Silberband 093 - Abschied von Terra
anzugreifen, Shilter zu befreien und den Aktivator in Sicherheit zu bringen. Noch war er selbst nicht wirklich entschlossen dazu, das Risiko einzugehen.
Während der ersten vier Linearetappen überlegte Nos Vigeland, welche Möglichkeiten ihm außerdem blieben. Er konnte die Milchstraße und damit den Ausbreitungsbereich der Destruktionsstrahlung verlassen. Aber wohin sollte er sich danach wenden? Die Triebwerke seines Schweren Kreuzers würden im Leerraum ausbrennen.
Ein Flug zu den Randwelten schied ebenfalls aus. Zwar konnten die Laren bestimmt nicht jeden Winkel der Galaxis mit ihren Projektoren abdecken, sichere Regionen würden also auf jeden Fall bleiben. Da Vigeland aber nicht erfahren konnte, welche Sektoren von der Destruktionsstrahlung teilweise verschont bleiben würden, nützte ihm das gar nichts.
Während der vierten Linearetappe entschloss der Ertruser sich endgültig, Rolfth anzugreifen.
»Ich weiß, dass wir mit unserem Leben spielen«, verkündete er den Besatzungen seiner Schiffe. »Aber das Risiko ist vertretbar. Wenn es den Laren gelingt, alle Aktivatorträger auszuschalten und durch die Explosion von Tifflors Aktivator das NEI aufzuspüren, wird ihre Macht auf Jahrhunderte hinaus gefestigt sein. Es geht also für euch nicht in erster Linie darum, dass ich euch erhalten bleibe, sondern darum, dass uns unsere stärksten alten Rivalen, also Tifflor, Rhodan, Atlan und die Mutanten, nicht genommen werden. Nur dann wird die Macht der Laren weiterhin auf unsicheren Füßen stehen, so dass wir genügend Spielraum besitzen, unser gewohntes Leben weiterzuführen.
Außerdem wird unser Angriff erfolgreich verlaufen. Die Laren denken nicht im Traum daran, dass wir über sie herfallen könnten. Falls sich die Gelegenheit ergibt, werden wir versuchen, Runeme Shilter zu befreien und seinen Aktivator zu retten. Ansonsten wäre es besser, sein Aktivator wird vernichtet, dann können die Laren nicht damit experimentieren.
Wir werden der Galaxis beweisen, dass der ertrusische Kampfgeist ungebrochen ist.«
Schweigend stand Hotrenor-Taak neben Runeme Shilters Pneumobett. Der Lare hatte seinen Gefangenen auf die Intensivstation der Stützpunkt-Klinik verlegen lassen.
Shilter war an zahllose Apparaturen angeschlossen, die normalerweise das Sterben jedes Todgeweihten aufhielten. Doch sie konnten den Sterbeprozess des Mannes, dem man den lebenserhaltenden Zellaktivator weggenommen hatte, nicht einmal verzögern.
Shilter ähnelte einer Mumie. Haare und Zähne waren längst ausgefallen, die Haut war rissig geworden und brach auf. Die tief in ihren Höhlen liegenden Augen sahen nichts mehr. Shilter war blind, stumm und taub.
»Warum können unsere hochwertigen Apparate ihn nicht am Leben halten?«, wandte sich Hotrenor-Taak an den Chefmediziner der Klinik.
»Es ist unmöglich, die Funktion des Zellaktivators zu ersetzen, Verkünder. Der genetische Kode des Patienten ist zusammengebrochen. Die besten Hilfen nützen aber nichts, wenn der Körper zur Regeneration unfähig geworden ist. Mit ihm geht es nun schnell zu Ende.« Der Mediziner beugte sich über Shilter, schüttelte den Kopf. »Vollständiges Organversagen. Und der künstlich stabilisierte Blutkreislauf kann das Gehirn nur so lange mit Blut versorgen, wie die Adern intakt sind. Ihr Zerfall spielt sich gerade jetzt ab.«
Hotrenor-Taak schaute in Shilters eingefallenes Gesicht. Für einen flüchtigen Moment war es ihm, als würden die blinden Augen ihn doch sehen können. Aber Sekunden später zeigten sie nur noch die Starre des Todes.
»Es ist vorbei«, sagte der Mediziner. »Was geschieht mit dem Leichnam, Verkünder?«
»Ich werde ihn in einen Stahlsarg legen und in den Raum ausstoßen lassen. Einer von Shilters Mitarbeitern bat mich darum. Ughschlintz ist ein sehr bemerkenswertes Wesen. Ich hoffe, durch ihn irgendwann den Heimatplaneten seines Volkes zu erreichen.«
Was immer der Mediziner noch sagen wollte, ein schmetterndes Krachen übertönte ihn. Risse entstanden in den Wänden und der Decke, und der Boden schwankte. Klirrend zersprangen Geräte.
Hotrenor-Taak war von der Erschütterung zu Boden geworfen worden. Er begriff aber sofort, dass der Stützpunkt aus dem Raum angegriffen wurde. Die Raumüberwachung hatte versagt, sonst wäre ein solcher Überraschungsangriff unmöglich gewesen.
Dem Laren war klar, dass der Überfall mit Shilters Zellaktivator zu tun hatte. Er dachte nur noch daran, das unersetzliche Gerät in Sicherheit zu
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