Silberband 093 - Abschied von Terra
liegen. Danach sollten wir zuerst suchen.«
Die Sonne versank.
»Zwei Raumschiffe der Hulkoos sind wieder unterwegs!«, meldete Douc Langur.
»Kommen sie in unsere Nähe?«, fragte Kauk.
»Sie fliegen etwa tausend Kilometer nördlich vorbei.«
Die Nacht verlief ruhig. Walik Kauk hatte jedoch lange wach gelegen und über die Fremden in Namsos nachgedacht.
»In welcher Richtung sind sie geflogen?«, fragte er den Forscher. »Nach Nordwesten?«
»Wie immer«, bestätigte Douc Langur.
»Aber sie kommen von Osten! Warum machen sie diesen Umweg?«
»Es scheint, dass sie sich genau über die Geschichte des Planeten informiert haben«, antwortete Langur. »Indem sie von Namsos aus westlich fliegen, überqueren sie den nordamerikanischen Kontinent, die japanischen Inseln und den Nordostteil von China. In diesen Bereichen war früher die Bevölkerung am dichtesten, die Konzentration der Technologie am größten. Die Hulkoos vermuten wohl, dass mehr als nur eine Hand voll Menschen auf dem Planeten leben muss. Sie konzentrieren ihre Suche auf die Regionen mit den größten Erfolgsaussichten, Menschen zu finden.«
Das klang plausibel. Vor allem stand es im Einklang mit der Rückflugroute der Hulkoos. Denn auch diese führte über traditionelle Zentren der terranischen Zivilisation: Westasien und große Teile Europas. Und vor allem hatte Douc Langur eben bewiesen, wie gründlich er sich mit terranischer Geschichte befasst hatte.
Sie verzehrten jeder eine Fertigration, dann brachen sie mit der HÜPFER auf. Ziel war die 1.250 Meter hohe Erhebung, die Kauk am Abend bezeichnet hatte.
Langur durchforschte den Berg mit allen vorhandenen Mitteln. Die Aussicht, auf diese Weise zum Erfolg zu gelangen, war dennoch zweifelhaft, denn ein Ortungsschutz war für den verborgenen Hangar wohl selbstverständlich. Die Frage war lediglich, ob diese Absicherung noch ihren Zweck erfüllte.
Die Suche brachte kein Ergebnis. Als die Sonne sank, kehrte die HÜPFER in das Versteck zurück. Im Lauf des Nachmittages hatten Walik Kauk und Sante Kanube übereinstimmend bemerkt, dass die bedrückende Ausstrahlung der Kleinen Majestät intensiver geworden war. Sie verursachte bereits ein anhaltendes Gefühl der Benommenheit.
Douc Langur blieb nahezu unbeeinflusst. Die Impulse erzeugten bei ihm nicht mehr als eine vages Unbehagen.
Walik Kauk erwachte von bohrendem Kopfschmerz und starrte in die Finsternis. Von irgendwoher hörte er wirre Laute, aber er konnte sich nicht darum kümmern. Etwas, das in seinem Gehirn saß, lähmte seine Initiative.
Er brauchte eine Zeit lang, um überhaupt herauszufinden, wo er sich befand. Mit aller Kraft kämpfte er gegen den fremden Einfluss. Die Erkenntnis, dass er sich gegen die Kleine Majestät stemmte, verdoppelte seine Anstrengung. Er zwang sich zu klarem Denken – und stellte fest, dass Sante Kanube verschwunden war.
Endlich registrierte auch sein Bewusstsein die seltsamen Laute.
»Ich hab die Nase voll! Hört ihr? Die Schwarzpelze sollen ruhig kommen und ein Ende machen. Ich kann nicht mehr …«
Kauk sprang auf – der Zelteingang war schon halb beiseite geschlagen – und lief in die sternenklare Nacht hinaus. Sante Kanube kniete vor dem großen Richtfunksender und hantierte am Frequenzregler.
Mit einem wütenden Schrei stürzte sich Walik Kauk auf den Afroterraner. Sein Schwinger traf Sante Kanube auf die Kinnspitze und ließ ihn zusammenbrechen. Hastig schaltete Kauk das Funkgerät aus.
Aus weit aufgerissenen Augen suchte er den Nachthimmel ab, als erwarte er, das erste schwarze Raumschiff zu sehen, das von Kanube angelockt worden war. Dann rief er nach Augustus, aber der Roboter meldete sich nicht.
Minuten später redete Kauk mit Douc Langur in der HÜPFER. Der Forscher wippte bestätigend mit seinen Fühlern und machte sich an den Orterkontrollen zu schaffen. »Da sind tatsächlich Hulkoo-Raumschiffe«, stellte er fest. »Aber sie stehen unbewegt über der Humboldt-Kette und in der Nähe des Chilien Shan.«
Kauk atmete auf. Er hatte sich an die Hoffnung geklammert, dass die Hulkoos wegen des eng gebündelten Richtstrahls vielleicht doch nichts bemerkt hatten. Es sah so aus, als habe er damit Recht gehabt.
»Ich werde noch eine Zeit lang weiter beobachten«, bot ihm Douc Langur an.
»Danke«, sagte Kauk und ging zum Funkgerät zurück. Sante Kanube kam soeben zu sich. Verwirrt schaute er sich um.
»Wa-was ist los? Warum …« Er fuhr sich mit der Hand an das schmerzende Kinn, seine
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