Silberband 093 - Abschied von Terra
Schiff der Überschweren angedockt ist. Du bekommst von mir die Koordinaten des Eisschlosses. Warne Runeme. Er soll selbst entscheiden, ob er dir mitteilt, wo Nos Vigeland zu finden ist, oder ob er ihn selbst warnen will. Anschließend kehrst du sofort zurück.«
Tautz erhob sich. »Ich danke Ihnen für das Vertrauen, das Sie mir entgegenbringen, Sir, und ich werde Sie nicht enttäuschen.«
Terser Frascati erhob sich ebenfalls. Tautz reichte ihm gerade bis zu den unteren Rippenbogen.
»Du erhältst alle Daten verschlüsselt – und meinen Dekoder.« Der Ertruser zog ein stabförmiges Instrument aus seiner Uniformkombination. »Das Gerät darf auf keinen Fall in die Hände Unbefugter fallen. Im Notfall musst du es vernichten.«
»Bevor ich zulasse, dass Unbefugte sich Ihrer Geheimnisse bemächtigen, vernichte ich mich mitsamt Ihrem Schilf, Sir«, versicherte Tautz.
Frascati schätzte sich glücklich, einen Vertrauten wie Cedar Tautz zu haben, der sein Vertrauen rechtfertigte. Doch kaum war der Terraner verschwunden, als ihn wieder Zweifel quälten. Er selbst war meist nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht gewesen, deshalb fiel es ihm schwer, daran zu glauben, dass es im Universum noch selbstlose Narren gab.
Nur in einem Segment der Panoramagalerie war der Planet Dailfare zu sehen. Blau schimmerten die Ozeane durch die Lücken weißer Wolkenfelder, und hier und da zeigten sich die Kontinente.
Eine hässliche Welt!, dachte Tautz, und die Sehnsucht nach einem Planeten wie Gys-Progher wühlte in ihm. Er kannte den Ursprung seines Volkes nur aus Erzählungen. Gys-Progher musste ein wahres Juwel des Universums gewesen sein mit den schwarzen, schleimüberzogenen Felsbarrieren, den brodelnden Plasmakesseln der Täler und ewig grollenden Feuerschlünden, den vor Leben strotzenden lückenlosen Wolkenschichten und den Proochs, Duklaarks und Ciichs, deren Kraft und Wildheit den Gys-Voolbeerah immer wieder Gelegenheit gegeben hatten, sich im Kampf zu bewähren.
Nur auf Gys-Progher hatte ein Volk entstehen können, das zur Herrschaft über das Universum berufen war. Alle anderen Intelligenzen waren hingegen auf Welten herangewachsen, die sie nur unzureichend forderten. Deshalb waren sie undiszipliniert und hatten Eigenschaften wie Habgier, Heimtücke und Hass entwickelt. Bei ihnen kämpfte jeder gegen jeden, ohne Sinn und ohne höhere Ziele. Sobald das herrliche Tba erst wieder errichtet war, würden die Gys-Voolbeerah mit Strenge und Gerechtigkeit eingreifen und das Chaos der anderen in einen Zustand größtmöglicher Ordnung verwandeln.
Zurzeit hatten siebzehn Zubringerboote der Überschweren an der ausgefahrenen Liftsäule der ASS angelegt. Eines löste sich gerade, während ein weiteres schon auf den frei werdenden Anlegeplatz wartete.
Tautz nahm nicht an, dass es zu anderen Zeitpunkten für ihn besser aussehen würde. Frascatis Forderung, mit der Space-Jet heimlich die ASS zu verlassen, war unerfüllbar. Offiziell musste er für einen Start des Beiboots zwar keine Genehmigung der Überschweren einholen, da die ASS entsprechende Lizenzen besaß. Dennoch wäre es unklug gewesen, gegenüber den Überschweren auf diese Rechte zu pochen.
Cedar erinnerte sich eines Spielers, der vor Jahren auf der ASS gearbeitet hatte. Jeffros Kalikow war ein genialer Spieler gewesen, unschlagbar, und alle Überschweren hatten geglaubt, sich mit ihm messen zu müssen. Kalikow hatte sich als Springer ausgegeben, doch in Wahrheit war er Oxtorner, ein Umweltangepasster von einer ausgesprochenen Extremwelt. Extrem für die Begriffe aller anderen. Für Cedar hatten Oxtorne und Gys-Progher vieles gemeinsam, deshalb war ihm der Spieler auch von Anfang an sympathisch gewesen.
Cedar Tautz verzichtete darauf, Frascatis Genehmigung einzuholen. Das war unwichtig. Er meldete auch nicht, dass er zwei Raumfahrer mitnehmen wollte, denen er so vertraute, wie man anderen überhaupt vertrauen konnte. Von der Funkzentrale aus schaltete er eine Verbindung zur Administration der Flottenbasis der Überschweren. Nach endlos langem Palaver wurde er endlich mit dem zuständigen Überschweren verbunden. Vizeadmiral Jonnerack hörte sich Tautz' Bitte geduldig an.
»Wenn Sie Kalikow suchen wollen, haben Sie meinen Segen, Tautz«, sagte der Vizeadmiral dröhnend. »Veranlassen Sie, dass ich selbst gegen ihn spielen kann!«
Anschließend suchte Tautz die beiden Raumfahrer auf, die er mitzunehmen gedachte. Jostan Helkest und Punta Jendrich waren relativ junge
Weitere Kostenlose Bücher