Silberband 094 - Die Kaiserin von Therm
getan …«, wandte er ein.
»Wir gewinnen dadurch nur einen Aufschub. Die tiotronische Ordnung ist längst unserer Kontrolle entglitten und hat sich zu einem selbstständigen Mechanismus entwickelt.«
»Warum schaltet ihr die Tiotroniken nicht einfach ab?«, fragte Callazian.
»Abgesehen davon, dass sich die meisten Soberer der Gefahren nicht bewusst sind, würde die regierende Führungsschicht das niemals gestatten«, entgegnete Zosarios. »Und das mit gutem Grund. Denke daran, was alles von den Tiotroniken gesteuert und kontrolliert wird. Sie abzuschalten hieße, die Nahrungsversorgung der Bevölkerung auf allen Welten zu gefährden, die Raumfahrt aufzugeben, überhaupt alles zusammenbrechen zu lassen.«
Obgleich Callazian nie den Versuch unternommen hatte, sich ein Leben außerhalb der fest gefügten Ordnung vorzustellen, wusste er, dass Zosarios Recht hatte. Das Abschalten der Tiotroniken hätte das totale Chaos heraufbeschworen.
»Als wir abstrakt zu denken lernten, war unser Ende vorgezeichnet.« Zosarios ging zwischen den Sitzreihen auf und ab. »Jede Zivilisation, die sich über eine bestimmte Grenze hinaus entwickelt, wird dadurch vom Untergang bedroht. Es muss nicht dazu kommen, wenn rechtzeitig vernünftige Gegenströmungen ausgelöst werden, aber ich fürchte, das haben wir Soberer versäumt.«
»Und wer soll unser Erbe sein?«, fragte Callazian. »Rechnest du mit kleinen Gruppen von Überlebenden, die neu beginnen werden?«
»Das lässt sich nicht ausschließen, aber wir dürfen uns nicht darauf verlassen. Nein, wir übergeben unser Vermächtnis dem Universum und seinen Völkern. Sie sollen unser Wissen erhalten – und damit verbunden die Warnung vor den möglichen Gefahren.«
Die Größe dieses Gedankens ließ sich gar nicht auf Anhieb erfassen. Alles das erschien Callazian absurd, er überlegte ernsthaft, ob Zosarios und dessen Anhänger Verrückte waren. Vor allem: Welche Rolle sollte er, Callazian, dabei spielen?
»Er ist verwirrt«, stellte Heysei fest. »Wir müssen ihm Zeit lassen.«
Zosarios ignorierte den Einwand des Dragoners. Als sei die letzte Gelegenheit gekommen, Callazian einzuweihen und zu gewinnen, sagte er hastig: »Wir planen den Bau einer Anlage, mit der wir eine Prior-Welle in den Weltraum abstrahlen können. Diese Prior-Welle soll alles enthalten, was wir anderen Völkern im Universum mitteilen können. – Dazu brauchen wir dich, Callazian.« In seinen Augen leuchtete ein verhaltenes Feuer.
Der Archivverwalter schüttelte den Kopf. »Was soll ich dabei? Ich verstehe nichts … ich …«
»Du bist der Dieb!«, stellte der Wissenschaftler gnadenlos fest.
Da wurde Callazian einiges klar. In dem Archiv, das er zusammen mit vielen anderen Soberern verwaltete, war von den Tiotroniken alles gespeichert worden, was die Soberer jemals erforscht hatten. Er sollte dieses Wissen rauben – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Menschen II
»Alles, was wir über die Kaiserin von Therm in Erfahrung bringen konnten, gibt der Spekulation breiten Raum«, sagte Perry Rhodan in der Zentrale der SOL. »Aber wahrscheinlich werden wir erst dann, wenn wir sie erreicht haben, erkennen, wer oder was sie ist.«
Die Geschichte der Kaiserin von Therm
Vergangenheit II
Eine Explosion erschütterte das Gebäude. Rauch quoll durch den Korridor, der von den tiotronischen Speichern zur Schaltzentrale führte.
Über die Mauertrümmer hinweg drang Heysei an der Spitze einer Gruppe von sieben Dragonern in den inneren Archivbereich ein. In einer Hand hielt er eine schwere Waffe.
Callazian stand zitternd am Ende des Ganges und schaute den Heranstürmenden entgegen. Nein!, dachte er entsetzt. Das habe ich nicht gewollt! Keine Gewalt.
Heysei erreichte ihn und stieß ihn weg, Callazian taumelte. Wie verabredet war er am vergangenen Abend nicht in seinen Wohnbezirk zurückgekehrt, sondern hatte sich im Schaltraum eingeschlossen, um während der Nacht den Zugang für die Dragoner zu öffnen. Doch das war unmöglich gewesen. Sicherheitsvorrichtungen, von denen Callazian nicht einmal etwas geahnt hatte, hatten ihn daran gehindert, den inneren Archivbereich zum vorgesehenen Zeitpunkt zu verlassen.
Heysei hatte sich also gewaltsam Zutritt verschafft.
Am Tor zum Schaltraum brachten die Dragoner eine Haftladung an. Eine zweite Explosion dröhnte. Callazian rechnete nun jeden Moment mit dem Erscheinen von Robotern.
»Wo bleibst du?«, schrie Heysei.
Benommen wankte der Archivverwalter in
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