Silberband 092 - Das MODUL
Verbindung.
Kaarmansch-Xes wandte sich an seine Besatzung. »Ich verlange, dass wenigstens eines der Schiffe aufgebracht wird. Vielleicht ist sein Pilot im Besitz von Informationen, die uns weiterhelfen können.«
Taul Daloor starrte entsetzt auf die Schirme. Zu seinem Erschrecken hatte sich der unbekannte Raumflugkörper keineswegs der Havarierten angenommen. Im Gegenteil: Er hatte die Forscher ohne Vorwarnung angegriffen. Nach wenigen Sekunden waren die ersten Schiffe vernichtet. Zu allem Überdruss waren gleichzeitig weitere Raumschiffe aus dem Überraum aufgetaucht. Eine ganze Flotte der merkwürdigen schwarzen Scheiben machte Jagd auf die Forscher, die diesem vehementen Angriff wenig oder nichts entgegenzusetzen hatten.
»Was soll ich machen. LOGIKOR?«, fragte Daloor furchtsam.
»Flieh!«, lautete der knappe Rat. »Du kannst den anderen nicht helfen.«
Daloor äußerte seinen Unmut mit leisen Pfiffen. Beistehen konnte er den bedrängten Forschern wirklich nicht, in diesem Punkt hatte LOGIKOR Recht, aber er war dennoch nicht gewillt, sich kampflos zurückzuziehen. Taul Daloor aktivierte die Destruktionsschleuder und zielte damit auf eines der schwarzen Schiffe, die unter seinesgleichen wüteten.
Daloor schoss nur einmal. Er sah, wie das Schirmfeld des Zielschiffs unter dem Treffer aufleuchtete und wenig später zusammenbrach. Bevor er einen zweiten Schuss abgeben konnte, hatte auch ein anderes Keulenschiff gefeuert. Schwer getroffen zog sich die merkwürdige schwarze Scheibe der Gegner zurück.
Taul Daloor wusste, dass er nicht länger warten durfte. Hastig aktivierte er die Maschinen seiner RENNER und steuerte die Materiewolke an. Er konnte nicht erkennen, wie viele der schwarzen Schiffe nahe der Wolke kreuzten. Deshalb pfiff er erleichtert, als die ersten hellen Staubschleier das Ortungsbild überlagerten. Allerdings hatte er nur eine Verschlechterung seiner Situation verhindern können. Die Rettung lag noch in weiter Ferne.
Jurlt Tergan wunderte sich, dass er noch lebte.
Schon der erste Schuss, den eines der schwarzen Raumschiffe auf ihn abgegeben hatte, war ein Volltreffer gewesen. Tergan glaubte immer noch, das Kreischen und Wimmern zu hören und das donnernde Krachen, mit dem die Maschinen seines Schiffes den Geist aufgegeben hatten. Die Frontkuppel war geborsten, zahlreiche Splitter hatten sich in Tergans Körper gebohrt und ließen ihn schmerzerfüllt pfeifen.
In seinem Schiff herrschte das Vakuum des freien Raumes, aber er lebte. Niemand wunderte sich mehr darüber als Jurlt Tergan selbst.
Trotz der Schmerzen erfüllte ihn ein merkwürdiges Wohlgefühl. Ihm war nicht entgangen, dass sein Gegner sofort nach dem ersten Schuss das Feuer eingestellt hatte. Offenbar war der Feind der Meinung, mit diesem einen Treffer das Keulenschiff ausgeschaltet zu haben. Verwunderlich war diese Auffassung nicht, sobald der Feuerleitoffizier sah, dass die Frontkuppel nicht mehr existierte. Wahrscheinlich hatte er auch registriert, dass die Atemluft entwichen war. Demzufolge konnte an Bord niemand mehr leben.
Kein organisches Wesen, dachte Tergan halb belustigt.
Die Erkenntnis, dass er so kurz vor seinem Ende herausgefunden hatte, dass er ein Roboter war, trübte Tergans leise Freude darüber, dass sich sein Gegner in unbegreiflichem Leichtsinn näherte. Für die Ortung des Feindes war das schwer beschädigte Keulenschiff des Forschers nicht mehr als ein harmloser Materieklumpen, der sich wirbelnd auf das schwarze Schiff zubewegte.
Sorgfältig achtete Jurlt Tergan darauf, dass er nicht zu sehen war, während er die Programmierung der verbliebenen Anlagen vornahm. Die geringe Strahlung, die diese technischen Maßnahmen hervorriefen, musste in dem allgemeinen Chaos der Wolke untergehen.
Als sich sein Schiff erneut drehte, kauerte der Forscher wieder auf dem Sitzbalken. Aus seiner Sicht schob sich das schwarze Schiff langsam über ihn.
Einen Augenblick lang zögerte er. War es die Furcht eines organischen Wesens vor dem Tod, die ihn zurückhielt? Oder der programmierte Befehl, seine robotische Existenz so lange wie möglich zu erhalten?
Jurlt Tergan wusste, was er zu tun hatte. Es bedurfte nur einer winzigen Bewegung, um das Programm ablaufen zu lassen.
Damit wäre auch der letzte Programmauftrag des Forschungsroboters Jurlt Tergan erfüllt, dachte der Forscher in dem Augenblick, in dem er sich zum letzten Mal bewegte.
In einer grellen Explosion verging sein kleines Schiff. Nach einer ultrakurzen Zeitspanne,
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