Silberband 091 - Die Terra-Parouille
das?«
Beide Feyerdaler sprangen mit gewaltigen Sätzen aus der Kabine und rollten sich ab. Im selben Moment zerfetzte eine Stichflamme Ladung und Ladefläche. Dichter Qualm breitete sich aus.
»Ein Sprengsatz zwischen den Umgehungselementen!«, schrie Crahler.
Das Heck des Gleiters brannte. Flammen schlugen aus dem Rauch, Bauteile zerplatzten mit krachenden Schlägen.
»Die Kaiserin wird den Gleiter registrieren!«, rief Loutence verzweifelt.
»Sie kann nur einen explodierenden Mechanismus erkennen, mehr nicht.«
»Du hast Recht. Zurück zur Fabrik!«
Crahler und Loutence rannten zum nächsten Eingang des unterirdischen Transportsystems. Bisher war niemand aufgetaucht, der sie verfolgte oder aufhalten wollte.
»Das war Sabotage«, knirschte Crahler. »Wir haben die Kisten selbst aufgeladen.«
»Das zeigt, dass unsere Widersacher die Kaiserin noch mehr fürchten als wir.« Loutence dachte mit Schrecken an Tehlarbloe und die anderen Gruppen. Betraf die Sabotage auch sie?
Sie beruhigten sich erst, als sie in einer dahinjagenden Kabine saßen, die sie zu der Fabrikationsstätte zurückbrachte, von der aus sie mit dem beladenen Gleiter aufgebrochen waren.
Anadace zuckte zusammen, als das Türsignal ertönte. Sie erwartete niemanden, und seit dem nächtlichen Mordversuch hatte ihre gespannte Unruhe noch zugenommen.
Sie ging hinüber in den anderen Raum, schaltete die Bilderfassung ein und sah, dass im Schatten zwischen den Stelzen ein uralter Mann wartete. Er trug eine einfache weiße Uniform, und irgendwoher kannte sie sein faltiges Gesicht, die matten Augen und die metallisch wirkenden Sinnesbüschel. Jetzt erinnerte sie sich an diesen Mann: der älteste Feinsprecher, Seine Unfehlbarkeit Regelerschaffer Shachtmun. Er lebte schon lange nicht mehr im Berührungskreis der Kaiserin.
Er ist allein! Niemand begleitet ihn!, erkannte Anadace, lief zur Tür und öffnete.
»Anadace, Gefährtin des Tehlarbloe?«, fragte Shachtmun. Seine Stimme war leise, aber präzise und selbstbewusst.
»Ja. Ich bin Anadace. Was wollt Ihr, Unfehlbarkeit?«
»Mit Ihnen sprechen. Gewisse Ereignisse und eine Reihe von Gerüchten führten dazu, dass sich viele Bewohner unserer Heimatwelt stark beunruhigen.«
Er redet, als wäre er im Kristalldom des Berührungskreises, dachte Anadace und machte eine ehrlich gemeinte Geste der Einladung.
»Kommt herein. Ich bin allein.«
»Ich weiß – ich wartete bis zu dem Augenblick, in dem uns niemand stören würde.«
Sie gingen in den Wohnraum. Shachtmun begegnete Anadaces fragenden Blicken mit kühlem Schweigen, schließlich setzte er sich kerzengerade in den schweren Sessel und sagte: »Sie wissen, dass alles Leben der Galaxis Dh'morvon auf Moeckdöhne seinen Ausgang nahm. Unser Planet ist der älteste und wichtigste, und die Feinsprecher sind diejenigen, die sich am wenigsten von der Zeit und den Veränderungen haben beeinflussen lassen. Ich gehöre dazu.«
Etwas irritiert fragte Anadace: »Ich erkenne nicht, worauf Ihr hinauswollt, Shachtmun!«
Er hob eine Hand in einer ruhigen, gemessenen Gebärde. »Warten Sie. Wir auf Moeckdöhne haben die meiste Erfahrung darin, mit der Kaiserin von Therm den Dialog zu führen. Wir leben sorgenfrei und können uns dem Nachdenken widmen, eine Kunst, die auf Pröhndome oder anderen Welten weniger gepflegt wird.«
»Was hat dies mit Tehlarbloe oder mit mir zu tun?«
Ein kaum wahrnehmbares Lächeln glitt über das zerknitterte Gesicht des Greises. »Sie werden es erkennen. Sorgenfrei leben wir und können uns alles leisten, was wir wollen. Andere Planetenvölker sind ärmer dran. Nun ist etwas geschehen, was das ruhige Maß des Lebens in schreckliche Ungewissheit verkehrt hat. Die Kaiserin von Therm, unsere Mutter und Herrscherin, die uns zu Sprachrohren und Ausführenden erwählt hat, ließ uns scheinbar fallen und wandte sich einem Fremden zu, der nicht einmal die Qualifikationen des geringsten Feyerdalers hat. Ich habe seine körperliche Erscheinungsform lange studiert und sie mit dem Bild unseres Körpers verglichen – undenkbar, dass er die geringsten Strapazen überstehen kann. Das gilt auch für sein ungewöhnliches Raumschiff.«
Sehr langsam schien sich der Greis dem eigentlichen Thema zu nähern. Mit nicht geringer Faszination hörte Anadace zu.
»Aber das ist nicht entscheidend. Die Kaiserin übertrug eine Aufgabe einem anderen anstatt uns. Das erschreckt uns alle, denn es kann der Anfang vom Ende der Herrschaft der Feyerdaler über
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