Silberband 089 - Sie suchen Menschen
Menschen lernen bekanntlich schnell.«
»Das nützt Ihnen überhaupt nichts«, sagte Trooger Abdein. »Falls die Feinde der Menschheit angreifen, seid ihr verloren.«
»Wir werden nicht für Menschen kämpfen, die uns ihre Rechte verweigern«, warf Ghaner Vreik ein. »Sie werden noch feststellen, dass wir einen genialen Ausweg gefunden haben.«
Das Unheil, von Menschen selbst verursacht, war nicht mehr aufzuhalten.
Spezialist Rik Gowner war ein hochgewachsener rothaariger Mann. Er war zu Atlan gekommen, um Bericht zu erstatten.
»Die Völker der Koalition sind erleichtert darüber, dass wir die Initiative nicht Rhodan überlassen haben. Sie fürchten eine bewaffnete Konfrontation mit dem Konzil und sind schon deshalb gegen den Kriegshetzer.«
Atlans Hand klatschte auf den Tisch. »Nennen Sie Perry Rhodan nie wieder einen Kriegshetzer!«, sagte er eisig.
»Aber Sie haben selbst gesagt, dass Rhodans Politik auf eine kriegerische Konfrontation abzielt«, widersprach Gowner.
»Ich sagte, dass er die Gefahr einer kriegerischen Auseinandersetzung heraufbeschwört. Aber Perry will keinen Krieg. Das sind zweierlei Dinge.«
»Es war mein Fehler«, erkannte Gowner. »Kurz und gut, letztlich scheinen sich doch diejenigen durchzusetzen, die am Status quo festhalten wollen. Allerdings ist eine neue Unsicherheit aufgetaucht. Gerüchte werden laut, mit den Multi-Cyborgs wäre etwas nicht in Ordnung.«
»Was sollte nicht stimmen, Gowner?«
»Mehr als dieses Gerücht kann ich nicht vorlegen. Niemand weiß, wieso es aufkocht, aber alle, die über die Mucys Bescheid wissen, sind beunruhigt.«
»Das bin ich auch«, erwiderte der Arkonide. »Gerade die Mucys sind für unsere politische Strategie sehr wichtig. Warum haben Sie nicht intensiver nachgeforscht?«
»Meine Verhandlungen mit den Abgesandten nahmen zu viel Zeit in Anspruch. Außerdem war meine Rückkehr fest terminiert.«
»Ich werde der Sache persönlich nachgehen«, sagte Atlan. »Möglicherweise steckt Perry Rhodan hinter diesem Gerücht, um meine Politik unglaubwürdig zu machen. Aber eigentlich kann ich das nicht glauben. Derart heimtückisch hat Perry nie gehandelt.«
»Vielleicht sieht er es als klugen Schachzug an«, sagte Gowner nachdenklich.
»Wir werden sehen«, erwiderte Atlan. »Ich danke Ihnen jedenfalls.«
Scarlon Thorab war Chefkybernetiker des Mucy-Programms auf Gäa, ein sportlich aussehender Endfünfziger mit samtbrauner Haut und graugrünen Augen. Atlan traf ihn in seinem Labor, wo er gerade den Abschlussbericht einer Versuchsreihe aufzeichnete.
»Sie sind im Begriff, die Produktion von Mucy-Gehirnen von organischem Nachschub unabhängig zu machen?«, fragte der Arkonide.
»Ich halte das für ein dringliches Anliegen«, antwortete Thorab. »Nicht aus Sorge um den Nachschub an organischem Material, sondern aus ethischen Motiven. Die Verwendung natürlicher Grundsubstanz als Programmierungskern für das Bioplasma, aus dem wir die Mucy-Gehirne züchten, erscheint mir bedenklich. Dadurch enthalten die Mucys sozusagen Zweit- und Drittauflagen der Gehirne intelligenter Lebewesen, die tatsächlich gelebt haben.«
Der Arkonide runzelte die Stirn. »Wo genau liegt das Problem?«
Scarlon Thorab musterte den Arkoniden aufmerksam. »Wir züchten Multi-Cyborgs, damit sie für Menschen gefährliche Aufgaben übernehmen, bei denen sie unter Umständen ihren Selbsterhaltungstrieb ignorieren müssen. Solange wir zu ihrer Herstellung jedoch auf menschliche Genkodes zurückgreifen, ist es beinahe, als schickten wir unsere eigenen Duplikate in den Tod.«
Atlan war nachdenklich geworden. »Bislang kenne ich die Sachlage nur in anderer Schilderung. Aus Ihrem Mund klingt es beinahe, als wäre die Herstellung von Multi-Cyborgs ein Verstoß gegen unsere Ethik.«
»In gewissem Sinne ist es das auch«, erwiderte der Kybernetiker. »Allerdings muss ich eingestehen, dass ich das erst seit einigen Tagen so sehe. Im Grunde genommen ist unsere Bezeichnung Multi-Cyborgs nämlich irreführend, denn per Definition ist ein Cyborg ein exogen extendierter organisationeller Komplex, der als homöostatisches System funktioniert.
Kurz gesagt, eine Kombination von Lebewesen und Maschine. Anfangs waren das die Mucys. Wir verbanden Bioplasma mit maschinellen Teilen. Später gingen wir aus praktischen Erwägungen, die mit der Tarnung zusammenhingen, dazu über, nur noch organisches Grundmaterial zu verwenden. Im Grunde genommen sind also die meisten Multi-Cyborgs keine Cyborgs
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