Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
Bestimmt steckt auch diesmal eine Gemeinheit hinter seinem Besuch.«
Tallmark war derselben Ansicht. Er glaubte, dass der Lare ihnen misstraute. »Germaar-Vonk kennt die Wahrheit über uns nicht«, versicherte er dennoch. »Er ist kein Wissenschaftler und versteht nichts von unserer Arbeit. Wir dürfen uns nur nicht durch unser Verhalten verraten.«
Die Bildüberwachung zeigte, dass die Laren in der Halle eingetroffen waren. Tallmark rief eine Vergrößerung ab, so dass nur mehr das unbekannte Objekt sichtbar war. Es hatte Eiform und eine metallische Hülle, wirkte also recht gewöhnlich.
»Was bezweckt Germaar-Vonk damit?«, fragte einer der Kelosker aus dem Hintergrund.
Tallmark verstand die Furcht der anderen, die zugleich auch die seine war. Der Achtzig-Jahre-Plan hing nurmehr an einem dünnen Faden.
»Bleibt hier zurück!«, bestimmte er. »Vertieft euch in die Arbeit. Der Protonensturm hat uns ohnehin vor Probleme gestellt. Llamkart und Sorgk, nur ihr beide begleitet mich.«
Sie eilten zum nächsten Lastenantigravschacht und schwebten nach unten.
»Überrascht, mich zu sehen?«, empfing Germaar-Vonk sie.
»Ihr Erscheinen wurde uns angekündigt«, antwortete Tallmark. »Ebenso, dass Sie uns ein Untersuchungsobjekt überbringen wollen. Es muss sich um eine sehr wichtige Angelegenheit handeln, wenn Sie persönlich kommen.«
Der Lare machte in Richtung des Metalleis eine wegwerfende Handbewegung. »Nicht der Rede wert. Sie können mir bestimmt in kürzester Zeit sagen, um was es sich bei dem Ding handelt. Ich warte auf das Untersuchungsergebnis.«
»Vielleicht dauert es doch länger«, entgegnete der Wortführer der Kelosker unbehaglich.
»Sie sind zu bescheiden, Tallmark.«
Die Wachposten steuerten das Objekt mit dem Antigravfeld zum Lift. Tallmark hatte gehofft, dass die Laren sie wenigstens während der Untersuchung allein lassen würden. Doch Germaar-Vonk folgte ihnen hartnäckig.
»Was wissen Sie über dieses Ding?«, erkundigte sich Tallmark wie nebenbei.
»Nicht viel. Es wurde von einem Patrouillenschiff im Orbit von Houxel aufgebracht. Es stand in einem stationären Orbit über der Station. Interessant, nicht wahr?«
»Das hat nichts mit uns zu tun«, erwiderte Tallmark eine Spur zu heftig. Er spürte die Blicke des Laren fast körperlich und fügte schnell hinzu: »Unter unserer Station befinden sich die Anlagen eines ausgestorbenen Volkes. Dort sollten Sie Zusammenhänge suchen.«
Germaar-Vonk schien enttäuscht. Er entspannte sich. »Diese Möglichkeit habe ich selbst schon bedacht«, sagte er mürrisch. »Meine Wissenschaftler haben sogar herausgefunden, dass der Satellit Impulse aussendet, wie sie ebenfalls von der subplanetaren Anlage kommen.«
Tallmark fühlte sich plötzlich erleichtert. Trotz seiner eigenen Unzulänglichkeit fühlte er sich dem Laren gegenüber wieder etwas überlegen. Nun wusste er wenigstens, dass die Laren das Ding für einen orbitalen Trabanten hielten.
Oder wollte der Kommandant ihm das nur einreden?
Nein. Es gehörte kein n-dimensionales Genie dazu, um zu wissen, welche Schlussfolgerung die Laren aufgrund der Gegebenheiten ziehen mussten. Natürlich waren sie misstrauisch genug, um auch andere Möglichkeiten in Betracht zu ziehen.
»Was halten Sie davon, Tallmark?«
»Ihre Wissenschaftler vermuten richtig«, antwortete der Kelosker, ohne zu zögern. »Es handelt sich um einen Robotsatelliten der fremden Station.«
Tallmark entging nicht, dass Llamkart und Sorgk zusammenzuckten. Hoffentlich verrieten sie sich dadurch nicht. Germaar-Vonk hatte ihre Verhaltensweise gut genug studiert, um Gefühlsreaktionen deuten zu können. Aber momentan achtete der Kommandant nur auf ihn.
»Und weiter?«, forderte der Lare ungeduldig. »Welche Aufgaben hat der Satellit? Ist er ein kriegstechnisches Werkzeug, oder dient er den Wissenschaften?«
»Er ist in jedem Fall ein harmloser Roboter«, erklärte Tallmark bestimmt. Wieder spürte er die zweifelnden Blicke der Kameraden auf sich ruhen. Wenigstens war ihre anfängliche Angst einer zögernden Gelassenheit gewichen. Tallmark war immer noch in der Lage, so weit hochzurechnen, dass er sich in ihre Überlegungen hineinversetzen konnte. Ebenso wie er hatten sie erkannt, dass das Metallei niemals ein Satellit der subplanetaren Anlage war. Die Uralt-Station benötigte keine Außenposten, sie erfüllte allein ihren Zweck – welchen auch immer. Sie arbeitete autark.
Doch das konnten die Laren nicht wissen. Und das erkannten
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