Silberband 091 - Die Terra-Parouille
Unaufmerksamkeit, um sich ein gutes Stück weiter anzuschleichen. Noch war er ruhig, doch er wartete schier auf den Augenblick, in dem ihn die Aufregung der Jagd überfallen würde.
Er wusste nicht, was der Mann dort im Haus getan hatte, dass ihn der Regelerschaffer Gasadina tot sehen wollte, und es interessierte ihn auch nicht. Seine Augen suchten einen für sein Vorhaben geeigneten Baum.
Abermals huschte er weiter, berührte dann die borkige Rinde eines Stammes. Seine Arme schwangen hoch, die Finger krallten sich um den untersten Ast und Augenblicke später verrieten nur raschelnde Geräusche, dass er geschmeidig in die Höhe kletterte.
Er verharrte, als ihn nur noch wenige Zweige und Äste verdeckten, stützte die Waffe auf eine Astgabel und blickte durch das Zielfernrohr. Deutlich sah er eine ausnehmend hübsche junge Frau und einen Mann, die im Labor miteinander sprachen.
Dieser Mann war das Opfer.
»Ich bin todmüde«, bekannte Tehlarbloe. »Aber wenn ich sehe, was wir an diesem ersten Tag geschafft haben, bin ich begeistert.«
»Trotzdem sollten wir uns entspannen. Morgen wird der Tag mindestens ebenso lang werden.«
»Und ebenso schwer«, murmelte der Physiker.
Er schaltete den ersten Satz Lampen aus. Sein Blick glitt über die Fensterfront. Er sah, noch ehe er begriff, wie eine der Scheiben punktuell aufglühte. Ein Energiestrahl fauchte zwischen ihm und Anadace hindurch. Instinktiv riss er seine Gefährtin mit sich zu Boden und warf sich schützend über sie.
Die Scheibe zerbarst. Kochende Tropfen spritzten nach allen Seiten. Anadace schrie auf, aber schon krochen sie beide zwischen Robotern und Materialstapeln auf den Ausgang zu.
Weitere Strahlschüsse entfachten kleine Brandherde. Und endlich wurde es im Park lebendig, eine Vielzahl von Stimmen und Schüsse klangen auf.
Die Löschroboter verließen ihre Einbaufächer und gingen gegen die auflodernden Flammen vor. Draußen schienen die Polizisten den Attentäter zu verfolgen oder gar schon gestellt zu haben, denn der Lärm verlagerte sich in eine größere Entfernung.
»Ich wusste es«, keuchte Tehlarbloe. Seine Panikträume wurden Realität, jemand hatte versucht, ihn zu ermorden.
Die Nacht wurde mittlerweile von Scheinwerfern erhellt, und damit war die unmittelbare Gefahr wohl vorbei.
»Wer wollte dich töten?«, fragte Anadace bebend.
»Keine Ahnung. Irgendjemand. Vielleicht die Kaiserin selbst.«
»Das hältst du für möglich?«
In Tehlarbloes wirren Überlegungen mischten sich Angst und Trotz. Die Gegner, aus welchen Reihen sie auch kamen, hatten schnell reagiert und zugeschlagen.
»Was soll ich tun, Anadace?« Er stöhnte. »Ich glaube, ich bin ein schlechter Rebell.«
Ein Held war er nie gewesen. Sein Mut bestand nur darin, dass er kühne Gedanken ausgesprochen hatte, aber dieses Attentat raubte ihm die Zuversicht.
»Du bist kein Revolutionär, der seine Ziele mit der Waffe in der Hand erreicht«, antwortete Anadace in mühsam erzwungener Ruhe. »Niemand verlangt von dir, dass du furchtlos sein musst.«
Er nickte mechanisch. Allmählich kehrte die Ruhe in seine Überlegungen zurück, und der Schock ließ ihn los. Doch erst jetzt zitterte er wirklich.
In zwei Tagen würde er ersetzbar sein, sobald die Geräte in Serie fabriziert wurden. Dann konnte jeder gegen den Fremden rüsten.
Am nächsten Morgen zwang Tehlarbloe sich, in das Durcheinander im Labor einzutauchen. Jeder gab sein Bestes, um die Verzögerung aufzuholen, die mit der Schadensbehebung zwangsläufig eingetreten war, und tatsächlich verließen schon am Mittag die ersten getesteten Bausteine das Labor und wurden in die Fertigungsanlage für die Serienfertigung gebracht.
Der Regelerschaffer Qartane erschien wenig später persönlich. »Die Spur ist abgerissen«, eröffnete er. »Die Polizisten verfolgten den Attentäter und erschossen ihn, als er sich verbissen wehrte. Wir wissen nichts über die Hintergründe.«
»Sie wissen so gut wie ich, Regelerschaffer, aus welcher Richtung der Angriff gekommen sein dürfte«, stellte der Physiker fest.
»Wir können niemanden anklagen, ohne unser Vorhaben zu lüften. Aber wir werden noch mehr Wachen aufstellen und jeden Ihrer Schritt kontrollieren.«
»Der Gegenseite ist zweifellos bekannt, dass in wenigen Tagen alles ohne mich ebenso laufen wird wie mit mir.«
Offensichtlich hatte die Kaiserin von Therm die nächtliche Auseinandersetzung als internes Problem der Feyerdaler abgetan. Die Opposition hatte bisher noch kein
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