Silberband 093 - Abschied von Terra
verteidigen.«
»Die Dunkelwolke selbst ist der beste Schutz gegen alle Invasoren«, warf Ronald Tekener ein. »Niemand weiß das so gut wie Sie, Barsdo-Elt.«
»Die Laren könnten die empfindlichen Strukturen der Dunkelwolke mit Waffen auf dimensional übergeordneter Basis zerstören«, entgegnete der Vincraner. »Oder können Sie einen solchen Angriff erfolgreich abwehren?«
Ronald Tekener zeigte sein berüchtigtes eisiges Lächeln. »Wir hatten hinreichend Zeit, Waffen zu entwickeln, mit denen die SVE-Raumer vernichtet werden können. Deshalb garantieren wir, dass die Laren keine Gelegenheit erhalten werden, die Struktur der Wolke zu schädigen. Es wird allerdings noch einige Zeit dauern, bis wir die Zahl unserer Großkampfschiffe erhöht und alle Schiffe mit diesen Waffen ausgerüstet haben. Um das zu schaffen, brauchen wir eine funktionierende Verbindung zwischen dem NEI und der Milchstraße.«
»Wenn ich Sie richtig verstanden habe, sind Sie also noch nicht so weit, einen massiven Angriff der Laren abzuwehren«, sagte Barsdo-Elt. »Sie müssen zugeben, dass wir damit vor einem Dilemma stehen.«
»Auch der Große Thyron stand einst vor einem Dilemma«, wandte Jennifer Thyron ein. »Er löste es, indem er alle Bedenken hinsichtlich der eigenen Sicherheit über Bord warf. Damit opferte er zwar sich selbst und die Mannschaften seiner Kampfschiffe, aber er gab dem Gros der Flüchtlinge die Möglichkeit, in die Dunkelwolke zu entkommen und eine neue Zivilisation aufzubauen. Sie werden ihn nicht nachträglich beschämen wollen, indem Sie die Menschen zwingen, Gäa zu verlassen und sich draußen in einem aussichtslosen Kampf dem Feind zu stellen, der auch der Feind aller Vincraner ist. Das kann ich mir nicht vorstellen.«
Barsdo-Elt senkte den Kopf. Lange schwieg er, dann schaute er erst Jennifer Thyron und danach Julian Tifflor an. »Beim Vermächtnis des Großen Thyron, wir werden uns nicht beschämen lassen«, sagte er. »Sie haben das rechte Wort zur rechten Zeit gefunden, Trägerin des Namens unseres Retters. Aber ich darf nicht vorschnell entscheiden, sondern werde vor dem Obersten Rat unseres Volkes sprechen. Ich verspreche Ihnen jedoch, dass ich mich für Ihre Interessen einsetzen werde, weil ich eingesehen habe, dass wir zusammenhalten müssen.«
Er und seine Begleiter erhoben sich und verließen würdevoll den Raum.
Julian Tifflor sah ihnen nach, bis sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, dann seufzte er erleichtert. »Was Sie heute für die Menschheit getan haben, kann gar nicht genug vergolten werden, Jennifer.«
24.
Cedar Tautz hob die provisorische SERT-Haube von seinem Kopf und sackte in sich zusammen. Er war noch bei Bewusstsein, konnte aber weder sprechen noch sich bewegen. Die Arbeit mit dem Notbehelf einer SERT-Haube hatte ihn psychisch derart zerrüttet, dass er alle Kraft aufbieten musste, um die künstlich aufgebaute Struktur seines menschlichen Körpers zu erhalten.
Frascati lehnte sich zurück und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Immerhin hatten sie das Vuglish-System erreicht. »Cedar hat es tatsächlich geschafft – obwohl er nur ein Mensch ist!«, stieß er hervor. »Jetzt brauche ich einen Schnaps, Sullia.«
Sullia Cassandra, mit der Terser Frascati auf der ASS zusammengelebt hatte, erhob sich widerwillig. »Dein Vertrauter ist ein außergewöhnlicher Mensch«, sagte sie. »Zwar ein verdammt kaltschnäuziger Hund, aber auch ein Mann, der sein Leben bedenkenlos riskiert, um seinen Herrn zu retten. Warum kümmerst du dich nicht um ihn, Terser?«
»Wie sollte ich ihm helfen?«, erwiderte Frascati aufgebracht. »Ich habe keine Ahnung, welche schädlichen Nebenwirkungen sein Kontakt mit der provisorischen Haube hatte. Er wird sich schon wieder erholen.«
»Ich hielt dich einmal für ehrenhaft und edelmütig«, schimpfte Sullia. »Aber du hast dich schon entlarvt, als du die ASS mit der Besatzung und den Gästen vernichtet hast.«
Nervös fuhr Terser Frascati mit den Fingern durch die sandfarbene Sichellocke, die von der Stirn bis in den Nacken reichte. Er verstand sich selbst nicht mehr. Seit er wusste, dass die Laren und Überschweren nach ihm und seinen Freunden aus dem Triumvirat suchten, hatte er sich psychisch verändert. Er war zum Nervenbündel geworden. Mit einer Verwünschung stemmte er sich aus dem Kontursessel hoch und widmete sich Tautz.
Der Terraner war leichenblass. Er hatte die Lippen fest zusammengepresst, die Augen geschlossen und schien nicht
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