Silberband 093 - Abschied von Terra
etwas, das wir beide miteinander abmachen sollten!«
Er streifte die Kette jenes Zellaktivators über den Kopf, der vorher Terser Frascati gehört hatte. »Das ist ab sofort deiner«, sagte er und hielt Jennifer das Gerät hin. Sie blickte wie hypnotisiert auf das hin und her pendelnde Ei aus schimmerndem Metall. »Nimm schon! Oder hast du Angst?«
Sie biss sich auf die Lippen. »Es spielt wohl keine Rolle, ob man mit einem Aktivator in die Luft fliegt oder mit zwei.«
Vigeland lachte dröhnend. »Du gefällst mir«, verkündete er lautstark, während Jennifer Thyron sich den Aktivator umhängte. »Willkommen im Klub der wandelnden Bomben.«
»Darauf sollte man anstoßen.«
Vigeland klatschte sich vor Vergnügen auf die Schenkel. »Das werden wir auch. Später, wenn wir die letzten Sonnen der Milchstraße hinter uns gelassen haben. Hoffentlich sind genug Vorräte an Bord.«
»Es dürfte für Sie gerade reichen«, sagte die Psychologin anzüglich. »Allerdings sollten wir uns etwas beeilen.«
»Tekener ist noch nicht da. Er soll zusehen, wie wir starten. Das bin ich ihm schuldig. Bevor er zur Hölle fährt, soll er wissen, dass ich davongekommen bin.«
Minuten vergingen. Jennifer Thyron begriff mit einem Mal, dass von nun an die Minuten, ja sogar Sekunden für sie eine andere Rolle spielen würden – sofern sie der Falle der Laren entkam. Vigeland hatte ihr die relative Unsterblichkeit geschenkt. Es war für ihn selbstverständlich, dass er niemandem ein größeres Geschenk machen konnte. Jennifer war sich dessen keineswegs sicher.
Sie schreckte aus ihren Gedanken auf, als der Ertruser zufrieden knurrte. »Hallo, Tekener!«, sagte er in ein Mikrofonfeld, und seine Stimme donnerte vielfach verstärkt über die Lichtung. »Diesmal bist du zu spät gekommen, und du wirst auf diesem lausigen Planeten sterben, während ich überlebe. Die Frau nehme ich mit. Ist sie womöglich deine Freundin? Umso besser. Sie wird mir helfen, ein neues Imperium aufzubauen. Für uns spielt es keine Rolle, falls wir ein wenig warten müssen, ehe wir uns an die Arbeit machen. Was sind schon hundert oder tausend Jahre, wenn man einen Aktivator trägt?«
Er genoss seinen Triumph. »Ah«, machte er genießerisch, »begreifst du endlich? Ja, ich bin Nos Vigeland, und die Frau hier trägt Frascatis Aktivator. Einen angenehmen Aufenthalt auf Legga II wünsche ich dir, Ronald Tekener. Genieße die letzten Stunden, die dir noch bleiben!«
Vigeland lachte immer noch, als er den Start des Kugelraumers einleitete. Aber dann wurde sein Lachen leiser und bekam einen verzweifelten Unterton.
»Was ist los?«, brüllte er Jennifer an. »Warum starten wir nicht?«
»Woher soll ich das wissen?«, fragte sie gelassen zurück. »Ich bin keine Pilotin.«
»Eine Sicherheitsschaltung«, überlegte Vigeland. »Wie kann ich sie löschen?«
Jennifer Thyron zuckte mit den Schultern. Sie hatte den Ertruser davon überzeugen wollen, dass allein Ronald Tekener die Möglichkeit besaß, das Schiff in den Raum zu bringen. Das wollte sie immer noch, aber wenn es eine Möglichkeit gab, das Verfahren abzukürzen, so hatte sie nichts dagegen einzuwenden.
Vigeland hantierte nun schon an der Hauptkonsole des Kommandantenpults. Rasend schnell wechselten unter seinen Schaltungen die Symbolholos.
Jennifer kümmerte sich um den Pilotenplatz. Der Ertruser musterte sie kurz aus zusammengekniffenen Augen, aber er ließ sie gewähren. Die Routine für die Startvorbereitung flammte auf. Mit jeder knappen Handbewegung löschte Jennifer Thyron Schablonen aus der Arbeitsmatrix.
Fehlerkontrollen blinkten.
»Hier ist etwas!«, rief sie. »Ich weiß nicht, ob es sich um die Sperrschaltung handelt, aber Sie sollten sich das mal ansehen.«
Vigeland hob den Kopf, sah offenbar die Farbreflexe und kam näher. Jennifer machte ihm bereitwillig Platz.
Er hatte den Strahler an der linken Hüfte benutzt, als er den Posten paralysierte, und er hatte es versäumt, die Waffe zu sichern, bevor er sie zurücksteckte. Jennifer hatte keine Mühe, sich solche Kleinigkeiten zu merken, denn sie besaß ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Sie war Eidetikerin, und ihr Gedächtnis merkte sich Dinge, die sie oft gar nicht bewusst wahrnahm.
Die Waffe steckte lose in dem Holster. Jennifer Thyron holte tief Luft, dann schoss ihre rechte Hand nach vorn, packte den Strahler und zog ihn mit einem Ruck aus dem Futteral. Fast gleichzeitig sprang Jennifer zur Seite, landete auf allen vieren, feuerte, während
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