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Silberband 090 - Gegner im Dunkel

Silberband 090 - Gegner im Dunkel

Titel: Silberband 090 - Gegner im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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sehr war das Inferno angeschwollen.
    Die Verfolger, die sie schemenhaft in den Staubwolken sahen, schrien Unverständliches. Aber sie kamen näher.
    Wieder rannten Jusca und Spolk los. Meter um Meter kämpften sie sich im Zickzack durch die verwirrende Anlage der Siedlung. Sie waren nicht nur erschöpft, mit vom Kristallstaub ausgedörrten und aufgerissenen Kehlen, sie bluteten auch. Die Splitter zerschnitten ihre Haut.
    Dieses Reich des Glücks war zu einer Landschaft der Schrecken geworden.
    Beide Solaner empfanden nur noch panische Angst, und die Kristalle erzitterten unter diesem mächtigen Ansturm fremder Impulse, den sie nur kompensieren konnten, indem sie Teile von sich absonderten.
    Als Spolk vor sich einen kleinen Tunnel aus Helligkeit erkannte, spurteten sie los. Blut lief über seine aufgerissene Stirn in die Augen, doch er hielt Jusca erbarmungslos fest und zerrte sie mit aller Kraft hinter sich her.
    Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten. Jeder Schrecken wurde doppelt und dreifach intensiv, denn er wuchs im Zentrum des Paradieses. Zwar gab es dieses Paradies von Glücksstadt nur in den Gedanken der beiden verwirrten Menschen, aber es galt trotzdem.
    Endlich erreichten sie wieder die Helligkeit des Sonnenlichts. Der Wald blieb hinter ihnen zurück. Sie taumelten und stolperten weiter, bis sie sich auf einer ausgedehnten Wiese zu Boden sinken ließen. Sie waren voller Wunden, ihre Haut und ihre Kleidung waren aufgerissen und blutverkrustet.
    »Wir leben noch – immerhin!«, stöhnte Spolk.
    Jusca schloss die Augen. Sie blieb reglos liegen.
    Die Klänge aus dem Kristallwald wurden wieder leiser und harmonischer. Im Verlauf einer halben Stunde hörten die Disharmonien auf.
    Nicht nur körperlicher Schmerz, sondern zugleich Hunger, Resignation und Müdigkeit machten sich bemerkbar. Die Desillusionierung war vollkommen. Was für die Tbahrgs Glück bedeutete, war noch lange nicht das Glück für Menschen.
    Jusca richtete sich auf. »Schläfst du?«, fragte sie leise.
    Taicichi drehte sich auf den Rücken. »Schlafen? Ich? Ich verwünsche den Augenblick, an dem wir Glücksstadt gesehen haben.« Er stöhnte verhalten.
    »Wir können hier nicht bleiben, Spolk. Warum gehen wir nicht zur SOL zurück?«
    »Siehst du das Schiff? Wo ist es, sag’s mir!«
    Jusca blickte um sich. Ihre Miene wirkte erneut gehetzt, obwohl es momentan keine Verfolger mehr gab. Die Tbahrgs schienen sich wieder in ihre Wohnungen zurückgezogen zu haben.
    »Ich sehe keine SOL, aber irgendwelche Höhlen.« Taicichi deutete nach Westen. Die Sonne würde in wenigen Stunden untergehen. »Die gelben Berge scheinen voller Höhlen zu sein.«
    Die Entfernung betrug keine drei Kilometer.
    »Dort wartet sicher wieder eine unangenehme Überraschung auf uns«, murmelte Jusca.
    Trotzdem machten sie sich auf den Weg. Die Schatten wurden länger. Es wurde kühler, und es gab kleine Bäche und Quellen, an denen sie sich waschen konnten.
    Am Ende einer schrägen Kalksteinwand fanden sie eine leere Höhle. Sie waren zu erschöpft, um länger zu suchen. Hier gab es tatsächlich ein breites Lager, ein Bad mit Dusche, neue Kleidung und vor allem eine Vorrichtung, die Essen und Getränke lieferte.
    Zuerst tranken und aßen sie. Dann ließ das warme Wasser eines duftenden Bades ihre Schmerzen vergessen. Friede und das Glück stellten sich nach kurzer Zeit wieder ein.
    Endlich fühlten sie sich wirklich wohl.
    »Hier ist eine Stätte des Glücks«, sagte Jusca leise. »Wir sind zweimal in die tiefsten Schrecken hinabgetaucht und unversehrt daraus hervorgekommen.«
    »Wir sind nur zweimal gestolpert, weil wir Fremde sind«, erwiderte Spolk nachdenklich. »Dennoch wirkt Glücksstadt mehr positiv als negativ auf uns. Mir ist, als wären die Unterbrechungen nur dazu da gewesen, uns zu zeigen, wie wertvoll die andere Zeit ist.«
    Sie küssten sich voller Leidenschaft.
    »Wie lange sind wir hier?«, fragte Jusca später.
    »Ich weiß es nicht. Zwei Tage, vielleicht … Wir verlieren jedes Zeitgefühl.«
    In diesen langen, von Ruhe und Glück durchfluteten Augenblicken, die sich zu Stunden summierten, vergaßen sie, dass die Solaner nur Gäste auf Xumanth waren. Sie liebten sich und wussten instinktiv, dass dies eine ihrer letzten Gelegenheiten war, ungestört zu sein.
    Die Schrecken des vergangenen Tags waren vergessen. Jusca Jathin und Spolk Taicichi erinnerten sich nicht einmal mehr an ihre Wunden. Die Bäder und die Salben, die sie in der luxuriösen Höhle gefunden

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