Silberband 092 - Das MODUL
der wie ein gewaltiger Krake in dem Vegetationsgebiet lag.
»So wenig Aufsehen wie möglich erregen«, erklärte ich, als Joan Connerford mich fragend anblickte. »Es ist nicht notwendig, dass wir den Choolk direkt aus einem der Nester holen.«
»Wir sollten sie eigentlich in Ruhe lassen«, sagte die Robotologin mitleidig. »Sie haben jetzt genug mit sich selbst zu tun.«
Ich setzte zu einer heftigen Antwort an, schwieg dann aber doch. Es hätte wenig Sinn gehabt, mit ihr zu diskutieren. Sie interessierte mich als Frau nicht unbedingt, und als Begleiterin hatte Rhodan sie ausgewählt. Wahrscheinlich ihrer psychologischen Fähigkeiten wegen, oder hielt er die Choolks für eine Art Roboter?
Ich steuerte eine Felsnadel an, die gut fünfzig Meter hoch aus dem Buschwerk emporragte. Erst als ich schon sehr nahe an das Gebilde herangekommen war, bemerkte ich, dass es keineswegs aus gewachsenem Stein bestand. Fingerlange Insekten arbeiteten daran, das Gebilde weiter auszubauen. Unweit davon lag ein beschädigter Gleiter, und wiederum einige Meter von diesem entfernt stand ein Choolk. Er starrte Löcher in die Luft.
»Den holen wir uns!«, sagte ich entschlossen. Der erwartete Widerspruch meiner Begleiterin blieb aus, deshalb landete ich.
»Sie warten hier, Joan! Können Sie die Jet notfalls auch fliegen?«
»Ich bin ausgebildete Pilotin«, antwortete sie beleidigt.
Ich stöhnte gequält. Schon bei unserer ersten Begegnung hatte ich bemerkt, dass wir nicht zusammenpassten. Zu dieser Frau konnte ich sagen, was ich wollte, es war immer verkehrt. Es gab nur wenige Menschen, die bei mir Aggressionen auslösten -- Joan Connerford gehörte dazu.
»Also schön. Sie sind ausgebildete Pilotin. Mehr wollte ich nicht wissen.« Ich schwang mich in den abwärts führenden Antigravschacht.
Als ich die Space-Jet durch die Bodenschleuse verließ, sprach mein Helmempfang an. Joan Connerfords Gesicht erschien vor meinen Augen, und deshalb hätte ich beinahe den Choolk übersehen, der nur noch wenige Meter vor mir stand. Er zeigte aber mit keiner Reaktion, dass er mich bemerkt hatte, von der Space-Jet ganz zu schweigen.
Eine seltsame Welt war das, mit noch seltsameren Bewohnern.
»Ich rate von Gewaltmaßnahmen ab!«, sagte die Kosmopsychologin. »Der Choolk befindet sich in einem kritischen Zustand, der mit dem Ausschlüpfen des neuen Herrschers zusammenhängt. Und direkt oder indirekt mit dem Einfluss dieses schwarzen Kristalls.«
»Das weiß ich. Und? Ich habe nicht vor, den Choolk zu skalpieren«, antwortete ich gereizt.
Trotzdem hatte ich meinen Kombistrahler gezogen. Niemand konnte sagen, wie es wirklich in diesem fremdartigen Wesen aussah. Vielleicht war es absolut friedfertig, vielleicht auch nicht.
»Sie wollen hoffentlich nicht schießen?«, fragte Joan entsetzt. Ihr blasses Gesicht im Projektionsfeld wurde langsam lästig. Zumal mich ihre weit aufgerissenen dunklen Augen zu durchbohren schienen.
»Seien Sie endlich still!«, bat ich.
Der Choolk wandte mir sein kreuzförmiges Sehorgan zu. Dennoch konnte ich nicht feststellen, ob er mich inzwischen wahrnahm oder ob es nur eine zufällige Bewegung war.
»Stecken Sie die Waffe weg!«, drängte Joan. »Sie wissen gar nicht, was Sie damit anrichten können.«
Mir platzte der Kragen, und ich schrie eine Reihe von ziemlich groben Worten zurück. Das hatte zur Folge, dass der Choolk vor mir aufschreckte. Er schnellte sich auf mich zu und trat mir gegen die Beine. Ich stürzte zu Boden.
»Das haben Sie davon, Sie Verrückter!«, rief die Psychologin erregt. »Können Sie nicht vernünftig mit ihm reden? Das ist kein Wilder, sondern ein intelligentes Wesen, das nur vorübergehend unter psychosomatischen Störungen leidet. Die Ursache dafür liegt in der Strahlenausschüttung des schwarzen Kristalls, der …«
»Halten Sie den Mund!«, brüllte ich und schaltete die Verbindung ab. Mir reichte es endgültig. Nur weil dieses Weib mich gestört hatte, war mir das Missgeschick passiert. Ich hob meinen Kombistrahler auf, der mir entfallen war, und schaute suchend um mich.
Der Choolk war verschwunden. Auf dem weichen Boden zeichneten sich seine Spuren jedoch deutlich ab. Ich rannte hinter ihm her, bis Joan Connerford mit der Space-Jet startete. Wie vom Blitz getroffen blieb ich stehen und starrte zu dem Diskus hinüber, der langsam abhob. Ich schaltete den Helm wieder ein.
»Was, zum Teufel, haben Sie vor?«
»Ich werde auf jeden Fall verhindern, dass Sie dem Choolk einen
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