Silberband 090 - Gegner im Dunkel
schnüffelte konzentriert, dann verfinsterten sich seine Züge. Zur Kontrolle warf er noch einen Blick auf das Display in seiner Hand. »Sie stecken in der zentralen Klimaversorgung!«, rief er aus.
»Richtig«, bestätigte Hommersolth. »Und nun pumpen sie die Räume mit Methan voll. Obendrein steigt die Temperatur, und wenn mich nicht alles täuscht, werden sie bald den halben Mond unter Wasser gesetzt haben.«
Kordahl verzog angewidert das Gesicht.
»Ich bin gespannt, was die Tbahrgs aus dieser Situation machen«, überlegte Hommersolth.
Kleenz zitterte am ganzen Körper. Das Einzige, was ihm behagte, war die Temperatur. Matten-Willys liebten Wärme, doch an Methan, Stickoxiden und einem irrsinnig flackernden Licht fand Kleenz wenig Gefallen.
Vor allem machte er sich Sorgen um Söhrlox, der völlig den Verstand verloren zu haben schien. Der Posbi bewegte seine Gliedmaßen wirr durcheinander. Es war fast ein Wunder, dass er noch nicht das Gleichgewicht verloren hatte.
Söhrlox’ Leistungssystem war völlig überlastet. Seine Waffen feuerten ungezielt und setzten Maschinen in Brand. Seine Tentakelarme peitschten über Konsolen hinweg und brachten damit Schaltbefehle zustande, die jeder Vernunft Hohn sprachen. Aus angeschossenen Leitungen plätscherte Wasser in den Raum, das sich abwechselnd bunt verfärbte oder mit Geruchsstoffen anreicherte. Von der Decke rieselte das Wasser der Sprinkleranlage und verbreitete einen betäubenden Geruch. Wäre Söhrlox aufgefallen, mit welchem Behagen der betäubte Galto die Tropfen aufleckte, die auf seine Lippen fielen, wäre er sicherlich alarmiert gewesen. So aber war er mit seinen eigenen Schwierigkeiten mehr als ausreichend beschäftigt.
Ein halbes Dutzend Alarmsirenen plärrten gleichzeitig. Reparaturroboter versuchten, den chaotischen Zustand zu beenden. Sie scheiterten. Einige Roboter gerieten in einen dichten Methannebel, das leicht entzündliche Gas kroch in jede Ritze ihrer Körper und wurde von elektrischen Strömen gezündet. Ein Trümmerhagel fegte durch den Raum und richtete weitere Verwüstungen an.
Andere Roboter fielen Söhrlox’ Schüssen zum Opfer, noch andere wurden von Kleenz wider Willen zerstört. Das Wasser aus den Sprinkleranlagen war stark mit Alkohol angereichert, und die Flüssigkeit wirkte auf den Matten-Willy verheerend. Er kannte sich selbst nicht mehr, so tapfer und entschlossen reagierte er inzwischen. Kleenz umfloss die Roboter, brachte sie zu Fall und lachte darüber, dass sich sein Körper in Wellen bewegte und auf der Oberfläche komplizierte Interferenzmuster entstanden.
Galto ›Posbi‹ Quohlfahrt lag auf dem Boden, grinste gemütlich und hustete dazu. Der ätzende Qualm der zerschossenen Maschinen drang ihm in die Lungen.
Hommersolth lachte hellauf. Kordahl fand die Angelegenheit weit weniger belustigend. Aus allen Teilen der Station kamen Alarmmeldungen, und ihr Ton wurde von Minute zu Minute drängender.
Rohre platzten und spien weiße Dampfwolken in die Räume. Wer sich den Wänden zu stark näherte, lief Gefahr, von Überschlagsenergien getroffen zu werden. In einigen Abteilungen stand das Wasser bereits kniehoch, und aus den Lüftungsschächten quoll ein Gasgemisch, das mit atembarer Luft nichts mehr zu tun hatte. Roboter fielen reihenweise aus.
Am meisten entsetzt waren die Tbahrgs, die sich in der Halle der Großen Grauen Göttin versammelt hatten, um ihren Rat einzuholen.
Die Gottheit bestand aus einer gewaltigen Skulptur, einem Zufallszahlengenerator und einem hochwertigen Dekoder. Der Generator lieferte endlose Zahlenreihen, die vom Dekoder in Worte übertragen wurden. Ein Selektor sorgte dafür, dass nur solche Wortkombinationen wiedergegeben wurden, die annähernd einen Sinn ergaben. Es beeindruckte die Tbahrgs immer wieder, die rätselhaften Orakelsprüche zu hören und ihren dunklen Sinn ausführlich zu diskutieren.
Diesmal ergab sich noch mehr Gesprächsstoff als gewöhnlich. Nicht nur, dass sich die Große Graue Göttin aus ihrem Sessel erhob und extrem ungewöhnliche Gesten vollführte, sie überschüttete die entsetzten Tbahrgs zudem mit einer Flut von Beschimpfungen, die selbst abgebrühte Raumsoldaten erröten ließen.
Diese Szene war es, die Hommersolth auf einem Monitor verfolgt und die sein Lachen provoziert hatte, als die erschütterten Tbahrgs aus der Halle flüchteten, während die Göttin ihnen Verwünschungen hinterherschickte.
»Wir müssen etwas unternehmen«, bemerkte Kordahl. »Die Tbahrgs
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