Silberband 089 - Sie suchen Menschen
wäre es, aber das ist nicht mehr als eine vage Vermutung. Ist es möglich, dass andere Gründe für diesen Vorfall verantwortlich sind?«
»Andere Gründe?«, fragte Dr. Merveur.
»Immerhin haben wir einen ungewöhnlichen Raumflug hinter uns.«
Der Arzt nickte nachdenklich.
»Wir werden uns später darüber unterhalten«, sagte Perry Rhodan. »Mir kommt es darauf an, dass einwandfrei geklärt wird, ob diese Massengeburt ein Zufall war oder nicht. Wenn es keiner war, dann will ich die Ursache dafür erfahren.«
»Hoffentlich werde ich Ihre Fragen beantworten können.«
»Andere beschäftigen sich ebenfalls mit dem Problem.« Rhodan ging, blieb aber unter dem Türschott noch einmal stehen. »Haben Sie schon Ihre genbiologischen Tests durchgeführt?«
»Bis jetzt war nur Zeit für rein medizinische Untersuchungen, und auch das nur in eingeschränktem Umfang.«
»Ich hoffe, dass es nicht eilt.«
Rhodan verließ das Arbeitszimmer, und Dr. Merveur blickte ihm nachdenklich nach. Bis eben war er trotz aller Hektik gelassen geblieben, doch nun spürte er in sich eine wachsende Unruhe. Er fragte sich, ob Perry Rhodan einen konkreten Grund für seine Sorge hatte. War mehr an Bord der SOL geschehen, von dem sonst niemand wusste? Hatte sich das rätselhafte Wesen, das praktisch die gesamte Umgebung des Schiffs darstellte, wieder gemeldet?
Er setzte sich an seinen Arbeitstisch und prüfte die Datei jeder einzelnen Patientin. Aber auch hier konnte er keine Anomalien entdecken. Er stellte lediglich fest, dass alle Frauen der Gesamt-SOL entbunden hatten, die in den letzten drei Schwangerschaftsmonaten gewesen waren.
Als der neue Tag heraufdämmerte, wurde es ruhig auf der gynäkologischen Station. Dr. Merveur fand jedoch keinen Schlaf. Seine Gedanken kreisten immer wieder um die gleiche Frage.
Schließlich versuchte er, sich abzulenken. In dem genbiologischen Labortrakt beschäftigte er sich mit den Abstrichen aus den Wunden der Rasterstop-Antilopen. Er arbeitete erst seit einer halben Stunde, als ein blonder Mann eintrat.
»Entschuldigen Sie die Störung«, sagte der Besucher. »Mein Name ist Fritz Birp. Ich komme von SOL-Vision. Wir haben zahllose Anrufe von besorgten Frauen und Männern erhalten, die mehr über die Massengeburt erfahren wollen.«
»Na und?«, fragte Dr. Merveur. »Was geht mich das an? Besorgen Sie sich Ihre Informationen, so, wie Sie es immer tun: Saugen Sie sie sich aus den Fingern.«
Fritz Birp lachte. »So unverblümt hat mir noch niemand gesagt, was er von unserer Arbeit hält. Was machen Sie da, Doktor?«
»Davon verstehen Sie nichts.«
»Sagen Sie das nicht. Vielleicht versuchen Sie wenigstens, mir Ihre Arbeit zu erklären?«
Dr. Merveur sträubte sich zwar, andererseits war er jedoch froh, dass er sich mit jemandem unterhalten konnte.
»Ich habe Bakterien isoliert, mit denen die auf Rasterstop heimischen Antilopen infiziert waren«, erläuterte Merveur. »Sehen Sie.« In einem Holowürfel erschienen seltsame Gebilde. »Das sind die Bakterien. Aber nicht sie interessieren mich, sondern die Phagen, die ich aus ihnen gewonnen habe. Phagen sind Krankheitskeime, die Bakterien anfallen.« In der Wiedergabe erschienen neue Gebilde. Sie glichen Stachelkugeln mit einem dünnen Rumpf. Dieser war an seinem Ende mit langen Spinnenbeinen und einem seltsam zackigen Fuß versehen.
»Was machen Sie damit, Doktor?«, fragte der Reporter.
»Die Phagen enthalten Erbinformationen. Die Phagen klammern sich an Bakterien und übertragen diese Informationen. Dabei entsteht ein neuartiger Krankheitserreger – oder auch eine Lebenseinheit, die andere Erreger vernichtet.«
Fritz Birp wich unwillkürlich zurück.
»Solche Keime könnten also unser aller Ende bedeuten?«, fragte er.
»Vollkommen richtig«, erwiderte Dr. Merveur. »Ich habe bislang fünfzehn Experimente durchgeführt. Alle waren negativ.«
»Was heißt das?«
»Die Versuchstiere sind gestorben.«
»Sind Sie absolut sicher, Doktor, dass keines dieser Biester ausbrechen kann?«
Dr. Merveur schaltete das Positronenmikroskop aus. »Was meinen Sie wohl, unter welchen Sicherheitsbedingungen ich hier arbeite, junger Freund? Diese Experimente sind so gefährlich, dass sie nur mit Hilfe von robotischen Einrichtungen hinter mehrschichtigem Glassit durchgeführt werden. Dazu gibt es energetische Sperren.«
Der Biologe führte seinen Besucher in einen Nebenraum, der auf den ersten Blick nichts weiter als eine winzige Kabine zu sein schien. Doch
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