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Silberband 090 - Gegner im Dunkel

Silberband 090 - Gegner im Dunkel

Titel: Silberband 090 - Gegner im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Schweigend gingen die Tbahrgs auf die Bahren zu und ergriffen die kleinen Rahmen, die jetzt eine silberne Farbe angenommen hatten. Sie befestigten sie an dünnen Ketten, die sie sich um den Hals legten.
    Konnte es sein, dass die Tbahrgs glaubten, die ›Seele‹ oder die kondensierte Lebensenergie der Verstorbenen würde aus dem Rähmchen auf den Träger übergehen?
    »Das müssen die Kinder der Toten sein«, murmelte Jusca. »Sie nehmen das Andenken an ihren Vater oder ihre Mutter an sich – in dieser Form.«
    Während die Solaner sich an die Seitenwand zurückzogen, gingen die jungen Tbahrgs an ihnen vorbei, schweigend und voller Hass. Jedenfalls deutete Taicichi den Ausdruck in ihren schmalen Gesichtern so und nicht anders. Die Musik verklang.
    Einer nach dem anderen verließ die Begräbnisstätte. Sie waren in ihrer Andacht gestört worden, daran bestand kein Zweifel. Die Raumfahrer folgten ihnen. Als sie sich am Eingang noch einmal umdrehten, sahen sie, dass sich die Zylinder wieder schlossen und in Klappen der dahinter liegenden Wand verschwanden.
    Draußen blieb Taicichi stehen und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn.
    »Wir hätten nicht hierher kommen dürfen«, sagte Jusca. Die Kinder der Verstorbenen gingen zwar in die Richtung der wartenden Kabine, aber immer wieder blieben sie stehen, drehten sich um und bedachten die Fremden mit drohenden Blicken.
    »Ich konnte nicht ahnen, dass wir eine Begräbnisstätte finden würden«, erwiderte Spolk. »Es ist Nacht. Wir müssen uns einen Platz suchen.«
    »Auf keinen Fall in der schwarzen Schlucht.«
    »Wo sonst?«
    »Wir gehen einfach geradeaus. Überall gibt es leere Zellen in Glücksstadt.«
    Zuerst langsam und zögernd, dann immer schneller liefen sie die Schlucht entlang. In den Gebäuden summte und knisterte es. Schließlich sahen sie eine der vielen Treppenanlagen vor sich und rannten darauf zu. Sie flüchteten, denn die Angst saß ihnen im Nacken. Sie ahnten, dass sie durch ihre Neugierde die Tbahrgs herausgefordert hatten. Sie fühlten sich nicht mehr länger als glückliche Bewohner dieser Zone, sondern als Fremde und Unerwünschte.
    Sie hasteten die Stufen hinauf, verhielten keuchend auf den einzelnen Absätzen und sahen, dass wieder Zylinder durch die Röhren glitten und eine neue Gruppe von Angehörigen in die Schlucht gebracht wurde.
    Atemlos erreichten sie den oberen Rand der Schlucht. Nicht weit vor sich sahen sie hinter Bäumen verschwommenes Licht.
    »Dorthin, Spolk! Nur schnell weg hier. Ich weiß, dass sie uns aus dem Paradies vertreiben werden.«
    Sie stolperten keuchend weiter.
    Ringsum lärmten Insekten. Über ihren Köpfen hörten sie schwere Flügelschläge, und die Silhouetten von Bäumen verwandelten sich in grässliche Tiere. Schlagartig hatte Glücksstadt sich in eine nächtliche Hölle verwandelt. Sie liefen querfeldein auf das Licht zu.
    Tash’Gmoth, die ›Stätte des letzten Glücks‹, war von zwei Eindringlingen entweiht worden. Die ältesten Kinder aus der Gruppe, die mit den Fremden zusammengestoßen war, erreichten die Wohnstadt und alarmierten die Vertreter des Rates.
    »Wir waren dort, um das S’shemat unserer Väter und Mütter zu holen!«, riefen sie aufgebracht. »Die Feierlichkeiten der Übernahme sind gestört worden.«
    Wie zum Beweis deuteten sie auf die Rähmchen an ihrer Brust. Dort gab das S’shemat seine eingelagerte Energie wieder ab. Jahrzehntelang würden das Wissen und die moralische Qualität des Verstorbenen auf das älteste Kind übergehen. Auf diese Weise erhielten die Tbahrgs eine potenzielle Unsterblichkeit ihrer Persönlichkeit. Sie vererbte sich nicht nur in den Genen weiter, sondern nach ihrem Tod auch im S’shemat.
    »Diese Störung ist sehr ernst. Aber sie rechtfertigt noch nicht, das Unaussprechliche anzuordnen«, erwiderte ein Ratssekretär.
    »Die Fremden werden weiteres Unheil anrichten. Wir sahen sie in die Schlucht laufen. Vielleicht beeinflusst ihre Ausstrahlung andere Einrichtungen, die wir noch nicht kennen, weil wir zu jung sind.«
    »Das ist möglich. Wir werden sie beobachten lassen.«
    »Werden sie unsere Verstorbenen noch einmal beim Eintritt in die Auflösung und Rückführung stören können?«, fragten die Kinder.
    »Nein. Das werden wir verhindern.«
    Die Behörden wussten bereits, dass zwei Fremde in Glücksstadt waren. Bisher waren drei schwerwiegende Störungen registriert worden. Aber das Gesetz besagte eindeutig, dass die Ruhe und das Glück der Tbahrgs

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