Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm
rufen, doch sie ist jetzt mit anderen Dingen beschäftigt. Die Ankunft der fremden Raumfahrer steht bevor.«
Dollg fürchtete, dass die Vision jeden Augenblick zurückkehren konnte. Nur die Gralsmutter konnte ihm sagen, wie er sich vor dem Verlust seines Verstandes schützen konnte.
»Es ist wichtig«, jammerte er. »Ich würde Quoytra selbst aufsuchen, aber ich fürchte, dass ich außerhalb meines Gartens die Kontrolle über mich verlieren könnte.«
»Was ist geschehen?«, fragte Ponty-Tar mit erwachtem Interesse.
Er presste beide Hände an den Kopf. »Ich weiß es nicht genau, aber es hat mit Daitras Verschwinden zu tun. Sie ist auf Lugh-Pure und befindet sich in großer Gefahr.«
Die Erwähnung des vierten Planeten schien Ponty-Tar geradezu zu elektrisieren, denn sie betrat Dollgs Distelfeld. »Was weißt du darüber?«, fragte sie.
»Stimmt es, dass alle Kelsirenfrauen eines Tages nach Lugh-Pure gebracht werden?«, antwortete Dollg mit einer Gegenfrage. Er war zu verwirrt, um die Bestürzung seiner Nachbarin zu registrieren.
»Ich will versuchen, dir zu helfen«, versprach sie. »Warte hier!« Die Eile, mit der Ponty-Tar sich entfernte, bewies Dollg, dass sie seinen Sorgen große Bedeutung beimaß.
Trotz seines erbärmlichen Zustands empfand er Stolz, dass er eine bestimmte Wichtigkeit erlangt hatte. Für einen Mann war dies durchaus erstrebenswert.
Als er die ersten Überlegungen anstellte, wie er die Situation in dieser Hinsicht für sich ausnutzen konnte, vernahm er das Geräusch sich nähernder Schritte. Ungläubig registrierte er, dass die Gralsmutter mit allen acht Jüngerinnen kam.
Ponty-Tar bog vorher ab und zog sich sofort in ihr Haus zurück, als wolle sie keinesfalls Zeugin einer unangenehmen Szene werden.
Dollg verwünschte seine Voreiligkeit. Offensichtlich hatte er an Dinge gerührt, über die ein Mann nicht sprechen durfte. Er spürte, dass die Gralsmutter ärgerlich war. Ihre Jüngerinnen blieben zurück, während nur noch sie selbst auf ihn zukam.
»Was hast du Ponty-Tar erzählt?«, fragte sie unwillig.
»Es … es geht um Daitra!«, stotterte Dollg. Er überlegte, wie er aus dieser Sache herauskommen konnte, ohne größeren Schaden zu erleiden.
»Du glaubst immer noch, dass sie nach Lugh-Pure gebracht wurde und dort in Gefahr ist?«
»Das sind alles nur Vermutungen«, sagte Dollg ausweichend. »Ich will mich nicht festlegen.«
»Zu deinen Vermutungen gehört, dass alten Frauen nach Lugh-Pure gebracht werden? Das hast du doch gesagt?«
Vor der Gralsmutter konnte er nichts verbergen. Niedergeschlagen erwiderte Dollg: »Es war eine Vision – eine furchtbare Vision.«
»Solche Wahnvorstellungen sind gefährlich. Wir werden dich davon befreien.«
Der Mann richtete sich bolzengerade auf. »Was heißt das? Gedächtnisblockade?«
»So ist es«, bestätigte Quoytra. »Das ist völlig ungefährlich und wird dir deine Ruhe zurückgeben. Meine Gralstöchter werden dich behandeln.« Sie wartete keinen Widerspruch ab, sondern wandte sich um und ging.
Die Jüngerinnen bildeten einen Kreis um Dollg. Er fühlte ihre psionische Energie. »Hört auf!«, rief er. »Ich will Daitra nicht vergessen! Jeder soll erfahren, dass auf Lugh-Pure Schreckliches vorgeht.«
Die Gralstöchter sandten besänftigende Impulse aus. Dollg ahnte, dass seine Willenskraft innerhalb kürzester Zeit gelähmt sein würde, wenn er nicht sofort etwas unternahm. Die Nachwirkungen des Nektars ließen ihn die angeborene Zurückhaltung vergessen. Mit einem Satz schnellte er sich zwischen den Gralstöchtern hindurch und rannte über das Distelfeld davon. Quoytras Jüngerinnen waren so überrascht, dass sie nicht sofort reagierten.
Dollg erreichte sein Haus, stürmte hindurch und verließ es auf der Rückseite wieder. Dort besaß der Garten einen zweiten Ausgang, und ein Weg führte zwischen den Hütten hindurch bis zum Wald.
Dollg floh, so schnell ihn seine Flossenbeine tragen konnten. Nur allmählich dämmerte ihm, was er getan hatte. Die bange Frage, was nun werden sollte, schob sich in den Vordergrund.
»Sie sehen aus wie aufrecht gehende Fische«, stellte Reginald Bull in der ihm eigenen respektlosen Art fest.
Perry Rhodan und Bully hatten die SOL verlassen. Die Antigravprojektoren, mit deren Hilfe sie von der Schleuse bis auf den Boden hinabgeschwebt waren, und ein Translator bildeten ihre gesamte Ausrüstung. Auf Waffen oder gefährlich aussehende Instrumente hatten sie verzichtet. Der Translator war bereits
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