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Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm

Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm

Titel: Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Stollens näherten. Die Luft war dünn und frisch, erst später am Tag würde sie sich erwärmen. Aus dem Stollen wehte ihnen ein kalter Wind entgegen.
    Tolot drang als Erster ein, Gucky übernahm die Rückendeckung.
    Der Gang führte schräg in die Tiefe und wurde bald breiter und zugleich höher. Es war offensichtlich, dass er mit Maschinen aus dem Material herausgearbeitet worden war.
    Plötzlich blieb Icho Tolot stehen. Er ließ den Schein seiner Lampe an den Wänden entlanggleiten. Sie waren nicht so glatt, wie man es hätte vermuten können. Seltsame Gebilde, die aus der dunklen Masse herauszuwachsen schienen, warfen verzerrte Schatten. Es schien, als lebten sie und bewegten sich. Aber nur das wandernde Licht rief diesen Eindruck hervor.
    »Tropfsteine?«, fragte Talcot ungläubig.
    »Niemals!« Gucky betastete die Gebilde vorsichtig. »Eiskalt – und hart. Und fest mit der Wand verbunden. Was kann das sein?«
    »Etwas Künstliches?« Carals Stimme zitterte merklich.
    »Sieht so aus«, bestätigte Gucky. »Oder etwas Halbkünstliches.«
    Tolot untersuchte die Strukturen ebenfalls. »Sie wachsen tatsächlich aus der Wand heraus«, erkannte er.
    »Etwas Intelligentes ist am Werk, ob bewusst oder unbewusst.« Caral Pent schien sich wieder beruhigt zu haben. Ihr Forschungseifer überwand die Scheu vor dem Unbekannten. Schließlich hatte sie ihr ganzes Leben in der SOL verbracht und nie länger als einige Stunden auf der Oberfläche eines Planeten verweilt. »Das scheinbar tote Material arbeitet weiter, obwohl es von dem weit verzweigten Kristallnetz getrennt wurde. Es will nicht sterben.«
    »Vielleicht ist es nur die Erinnerung, die arbeitet«, behauptete Gucky. »Es ist doch klar, dass die Kaiserin von Therm in sich alle Erinnerungen bewahrt, die ihr von diesem Dingsda, dieser Prior-Welle, übermittelt wurden, als sie entstand. Die Welle enthielt alles Wissen der Soberer. Ich gebe zu, dass meine Theorie etwas gewagt ist, aber könnte es nicht sein, dass die abgestoßenen Kristalle hier ein gewisses Eigenleben entwickelt haben und versuchen, das längst Vergangene wieder aufzubauen?«
    Die anderen schwiegen. Manches erschien wahrscheinlich, aber was Gucky gesagt hatte, klang sogar logisch.
    Sie erreichten eine größere Kammer, in die verschiedene Stollen mündeten. Die Luft war wärmer geworden, der mentale Druck bedrohlicher.
    Erneut untersuchte Tolot die Gebilde an Wänden und Decke.
    »Wenn deine Vermutung stimmt, Gucky, sehen wir eine aus Materie geformte Erinnerung, die Millionen von Jahren alt sein muss«, sagte er. »Die Strukturen sind demnach Gegenstände, Bauten, Maschinen, technische Einrichtungen und anderes mehr einer erloschenen Superzivilisation, die es immerhin verstand, ihr gesamtes Wissen gebündelt in den Raum abzustrahlen. Was wir sehen, ist eine Art von Reinkarnation der Materie auf mentaler Basis. Aber ich bin sicher, dass die Kaiserin nicht den Befehl dazu gab.«
    »Also Meuterei?«, fragte die Kosmobiologin verblüfft.
    »Man könnte es so nennen.«
    Schweigend betrachteten sie die merkwürdigen Gebilde, bis Icho Tolot fortfuhr: »Ich bin kein großer Philosoph, aber hier müssen wir zumindest versuchen, in philosophischen Bahnen zu denken. Was wir hier sehen, könnte tatsächlich eine schlechte Kopie der soberischen Zivilisation sein, stark verkleinert und roh in der Form. Aus reiner Sentimentalität? Wohl kaum. Dahinter steckt eine bestimmte Absicht.«
    Gucky setzte sich auf einen schwarzen Stein. »Und weiter?!«, forderte er den Haluter auf.
    »Als die Soberer ihre Prior-Welle aussandten, mischte sich natürlich auch unterschwellig negatives Informationsmaterial in die Botschaft. Es erreichte ebenso das Ziel wie das positive, aber es behagte der dann entstandenen Kaiserin von Therm nicht. So bildeten sich dunkle und erlöschende Stellen in der Kristallstruktur, die abgestoßen werden mussten und müssen. Aber sie können nicht vollends unschädlich gemacht werden. Also transportieren die Choolks sie nach Lugh-Pure. Wir sind mittendrin. Das ist alles.«
    »Mehr nicht?«, wunderte sich Gucky, sichtlich unbefriedigt über diese Theorie. »Und warum vernichtet die Kaiserin das Negative nicht?«
    »Weil es von ihr abstammt. Denkt an den Begriff: die Toten Kinder der Kaiserin! Ungeratene Kinder, die sie nicht töten kann. Obwohl sie weiß, dass diese eine Gefahr darstellen – vielleicht sogar eine tödliche Gefahr. Sie kann oder will nichts dagegen tun.«
    »Und wir sollen und dürfen

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