Silberband 093 - Abschied von Terra
Erinnerung kehrte zurück. »Du hast mich niedergeschlagen, Walik!«, fauchte er. »Warum?«
»Weil du uns um ein Haar verraten hättest.«
Kauk berichtete knapp.
»Ich habe den Sender eingeschaltet …?«, fragte Kanube noch verwirrter als zuvor.
»… und geredet wie ein Wasserfall. Aber es scheint noch einmal gut gegangen zu sein. Sieht nicht so aus, als wären die Hulkoos aufmerksam geworden.«
»Ich weiß nicht, wieso«, ächzte Sante. »Ich weiß es wirklich nicht. Die Kleine Majestät macht mich verrückt …«
»Wahrscheinlich. Leg dich wieder hin und versuch, das Beste daraus zu machen.«
Nachdem Kanube im Zelt verschwunden war, entfernte Kauk ein Kombibauteil aus dem Sender und steckte es ein. Auf diese Weise konnte er sicher sein, dass Sante nicht abermals wild in den Äther funkte. Und falls er selbst der Kleinen Majestät erlag? Sie würden eine Maßnahme absprechen müssen, um sich gegen die Inbetriebnahme des Senders zur falschen Zeit zu schützen.
Walik Kauks Müdigkeit war nach dem Zwischenfall verflogen. Er blieb den Rest der Nacht wach und sah den Morgen über den Hügeln im Osten heraufziehen. Douc Langur meldete, dass die Schiffe der Hulkoos nach Nordwesten verschwunden waren.
Da versetzte Kauk den Sender wieder in den Ursprungszustand und rief Terrania City. Kanthall meldete sich.
»Was war das für ein Unsinn vergangene Nacht?«, fragte er barsch.
»Sante hat durchgedreht. Ihr müsst selbst gemerkt haben, wie stark die Mentalstrahlung war.«
»Natürlich haben wir das! Aber wenn ihr den Ka-zwo als Wache vor dem Sender stehen hättet, wäre diese Panne nicht passiert.«
Kauk behagte der Ton nicht, in dem Jentho mit ihm redete. »Du bist eben ein Genie und denkst an alles«, sagte er bitter. »Du wirst dich damit abfinden müssen, dass du es mit Normalmenschen zu tun hast, die auch mal was übersehen können.«
»Das bekommen wir noch in den Griff.« Kanthall lachte, aber sein Tonfall klang gequält.
Später, kurz nach Sonnenaufgang, kam Augustus aus dem Tal herauf.
»Wo warst du?«, wollte Walik Kauk wissen.
»Auf der Suche nach dem geheimen Raumhafen«, antwortete der Roboter steif.
»Das hättest du dir sparen können. Du weißt nicht einmal, wo du mit dem Suchen anfangen sollst.«
Der Ka-zwo antwortete darauf nicht.
Eine Stunde später setzten sie die Suche fort, doch es ergab sich nicht der geringste Hinweis auf einen ausgedehnten Hohlraum in den Bergen, dessen Umfang dem eines unterirdischen Raumhafens entsprach.
»Es gibt nach meiner Ansicht zwei Möglichkeiten«, erklärte Douc Langur, als er am späten Nachmittag die HÜPFER wieder Richtung Ihsien steuerte. »Entweder suchen wir an der falschen Stelle, oder die Erbauer haben ihre Sicherheitsvorkehrungen so gut ausgelegt, dass sie die Katastrophe unbehelligt überstanden haben. Dann aber können wir kaum hoffen, mit unserer Suche jemals Erfolg zu haben.«
»Da hörst du es!«, rief Kanube mit gerade dem Eifer, den Walik Kauk den ganzen Tag über an ihm vermisst hatte. »Die Suche ist aussichtslos! Uns verrinnt die Zeit zwischen den Fingern. Die letzte Nacht zeigt doch, dass wir dem Einfluss der Kleinen Majestät bald hilflos unterliegen werden. Warum hören wir nicht auf, unsere Zeit hier zu verschwenden? Wir müssen die Erde verlassen!«
»Und wie willst du das schaffen?«, fragte Kauk.
»Wir haben die HÜPFER. Sie fasst zwar nicht alle, aber wenigstens die Hälfte von uns. Douc muss eben zweimal fliegen.«
»Und wohin?«
»Goshmos Castle. Oder irgendein anderer bewohnbarer Planet. Erzähl mir doch nicht, dass das unmöglich sein soll!«
»Die Frage ist, wie viel Zeit dabei vergeht. Die zweite Hälfte muss ja wohl bis zur Rückkehr der HÜPFER auf der Erde ausharren.«
»Na und …?«
»Inzwischen tritt genau das ein, wovor du dich fürchtest: Die Kleine Majestät übernimmt die Bewusstseine der Zurückgebliebenen. Außerdem geschieht noch etwas. Die HÜPFER ist vor der Hulkoo-Ortung sicher, solange sie sich in Bodennähe bewegt. Dringt sie in den Raum vor, wird sie ohne Zweifel erfasst. Die Hulkoos sind nicht auf den Kopf gefallen. Sie werden die Augen offen halten. Sobald die HÜPFER zurückkehrt, wird ihr ein verdammt heißer Empfang bereitet. Also wird es nur einen Flug geben, keinen zweiten. Dies umso mehr, als die HÜPFER schon bei ihrem Flug nach Goshmos Castle angemessen wurde. Diesem Umstand haben wir doch die nächtlichen Flüge der schwarzen Raumschiffe über Terrania zu verdanken. Wer wählt
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