Silberband 090 - Gegner im Dunkel
zeigen sich solchen Belastungen nicht gewachsen. Wir sollten eingreifen, bevor sie durch die Aktionen der Entflohenen Schaden erleiden.«
Hommersolth stimmte nickend zu. »Schade«, murmelte er, als er die Energiezufuhr für die Klimazentrale unterbrach und die Reservezentrale aktivierte. »Ich wüsste gerne, was die Terraner weiter unternehmen. Es scheint sich um ein sehr energisches Volk zu handeln.«
15.
Bericht Galto Quohlfahrt
Langsam kam ich zu mir. An der Zeit, die ich brauchte, bis ich überhaupt wieder wusste, wer ich war, konnte ich erkennen, wie schlecht es mir ging. Ich hatte Mühe, die Augen zu öffnen, und meine Muskeln schmerzten, als hätte ich einen mehrstündigen Boxkampf ausgetragen – und verloren.
Meine erste bewusste Wahrnehmung war Kleenz’ euphorisches Jaulen. Etwas musste mit ihm geschehen sein. Er sang, jedenfalls deutete ich das undefinierbare Wimmern und Kreischen so. Wenn ich nicht sicher gewusst hätte, dass wir uns keinesfalls in einer Bar an Bord der SOL befanden, hätte ich gewettet, dass der Willy stockbetrunken war.
Söhrlox schien es nicht viel besser zu gehen. Er ruderte mit seinen Armen in der Luft und versuchte verzweifelt, sich irgendwo Halt zu verschaffen. Unsicher schwankte er hin und her, und ehe ich reagieren konnte, stand einer seiner Metallfüße auf meiner Magengrube.
»Pfft«, machte ich, als mir sein Gewicht die Luft aus dem Leib trieb. Kleenz kreischte auf, und Söhrlox zog den Fuß hastig zurück. Dabei verlor er vollends das Gleichgewicht und krachte gegen ein Schaltpult, das unter seinem Aufprall eingedrückt wurde.
»Wo sind wir?«, brachte ich über die Lippen.
»Galto, du lebst?« Kleenz floss auf mich zu und schrie vor Begeisterung, während sich Söhrlox mühsam aufrappelte und dabei das Pult, auf das er sich stützte, endgültig ruinierte.
»Irgendwo im Innern des Mondes«, informierte mich der Posbi. »Wir haben dich aus den Klauen der Entführer befreit!« Er sagte es mit deutlichem Stolz, während ich mich siedend heiß fragte, wie die Feyerdaler über dieses Manöver denken würden. Aus ihrer Sicht nahm sich die Aktion meiner Freunde wohl ganz anders aus.
Eine üble Suppe hatten die beiden mir eingebrockt. Die Feyerdaler würden annehmen, dass ich sie hintergangen hatte, und angesichts der Verwüstungen in der Halle war durchaus einleuchtend, dass sie zu völlig falschen Schlussfolgerungen kommen mussten.
»Was habt ihr nur gemacht?«, maulte ich. »Ich wollte überhaupt nicht befreit werden.«
Söhrlox hatte sich wieder so weit gesammelt, dass er seiner wesentlichsten Aufgabe nachzukommen versuchte. Prüfend glitten seine Teleskoparme über meinen Körper. »Du hast beträchtlich an Gewicht verloren«, stellte er fest. In seiner Stimme schwang finstere Entschlossenheit mit, diesem Missstand augenblicklich abzuhelfen.
Diesmal erhob ich keinen Einspruch, denn ich hatte wirklich Hunger. Meine letzte Mahlzeit lag geraume Zeit zurück, und auch die Flüssignahrung, die die Posbis mir an Bord der SOL so freigebig eingepumpt hatten, hielt nur für begrenzte Zeit vor.
»Nur zu«, ermunterte ich Söhrlox. »Du hast völlig Recht, ich habe Hunger.«
Damit stürzte ich den armen Söhrlox in Verlegenheit. Woher sollte er hier Nahrung nehmen? Er sah mich mit zwei Augen nachdenklich an, mit drei anderen Augen musterte er die Umgebung. Für einen Sekundenbruchteil blieb sein Blick auf Kleenz haften und ich konnte sehen, dass der Willy die Farbe wechselte. Brrr, Matten-Willy gedünstet, geschmort, gebraten, gegrillt – nein, das hatte kein Willy, am wenigsten aber ich verdient.
»Komm mit!«, entschied Söhrlox. »Wir suchen einfach …«
Eigentlich hätte ich darauf drängen müssen, so schnell wie möglich alle Missverständnisse auszuräumen, aber ich konnte nicht wissen, wann meine Beine wieder unter mir einknicken würden. Sobald ich den Feyerdalern erneut gegenübertrat, musste ich im Vollbesitz meiner Kräfte sein. Von diesem Zustand war ich momentan weit entfernt. Ich merkte es, als ich mich aufzurichten versuchte. Söhrlox musste mich stützen, als wir die Maschinenhalle verließen. Ich war etwas verwundert, dass Kleenz mir trotz meiner offensichtlichen Schwäche nicht zu Hilfe eilte. Der Willy floss langsam vor mir her, quietschte und pfiff dazu und war recht vergnügt. Langsam begriff ich den Grund für seinen Zustand. In der Maschinenhalle herrschte ein Geruch wie in einer defekten Großdestille. Woher der Alkohol stammte, war mir ein
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