Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
Körper.
»Ich bin Einsam«, signalisierte der Roboter.
»Warst du es, der sich mit mir im Orbit in Verbindung setzte?«, erkundigte sich der Vario. Er war entschlossen, von Anfang an klare Verhältnisse zu schaffen. Vor allem musste er diesem Roboter klar machen, dass er nicht an dem Posten eines Wächters von Llungo-Mokran interessiert war. Das würde ihm bestimmt einige Unannehmlichkeiten ersparen.
»Ich bin Einsam«, wiederholte der andere. »Ich weiß alles, was im Llungo-Mokran vor sich geht – auch die Geschehnisse außerhalb bleiben mir nicht verborgen.«
»Hast du mich gerufen?«, fragte der Vario.
»Ich habe mich lange danach gesehnt, mich bewähren zu können«, sagte Einsam, als hätte er die Frage nicht gehört. »Ja, es gab Zeiten, da hätte ich mich gefreut, jemanden zu finden, der sich die Aufgaben mit mir geteilt hätte. Doch es kam niemand, der würdig gewesen wäre, mit mir das Heiligtum zu betreuen. Roboter waren zu gefühlskalt, Lebewesen hingegen zu emotionsgebunden und zu kurzlebig. Du, Varioggantenmaggenen, bist aus demselben Material wie ich gefertigt.«
»Vario genügt …«
»Früher hätte ich dich freudig empfangen«, fuhr Einsam fort. »Nun muss ich dich als Rivalen betrachten, denn du bist zu spät gekommen. Vario …«
Der Robotkaiser schnitt Einsam das Wort ab, bevor er den ganzen Zungenbrecher von sich geben konnte. »Warum komme ich zu spät?«
»Weil das Tor sich bald öffnen wird, durch das die Heroen in ihr Reich einziehen werden. Für diese kurze Zeitspanne möchte ich die Verantwortung mit niemandem mehr teilen.«
»Meinst du mit dem Tor das Schwarze Loch, zu dem die kleinere Sonne des Doppelsterns zusammenfallen wird?«
»Nenne die Dinge ruhig bei jenen Namen, die ihr ihnen gegeben habt«, sagte Einsam. »Ich kenne sie alle … Aber du weißt wenig, eigentlich nichts. Du wirst viel lernen müssen, wenn du mich ablösen willst. Zuerst solltest du die drei Millionen Namen der Heroen kennen lernen. Speichere sie! Haemmmeringas …«
»Wozu?«, wandte der Vario ein. »Ich will dir dein Amt nicht streitig machen. Im Gegenteil, wir könnten auf einer anderen Basis zusammenarbeiten.«
»Du bist dem Ruf der Station gefolgt, das verpflichtet dich!«
»Gehörst du nicht zur Station?«, wunderte sich der Vario. »Du musst doch ein Teil dieses Stützpunkts sein.«
»Als solcher betrachte ich mich schon lange nicht mehr«, erklärte Einsam. »Die Station arbeitet gegen mich. Das wird deutlich, weil sie mich durch dich ablösen will.«
»Da habe ich aber ein gewichtiges Wort mitzureden«, sagte der Vario.
»Beginnen wir mit der praktischen Information.« Einsam setzte sich in Bewegung. »Du wirst die Namen der drei Millionen Heroen lernen müssen. Ebenso die Heroenlieder, die du während des feierlichen Zeremoniells zu singen hast. Aber das ist eine Kleinigkeit für deine Positronik. Außerdem ist dir die Station gewogen und wird dich unterstützen. Sie kann dir praktisch unbegrenzte Möglichkeiten bieten.«
Der Vario musste Einsam wohl oder übel folgen, wenn er mehr über das Llungo-Mokran erfahren wollte.
Einsam erreichte die hoch aufragenden Trennwände, die eine Stärke von nur drei Metern hatten. Sie erstreckten sich über zehn Kilometer hinweg, wie der Vario durch eine Messung feststellte, und ihre Flächen waren in Quadrate unterteilt. Jedes Quadrat hatte eine Seitenlänge von fünf Metern und wies fremdartige Schriftzeichen auf. Daneben gab es Instrumente und Tastaturen.
»Das sind die Heroenladen.« Einsam deutete auf ein Quadrat. »Insgesamt drei Millionen, für jeden Llungorenischen Helden eine Lade.«
Wieder zog der Vario den Vergleich mit Nekropolis. Diese Heroenladen waren vermutlich nichts anderes als die letzten Ruhestätten für die Krieger des längst vergessenen Volkes. Das Llungo-Mokran war demnach ein gigantisches Mausoleum.
Dem Vario wurden die Zusammenhänge deutlich. Die Llungorener hatten mit diesem Mausoleum ihren Helden ein Denkmal gesetzt und für jeden von ihnen ein Grab geschaffen. Dieses Denkmal hatte das Volk überdauert, denn es sollte bestehen, bis Arcur-Beta zu einem Black Hole zusammenfiel. Darauf war die Robotanlage programmiert. Unter normalen Umständen hätte das Denkmal noch eine Million Jahre bestehen müssen. Aber wegen der Manipulationen der Laren wurde Arcur-Beta schon viel früher zu einem Neutronenstern.
»Eigentlich wäre es nicht nötig, die Heroenladen zu warten«, fuhr Einsam fort, »denn sie sind durch eine
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