Silberband 093 - Abschied von Terra
Kultur, aber das Licht kam von Fackeln, und moderne Geräte waren nirgends zu sehen.
Igomo führte die Raumfahrer an mehreren offenen Türen vorbei. In den Räumen dahinter hockten Kinder und Halbwüchsige auf dem Boden und wurden von Erwachsenen unterrichtet.
Die Besucher durchschritten eine Halle, in der dreißig Frauen und Männer, auf dem Boden hockend, zwei Kreise bildeten. Sie hielten sich bei den Händen, sangen undefinierbare Lieder, die immer wieder von kurzen Pausen unterbrochen wurden, und wiegten dabei ihre Oberkörper leicht vor und zurück. Sie beachteten die Besucher überhaupt nicht, und Vigeland bemerkte auch dann keine Reaktion, als einer seiner Leute einem Eingeborenen in die Rippen stieß.
In der nächsten Halle stand eine Gruppe junger Frauen um einen polierten Tisch. Eine ältere Frau, die sich auch durch ihre hellere Hautfarbe von den anderen unterschied, zeichnete Symbole darauf.
Unvermittelt hob sie den Kopf und blickte den Besuchern aufmerksam entgegen. Ihre Haltung, ihr Gesicht und vor allem ihre Augen drückten ein starkes Selbstbewusstsein, wache Intelligenz und absolute Gelassenheit aus. Vigeland blieb stehen, bedeutete seinen Leuten, sich still zu verhalten, und ging auf die Frau zu, in der er Berly Salvoni vermutete.
»Ich muss Sie dringend sprechen. Bitte schicken Sie die anderen hinaus.«
Die Andeutung eines Lächelns umspielte ihre Lippen. »Ich habe vor niemandem hier Geheimnisse, Nos Vigeland, und niemand ist in der Lage, mir Befehle zu erteilen. Aber ich nehme an, dass Sie in einer wichtigen Angelegenheit zu mir kommen. Also sprechen Sie!«
Der Ertruser schluckte verstört. »Woher kennen Sie meinen Namen?«
»Das ist unwesentlich, Vigeland. Kommen Sie zur Sache!«
Zornröte überzog sein Gesicht. Er fühlte sich vor seinen Leuten gedemütigt, und das hatte er noch nie vertragen können. Aber er besann sich rechtzeitig darauf, dass er auf den guten Willen der NEI-Agentin angewiesen war und dass sein Leben auf dem Spiel stand. Deshalb unterdrückte er den Impuls, sie einzuschüchtern.
»Ich muss mit Julian Tifflor sprechen!«, erklärte er. »Was ich ihm zu sagen habe, ist von größter Bedeutung für ihn und für das Neue Einsteinsche Imperium. Uns droht eine Gefahr, die so groß ist, dass wir unsere alte Feindschaft vergessen müssen, wenn wir überleben wollen.«
»Das erklärt die Aura der Furcht«, erwiderte die Agentin leise. »Aber ich kann nicht mehr tun, als eine indirekte Nachricht weiterzugeben, vorausgesetzt, Sie überzeugen mich davon, dass der Inhalt bedeutungsvoll für das NEI ist.«
»Warum sagen Sie mir nicht einfach, wie ich das NEI erreiche?«
»Glauben Sie wirklich, eine so unbedeutende Beauftragte wie ich würde die Koordinaten erfahren? Sagen Sie mir, worum es geht, dann entscheide ich, ob ich Ihre Botschaft an Tifflor weiterleite.«
Vigeland kämpfte einen schweren Kampf mit sich selbst. Es widerstrebte ihm, das einzige Mittel aus der Hand zu geben, mit dem er Julian Tifflor zu einem Treffen veranlassen konnte. Doch er sah ein, dass er keine andere Wahl hatte. Deshalb berichtete er alles, was er über Hotrenor-Taaks Plan wusste. Dabei hatte er wenigstens die Genugtuung, Berly Salvoni erbleichen zu sehen.
Die Agentin kämpfte einige Sekunden lang um ihre Beherrschung. »Die Nachricht ist so wichtig, dass ich sie sofort weiterleiten werde. Ich kann allerdings nicht dafür garantieren, dass Tifflor sich mit Ihnen treffen will. Das ist seine Entscheidung. Aber nennen Sie mir auf jeden Fall den Treffpunkt, den Sie vorschlagen.«
»Ich hatte gedacht, wir könnten hier auf Tifflor warten.«
Berly Salvoni lächelte ironisch. »Dann würden Sie bald allein hier sein, Nos Vigeland. Ihre Männer sind zu unbeherrscht, und die Bewohner dieses Planeten reagieren allergisch auf Übergriffe.«
Vigeland lachte sarkastisch und wollte auf den Mann deuten, der vor einer Viertelstunde einen Eingeborenen in die Rippen gestoßen, aber damit nicht die geringste Reaktion hervorgerufen hatte. Doch der Mann war verschwunden.
Bevor Vigeland nur ein Wort herausbringen konnte, sagte Berly Salvoni: »Finden Sie sich lieber damit ab, dass Sie einen Ihrer Truppe verloren haben. Das ist besser, als alle Ihre Leute zu verlieren!«
»Befehlen Sie es, Sir, und ich lasse dieses ganze verdammte Dorf auseinander nehmen!«, sagte der Anführer seiner Truppe.
Vigeland schüttelte den Kopf. Er spürte überdeutlich, dass auf Pata-Pata mit Brachialgewalt nichts zu gewinnen war.
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