Silberband 089 - Sie suchen Menschen
allmählich wieder aufgeholt werden. Alles nahm seinen normalen Gang.
Bis zum 12. März 3582.
Dr. Perm Merveur hatte dienstfrei. Seine viel zu groß wirkenden Hände formten ein graziles Gebilde aus plastischem Kunststoff. Unglaublich geschickt und fantasiereich bildeten sie eine Gestalt heraus, die zart und gebrechlich aussah. Er konzentrierte sich auf jeden einzelnen Griff, auf jede Bewegung seiner Finger und arbeitete mit einer Sorgfalt, dass es so aussah, als wüchse das Kunstwerk von selbst zwischen seinen Händen und als seien sie nur stützendes Beiwerk.
Der Anruf war so ziemlich das Letzte, was er jetzt brauchen konnte. »Dr. Merveur!«, rief seine Assistentin. »Bitte, kommen Sie sofort in die Klinik! Dies ist ein Notfall.«
»Was ist passiert?«
»Wir haben neun Frauen aufnehmen müssen. Die Presswehen haben eingesetzt.«
Der Gynäkologe lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Ach«, sagte er verärgert. »Und Sie geraten deshalb in Panik?«
»Dr. Merveur, die Frauen …«
»Was erlauben Sie sich eigentlich?«, brüllte der Gynäkologe, so grob und rücksichtslos wie stets, wenn er nicht mit Patientinnen zu tun hatte. »Haben Sie während des Studiums geschlafen?«
»Dr. Merveur, ich …«
»Sie haben immer noch nicht begriffen, dass eine Geburt ein völlig normaler Vorgang ist, den die Frauen notfalls auch allein bewältigen?«
»Dr. Merveur!«, rief die Assistentin, während ihr Tränen in die Augen schossen. »Schon wieder kommen zwei Frauen. Alles Frühgeburten. Ich schaffe das nicht allein.«
»Ich komme«, brummte er. Mit gerunzelter Stirn eilte er zur Hygienekabine, um sich die Hände zu waschen. Minuten später erschien er in der Klinik. Als er eintrat, kamen ihm fünf junge Frauen entgegen. Er sah ihnen sofort an, was sie wollten.
»Keine Aufregung«, bat er mit sanfter Stimme. »Wir sind auf alles vorbereitet.«
»Endlich sind Sie da«, seufzte Miriam Connster.
»Sie haben keinen Grund zur Sorge, Miriam«, erwiderte er. »Es ist alles in bester Ordnung. Wenn Ihr Kind ein paar Wochen zu früh kommt, hat das nichts weiter zu besagen.«
»Ich bin nicht die Einzige, die so früh dran ist.« Miriam deutete auf das Schott zum Kreißsaal. »Da drinnen sind sieben Frauen, denen es ebenso geht wie mir.«
Dr. Merveur war nicht zu erschüttern. Hilfsbereit streichelte er der jungen Frau die Wange, zwinkerte ihr zu und sagte: »Na und? Haben Sie etwa kein Vertrauen mehr zu mir?«
Miriam lächelte erlöst.
Die anderen Frauen brauchte er gar nicht mehr anzusprechen. Auch sie hatten sich mittlerweile beruhigt. Dr. Merveur eilte in den Kreißsaal. Seine Assistentin stand tatsächlich am Rand eines Zusammenbruchs.
»Wir benötigen dringend Unterstützung!«, rief sie. »Fünfzehn Frauen, und bei allen geht es los. Ohne Hilfe kommen wir nicht mehr aus.«
»Dann trommeln Sie schon die Ärzte der SOL zusammen«, sagte Merveur. »Holen Sie notfalls auch die Kapazitäten anderer Fachrichtungen. Wir wollen nichts riskieren. Los, beeilen Sie sich!«
Rasch überzeugte er sich davon, dass tatsächlich bei allen Frauen die Geburt unmittelbar bevorstand. Die Assistentin hatte allerdings erst einigen die Überwachungssensoren angelegt, von denen die Wehenstärke, die kindlichen Herztöne und alle anderen relevanten Daten permanent übermittelt wurden. Sieben der Frauen waren erst im siebten Monat, fünf im achten, und nur drei hatten wirklich bis auf wenige Tage den Geburtstermin erreicht. Während er sich noch Gedanken darüber machte und das erste Neugeborene abnabelte – die ersten Medoroboter hatten sich der anderen angenommen –, trafen zwölf weitere Frauen ein, von denen sechs aus dem Mittelteil der SOL und vier von der SOL-Zelle-2 kamen. Bei allen lag eine ähnliche Situation vor.
Er entband Miriam Connster von einem Jungen.
»Ist alles normal?«, fragte sie ängstlich.
»Alles völlig normal«, bestätigte er. Die Lage war ungewöhnlich, aber alle 27 Geburten verliefen ohne Komplikationen. Die Kinder zeigten weder Auffälligkeiten noch Missbildungen. Für die notwendigen genetischen Untersuchungen wurden Proben aus den Nachgeburten genommen.
Als Dr. Merveur erschöpft sein Arbeitszimmer betrat, wartete Perry Rhodan auf ihn.
»Hartes Tagwerk, Doktor?«, fragte er.
Merveur ließ sich in seinen Sessel sinken. »So etwas ist mir noch nicht untergekommen.« Er blickte Rhodan forschend an. »Glauben Sie, dass dieses seltsame Ding da draußen etwas damit zu tun haben kann?«
»Denkbar
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