Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts
überprüfbare Behauptung«, meinte Jost zurückhaltend. »Wer hat Sie geschaffen?«
»Offensichtlich liegt ein Trugschluss vor«, sagte Wastor. Der Unmut in seiner Stimme war unüberhörbar. »Hier geht es nicht um uns, sondern um Sie.«
Jost fragte erregt: »Sie wissen etwas über mich … über uns?«
»In Ihrem Körper befinden sich sieben menschliche Bewusstseine. Sie bilden eine Vereinigung, die wir Konzept nennen. ES hat Sie hierher geschickt, um herauszufinden, ob ein Konzept aus ausgewählten Bewusstseinen funktionstüchtig ist.«
»Ich weiß, dass wir aus ES kommen«, sagte Jost Seidel.
»Wie würden Sie sich selbst beurteilen?«, wollte Klamous wissen.
Jost lächelte. »Mir gefällt dieser Körper.«
»Sind Sie das Vanne-Bewusstsein?«
»Nein, aber Kershyll Vanne ist unser Leitbewusstsein. Ich bin Jost Seidel.«
»Aha, das Kind.«
»Ich bin kein Kind mehr!«, protestierte der Junge. »Ich bin sicher, dass ich aufgrund meines Wissens und meiner Fähigkeiten berufen wurde – nicht wegen meiner Jugend.«
In diesem Moment ertönte ein markerschütternder Schrei. Jost zuckte zusammen. Er hatte seine Umgebung vorübergehend völlig ignoriert, und diese Nachlässigkeit traf auch auf die beiden Androiden zu.
Der Donner einer Explosion machte ihn fast taub. Klamous zerbarst vor den Augen des Konzepts, er wurde förmlich zerrissen. Aus seinem Innern quollen Relais, Sensoren, Kunststofforgane und eine grünfarbene breiige Masse.
Jost Seidels Bewusstsein wurde jäh zurückgedrängt. Kershyll Vanne, der retten musste, was noch zu retten war, ließ sich auf den Boden fallen.
Eine zweite Explosion erfolgte. Diesmal wurde niemand getroffen, denn Wastor hatte sich ebenfalls gedankenschnell zur Seite geworfen.
Vanne robbte hastig davon. Sein Ziel war eines der gebäudeähnlichen Monumente, hinter dem er Deckung suchen wollte.
Von den Angreifern war nicht viel zu sehen. Der Psychomathelogist vermutete, dass es sich um mehrere jener Pelzwesen handelte. Er beobachtete, dass Wastor wieder auf die Beine kam. Der Androide bewegte sich jedoch unkontrolliert. Wahrscheinlich hatte er einen Streifschuss erhalten. Das konnte bedeuten, dass er nicht mehr in der Lage war, Gegenmaßnahmen zu treffen.
Vanne kroch schneller davon. Als er zurückblickte, sah er die Gegner. Acht Pelzwesen stürmten auf Wastor zu. Sie stießen triumphierende Schreie aus, schienen sich ihres Sieges sicher zu sein. Drei von ihnen trugen merkwürdig geformte Geräte, wahrscheinlich Waffen.
Auch Wastor schrie jetzt, und er benutzte die Sprache der Angreifer, deren Gruppe immerhin stoppte. Vanne bedauerte, dass er nichts verstand. Er erreichte sein Ziel, presste sich mit dem Rücken gegen die Wand und blickte zu Wastor hinüber. Deutlich konnte er erkennen, dass der Androide angeschlagen war und sich nur mühsam auf den Beinen hielt.
Fast wäre das Konzept aus seinem Versteck gestürmt, um Wastor beizustehen. Aber das wäre ein unverzeihlicher Fehler gewesen, der nichts an der Situation geändert hätte.
Zwischen dem Androiden und den Pelzigen schien eine hitzige Diskussion stattzufinden. Vanne atmete auf, als die Angreifer ihre Waffen sinken ließen. Doch seine Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Wastor war offenbar schlimmer verletzt, als es zunächst den Anschein hatte, er sank in sich zusammen. Eine Zeit lang kauerte er zusammengekrümmt da, dann schienen ihn seine Kräfte vollends zu verlassen, und er streckte sich auf dem Boden aus.
Vorsichtig näherten sich die Angreifer dem Androiden auch die letzten Schritte. Vanne presste die Lippen zusammen, als der erste Wastor mit einer Kralle anstieß. Wastor rührte sich nicht.
In Vanne krampfte sich alles zusammen. Zwei der Bärenähnlichen hoben Wastor auf und schleppten ihn davon. Sie verschwanden aus Vannes Blickfeld, ohne dass er herausfinden konnte, wohin sie sich wandten. Die anderen sahen sich suchend um. Vanne brauchte kein Hellseher zu sein, um zu wissen, dass sie hinter ihm her waren.
Er warf sich herum und rannte davon. Dabei achtete er darauf, dass das Monument zwischen ihm und den Verfolgern blieb und ihn wenigstens für eine gewisse Zeit vor ihren Blicken schützte.
7.
Das Auftauchen der acht Wächter hatte Poog dez Nowarth so überrascht, dass er zunächst zu keiner Reaktion fähig gewesen war. Er wunderte sich, dass seine Artgenossen den Mut gefunden hatten, der Flugscheibe bis hierher zu folgen.
Als dann der heimtückische Angriff erfolgte, erkannte Nowarth die
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