Silberband 093 - Abschied von Terra
mehr zu atmen. Im Aufwallen von Panik wollte Frascati dem Mann mit der flachen Hand ins Gesicht schlagen, im letzten Moment kam ihm in den Sinn, dass er den Menschen damit getötet hätte – und er brauchte Tautz noch.
Hinter ihm räusperte sich Sullia. Sie hielt ihm eine Flasche und zwei große Gläser entgegen.
Frascati griff nach der Flasche, trank selbst einen überaus kräftigen Schluck und schenkte danach ein Glas voll. Er zog Tautz' Kopf an den Haaren zurück und schickte sich an, ihm den Alkohol einzuflößen.
In dem Augenblick schloss Undaak alias Cedar Tautz die Stabilisierung seiner molekularen Struktur ab und öffnete seine Sinne wieder für die Umwelt. Als er erkannte, was Frascati vorhatte, schlug er ihm in jähem Erschrecken das Glas aus der Hand. Sein Zustand war noch nicht so, dass er den Alkohol sofort nach der Einnahme molekular in eine harmlose Verbindung umformen konnte. Teile seines Zentralnervensystems wären zerstört worden.
Verblüfft starrte Frascati auf seine leere Hand. Ihn verblüffte die Tatsache, dass ein Terraner die Kraft aufgebracht hatte, ihm ein Glas aus der Hand zu schlagen. »Wie ist das möglich?«, ächzte er.
Tautz brauchte ein Lächeln zuwege, obwohl er darüber erschrocken war, dass er in einer unbeherrschten Bewegung die wirkliche Kraft eines Gys-Voolbeerah offenbart hatte.
»Es tut mir Leid, Sir«, brachte er stockend hervor. »Die Übernahme der positronischen Funktion muss in mir eine starke psychische Verspannung aufgebaut haben, die sich in einer motorischen Reaktion entlud.«
Aus den Augenwinkeln erhaschte er Sullias Ausdruck von Erstaunen und Unglauben. Er fragte sich, was er falsch gemacht hatte, denn ein Fehler musste ihm unterlaufen sein, wenn die Frau argwöhnisch geworden war. Er analysierte sein Verhalten, fand jedoch nichts. Dennoch beschloss er, Frascatis Freundin künftig intensiv zu beobachten. Notfalls musste er dafür sorgen, dass sie schwieg.
Der Ertruser lachte dröhnend und füllte das zweite Glas mit der hochprozentigen Flüssigkeit.
»Ein kräftiger Schluck wird deine Seele wieder ins Gleichgewicht bringen, Cedar«, sagte er. »Nimm und trink, mein Freund!«
Tautz schüttelte den Kopf. »Lieber nicht, Sir. Meine Nerven flattern noch von der Anstrengung. Alkohol würde mich zusammenklappen lassen, und das können wir uns so dicht vor dem Ziel nicht leisten.«
Frascati kippte den Inhalt des Glases blitzschnell hinunter. »Du hast Recht! Wir müssen auf Fragile landen, ohne dass wir von Überwachungsschiffen geortet werden – dafür mache ich dich verantwortlich.«
»Drei Raumschiffe stehen auf dem einzigen Hafen von Fragile«, sagte Cedar Tautz nach Auswertung der passiven Ortungsergebnisse. »Es handelt sich um Walzenschiffe der Galaktischen Händler. Außerdem stehen drei Kontrollsatelliten der Laren im Orbit.«
»Das sieht nicht gut aus, wie?«, erwiderte Frascati mürrisch.
Tautz dachte nach. Wäre er allein gewesen, hätte er sich in einen Springer verwandelt. So hätte er keinen Verdacht erweckt, da die Galaktischen Händler das Monopol besaßen, die auf Fragile produzierten Raumschiffszubehörteile aufzukaufen. Doch in Anwesenheit von Frascati und Sullia durfte er das Motuul, die Kraft aus dem Innern, nicht anwenden. Es war zu früh, seine wahre Identität zu offenbaren. Im gegenwärtigen Stadium mussten Mitwisser beseitigt werden. Das aber konnte er mit Frascati nicht tun, denn noch bestand die Möglichkeit, dass der Ertruser ihm bei der Erfüllung seines Auftrags nützlich sein würde.
»Wir müssen ein Springerschiff vor dem System anhalten und den Kommandanten veranlassen, unsere Space-Jet einzuschleusen und mit nach Fragile zu nehmen«, sagte Tautz.
»Das wäre Wahnsinn!«, widersprach Sullia Cassandra. »Der Springer würde vielleicht zum Schein auf den Handel eingehen. Aber nach der Landung würde er uns ausliefern.«
»Ein Galaktischer Händler mag seine Geschäftspartner betrügen, aber wenn er ein Abkommen trifft, hält er sich in jedem Fall daran.«
»Dennoch taugt dein Vorschlag nichts, Cedar«, sagte Frascati dröhnend. »Vielleicht hat es sich schon herumgesprochen, dass die Laren meine Freunde und mich suchen. Wenn wir an einen Springer geraten, der informiert ist, wird er sich nicht auf Verhandlungen einlassen, sondern sich bei den Laren eine Belohnung verdienen.«
»Ich könnte mich mit einer Raumlinse ausschleusen, sobald das nächste Springerschiff auftaucht«, schlug Tautz vor. »Mich suchen die Laren
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