, seine Unternehmungen zu rationalisieren. Er beschaffte sich ein Fernglas, stieg zu den obersten Etagen hoher Gebäude hinauf und zündete dort oben mehrere Feuer an, um auf sich aufmerksam zu machen. Schließlich – die Uhren, die noch funktionierten, zeigten den 10. Januar an – fand Speideck in einem Museum eine Waffe mit Explosivgeschossen. Er nahm sie an sich. Jetzt konnte er endlich Geräuschsignale über weite Entfernungen hinweg geben.
    Trotz aller Aktivität wuchs seine Furcht. Der Gedanke, der einzige Überlebende zu sein, war unerträglich.

20.
    Mara Bootes ließ von Anfang an erkennen, dass sie nicht gewillt war, mit Kanube zusammen in dessen Agentur zu leben. Schweigend akzeptierte der Afroterraner, dass die junge Frau im Büroraum einer benachbarten Großreinigung einzog. Am fünften Tag nach ihrem Zusammentreffen verschwand Marboo für mehrere Stunden völlig. Als sie zurückkam, hatte sie einen großen Korb mit den verschiedensten Gegenständen bei sich.
    »Persönliche Dinge«, erklärte sie. »Alles dazu geeignet, meine neue Umgebung wohnlicher zu gestalten.«
    »Hm«, machte Kanube, und sein Blick fiel auf den Gürtel, den Marboo sich um die Hüfte geschlungen hatte und in dem ein leichter Desintegrator steckte.
    »Ach das«, sagte sie leichthin. »Du trägst ja auch einen.« Sie waren dazu übergegangen, sich zu duzen.
    Kanube hatte sich schon am ersten Tag nach dem Verlassen der Anstalt einen Impulsstrahler beschafft. Der Grund dafür waren streunende Hunde, die sich in der Umgebung herumtrieben. Kanube befürchtete außerdem, dass es bald zu einer Rattenplage in der verlassenen Stadt kommen würde.
    Es war nur natürlich, dass die Frau etwas für ihren persönlichen Schutz unternahm, doch Kanube bereitete der Anblick des Desintegrators trotzdem Unbehagen. Er wurde das Gefühl nicht los, dass Marboo ihn nach wie vor ablehnte. Sie behandelte ihn wie eine lästige Notwendigkeit. Immerhin fanden all ihre Besprechungen in der Agentur statt, und sie planten alle Unternehmungen gemeinsam, von Marboos Alleingang einmal abgesehen.
    Beide trugen nur noch Thermokleidung, denn das Wetter wurde zunehmend unberechenbar. Vor zwei Tagen hatte ein wahrer Schneesturm getobt.
    »Was ist?«, drang Marboos Stimme in Kanubes Gedanken. »Gefällt es dir

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