Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
es überraschenderweise N'kamo Fassa. »Ich bin in Dunkelheit ziemlich gut, Freunde. Lasst mich helfen!«
Allgemeine Zustimmung war zu spüren. Der Fotoreporter übernahm den Körper und tastete sich an der Wand weiter, wurde dabei rasch sicherer und rannte letztlich lautlos durch die absolute Finsternis. Mehrmals folgte er Äslinnens Hinweisen, der den Bauplan der Station tatsächlich auswendig gelernt hatte. Schließlich, als die Geräusche von Robotern schon aus allen Richtungen zu kommen schienen, riss der Fotograf eine schmale Tür auf, hinter der eine Wendeltreppe aus Kunststoffrastern aufwärts führte. Fassa zählte vier volle und eine halbe Umrundung und blieb stehen, als die Stufen endeten.
Er lehnte sich sekundenlang an eine Wand, und plötzlich spürte er etwas, das er zuvor nicht wahrgenommen hatte. Ein tiefes, brummendes Dröhnen erschütterte in langwelligen Vibrationen der Station. Zugleich ging ein deutlich spürbarer Ruck durch die Relaisstation.
Chung Lo: Das war eben eine Erschütterung. Vielleicht hat ein Schiff angelegt. Unwahrscheinlich zwar, aber so ähnlich hört es sich an. Tut mir Leid, wenn ich falsche Hoffnungen …
Fassa drehte sich um. Seine Finger tasteten suchend über die Flächen vor ihm. Er berührte einen Lichtsensor, doch nichts geschah. Dann fühlte er den Öffnungsmechanismus und ließ die Tür einen winzigen Spalt weit aufgleiten. Fassa spähte in die Finsternis vor ihm. Nicht der geringste Lichtschimmer zeichnete sich ab.
Konnte es sein, dass die Positronik ihn verloren hatte?
N'kamo Fassa machte mehrere zögernde Schritte hinaus, zog den Raumanzug hinter sich her und blieb stehen. Die Dunkelheit wurde jetzt von seltsamen Geräuschen durchdrungen. Immer wieder ertönte dieses Rumpeln, dazwischen langgezogene, dunkel quäkende Laute.
Pynther Äslinnen: Das hört sich wie Alarm an. Aber wegen uns …? Kaum vorstellbar. Es wird das Beste sein, wir versuchen, uns auf dieser offenbar ungefährlichen Ebene wieder der Zentrale zu nähern. Nur dort können wir etwas ausrichten. Vielleicht gelingt es uns, das Schott aufzuschießen. N'kamo, bringe uns dorthin, aber vorsichtig.
N'kamo Fassa signalisierte erleichtert seine Zustimmung und lief schnell in die angegebene Richtung. Er hielt sich instinktiv in der Mitte des schmalen Korridors. Bisher war kein Roboter erschienen.
Wenige Meter weiter schlug die Positronik zu. Auf beiden Seiten des Korridors öffneten sich die Wände. Als er den jähen Luftzug spürte und die Geräusche von Robotern vernahm, handelte der Choreograf instinktiv. Er federte in den Knien durch, stieß sich ab und machte einen Salto rückwärts. Schon als er aufkam, feuerte er einen ersten, wenngleich schlecht gezielten Schuss ab.
Er ignorierte den plötzlichen stechenden Schmerz im rechten Knöchel, sah seinen Strahlschuss an glattem Stahl auseinander fließen und die Silhouetten mehrerer Roboter der Finsternis entreißen. Schon zuckten weitere Energieschüsse aus der schweren Waffe, während sich der Körper des Mehrfachmenschen mit unberechenbaren Sprüngen durch den Korridor bewegte.
Dicht an Pheuchs Kopf zuckte eine Glutbahn in die Dunkelheit. Im Hechtsprung warf er sich in einen Seitenkorridor, kam ein wenig unsanft auf, rollte sich dennoch blitzschnell ab und stand gleich darauf schwankend wieder auf den Beinen. Er rannte sofort weiter.
Kelassnys Bewusstsein schob sich in den Vordergrund und ließ die anderen mit Entschiedenheit wissen: »Zwei Roboter können wir vielleicht besiegen. Sollten aber mehr auftauchen, dann sind wir so tot wie die Beleuchtung in der Station.«
Ein zweiter, diesmal härterer Stoß durchlief die Station. Alle sieben Bewusstseine fragten sich erschrocken, was das zu bedeuten hatte.
Trintir traute seinen vier Augen nicht, als vor ihm Signallampen aufleuchteten. Er, der Patrouillenführer, konnte sich nicht erinnern, jemals im normalen Flugbetrieb diese Signalkonstellation gesehen zu haben.
»Ryüphüry!«, rief er mit seiner zirpenden Stimme. Sofort drehte der Kopilot den tellerförmigen, rosafarbenen Kopf und starrte mit zwei großen Katzenaugen dorthin, wohin die siebenfingrige Hand des Kommandanten deutete.
»Hyperfunkspruch! In fremder Sprache!«
Obwohl beide genau wussten, was zu tun war, dauerten ihre Überlegungen länger als notwendig. Sie mussten überaus vorsichtig operieren, denn die Konzilsmächte kontrollierten alles, ganz besonders die Raumfahrt.
»Ich schalte ein!«, sagte Kommandant Trintir.
Das
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