Silberband 090 - Gegner im Dunkel
nicht. Wir gehen dort hinüber, an den äußersten Rand. Ich denke, dass von hier aus Glücksstadt versorgt wird. Diese Röhrenverbindungen scheinen Nahrungsmittel und alles andere zu transportieren.«
Das Land ringsum lag noch unter den Strahlen der abendlichen Sonne. Aber die Senke war angefüllt mit schwarzen Schatten. Selbst die Bäume wirkten uralt und abgestorben. Dieses tief eingeschnittene Tal schien nicht sehr weit vom Rand der Stätte des Glücks entfernt zu sein, denn die Raumfahrer erkannten die fernen Türme der Stadt und, seitlich versetzt, die Bugspitzen einiger schlanker Raumschiffe. Das SOL-Mittelstück und die SZ-2 waren nicht zu sehen.
12.
Glücksstadt, Stätte des Glücks … das waren nur Namen und Begriffe für eine lebensnotwendige Einrichtung. In der Nähe jeder größeren Siedlung gab es ein solches Gebiet.
Die Tbahrgs wären ohne Glücksstädte längst ausgestorben. Diese Gebiete dienten der planvollen Zusammenführung weiblicher und männlicher Tbahrgs. Alle sechs Wochen beherrschte der Fortpflanzungstrieb die Individuen ab einem gewissen Alter. Dann gewann die Gegenwart des anderen Geschlechts jäh an Interesse.
Beide Geschlechter, die jene Tage kommen sahen und genau spürten, dass sie in der Lage sein würden, mit Angehörigen des anderen Geschlechts zu verkehren, begannen ihre Wanderung nach Glücksstadt. Dort, jenseits der Barrieren, gelang es ihnen, das zu vollziehen, wozu ihre Ahnen in der Vorgeschichte des Planeten immer und überall in der Lage gewesen waren.
Jeder Mann traf in diesen Tagen die richtige Partnerin, jede Frau suchte und fand den richtigen Partner. Jedes Kind der Tbahrgs wurde in den Glücksstädten gezeugt. Ohne Glücksstadt kein Überleben.
Sie wussten es nicht. Das Gebiet, an dessen Rand sie in der Abenddämmerung standen, hieß Tash’Gmoth. Die Translatoren hätten den Begriff folgendermaßen übersetzt: letztes Glück, letzte Freude, Endpunkt des Umherschweifens.
Aber das ahnten Jusca Jathin und Spolk Taicichi nicht. Sie verstanden jedoch langsam, dass dieses ausgedehnte Tal keiner der heiteren und entspannenden Bereiche von Glücksstadt war.
Eine plötzliche Kühle ließ sie beim Anblick der gedrungenen Bauten erschauern.
»Was ist das? Es sieht technisch und kalt aus. Als ruhe dort ein düsteres Geheimnis der Tbahrgs.« Jusca klammerte sich an Spolks Arm und starrte in die Schlucht hinunter. Sie sahen eine lange Reihe kleinerer Gestalten.
»Das sind junge Tbahrgs«, murmelte Taicichi. »Ich erkenne sie deutlich genug. Sie sind aus dem Eingang dort drüben gekommen. Irgendeine rätselhafte Sache geht dort unten vor, Jusca. Komm, sehen wir nach.«
»Müssen wir das unbedingt? Machen wir doch einen Bogen um die Schlucht«, sagte sie. Ihre Furcht war für Spolk unerklärlich. Er sah dort bestenfalls technische Probleme.
»Wir haben genug Zeit«, erwiderte er und zog sie sacht mit sich zu einer Treppe in der Felswand. Hin und wieder erscholl ein dumpfes Heulen, durchbrochen von harten, metallischen Geräuschen.
»Zeit haben wir, aber dort sind zu viele Tbahrgs. Ich möchte viel lieber mit dir allein sein, Spolk.«
»Ich bin doch bei dir.«
Bisher hatten sie vor dem Betreten eines bestimmten Gebiets niemals Beklemmung oder Furcht gespürt, doch jetzt ergriff sie eine merkwürdige Vorahnung. Alles wurde dunkel, bekam eine düstere Bedeutung. Selbst der Himmel, der gerade die ersten Sterne erkennen ließ, färbte sich grau. Die Stille wurde endgültig bedrückend, als sie langsam die Treppenanlage hinabstiegen.
Röhrenförmige Gegenstände gelangten offensichtlich unterirdisch hierher und wurden in das erste Gebäude transportiert. Es gab zwischen hier und der ›Wohnstadt‹ eine Bahnverbindung, ein ähnliches System, wie Jusca und Spolk es schon benutzt hatten. Immer wieder kamen kleine Gruppen junger Planetarier hierher, ebenso viele Gruppen fuhren zurück.
Bei allen Ankommenden und Abfahrenden waren weder Heiterkeit noch das spezifische Verhalten der anderen Besucher von Glücksstadt zu bemerken. Sie waren feierlich ernst, fast grimmig oder traurig.
»Das kann kein Teil von Glücksstadt sein«, bestätigte Spolk nach einem langen Rundblick. »Aber es ist zweifellos eine wichtige Einrichtung.«
Jusca schwieg. Langsam bewegten sie sich zu jenem Bereich, wo die Besucher ebenso wie die merkwürdig geformten Transportbehälter ankamen. Zwei Röhren waren vorerst alles, was die Solaner erkennen konnten.
Eine dieser Röhren füllte sich mit einem
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