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Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts

Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts

Titel: Silberband 095 - Mensch aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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»Verschwinde endlich und lass uns hier raus, Alter!«
    Manstyrs Augen weiteten sich. Sie wurden noch größer, als das Gesicht des Gefangenen deutliche Zeichen von Verärgerung aufwies.
    »Haben Sie das öfter?«, fragte der Vario vorsichtig.
    Mit diesem Irren war nicht zu spaßen, das stand für den Robotkaiser fest. Er war, wie alle Roboter menschlicher Fertigung, auf die Robotergesetze eingeschworen. Folglich konnte er den Irren weder niederschießen noch ihn sich selbst überlassen. Er musste irgendetwas mit dem seltsamen Gefangenen anfangen, es fragte sich nur, was.
    Zunächst galt es herauszufinden, was der Fremde wollte und wie er wirklich hieß. Vor allem interessierte Argyris, wie es der Mann fertig gebracht hatte, so lange durchzuhalten.
    Das Verhör erbrachte nichts, selbst mit Fangfragen konnte Argyris sein Gegenüber nicht verwirren. Kershyll Vannes Antworten kamen blitzschnell und waren von nicht angreifbarer Logik. Argyris musste sich eingestehen, dass er selbst von sich mehr verriet, als der Fremde an Informationen preisgab.
    »Hören Sie, Kershyll Vanne«, sagte der Vario schließlich. »Ich bin mit meiner Geduld am Ende. Wenn Sie nicht schnell die Wahrheit sagen, werde ich Sie einfach niederschießen!« Er richtete die entsicherte Waffe auf den Kopf des Gefangenen.
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Vanne. Er machte einen stark irritierten Eindruck. »Ich bin nämlich der Ansicht, dass Sie ein Roboter sind!«
    Diese Feststellung kam selbst für die Positronik des Vario-500 überraschend. Panik überflutete, vom Plasma ausgehend, Hathor Manstyrs Gedanken. Sein Maskengesicht zeigte deutliche Betroffenheit. »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte er schroff.
    »Es liegt an Ihnen«, antwortete Vanne ruhig. »Sie reagieren in gewissen Situationen eben wie ein Roboter – ein bemerkenswert guter Roboter, wie ich zugeben muss.«
    Anson Argyris hatte Schwierigkeiten, und er wusste das. Er war ein hervorragender Psychologe, aber bei diesem Gefangenen schienen seine Kenntnisse wertlos zu sein. Der Vario war darauf programmiert, die Mimik seines Gegenübers zu beobachten, Schlüsse aus seiner Körpersprache zu ziehen. Das hatte er auch in diesem Fall getan, aber das Ergebnis lief darauf hinaus, dass sich sein Gefangener aus mindestens drei verschiedenen Persönlichkeiten zusammensetzte.
    Natürlich kannte der Vario die Phänomene der Schizophrenie ebenso wie die der multiplen Persönlichkeitsstörungen. Nur hatte er nie davon gehört, dass sich die Symptome dieser Krankheiten zu einer solchen Vollkommenheit herausbilden konnten.
    »Wollen Sie mir nicht wenigstens sagen, wo wir sind?«, bat Kershyll Vanne.
    »Ich weiß zwar nicht, was Ihnen daran liegt, aber wenn Sie das unbedingt hören wollen – wir befinden uns auf Olymp.«
    Übergangslos lachte der Gefangene, bis ihm die Tränen kamen. Hathor Manstyr versuchte, gegen diese Frechheit zu protestieren, aber zu mehr als einem würgenden Husten reichte es bei ihm nicht.
    »Sparen Sie sich die Mühe – Majestät!«
    Erneut war der Vario fassungslos. Bevor er sich von seinem Schreck erholt hatte, setzte Vanne seine Offensive fort: »Sie sind Kaiser Anson Argyris, der Herrscher der Freifahrer. Oder soll ich Sie Vario nennen? Vario-500?«
    Anson Argyris schaltete seine Maske sozusagen ab. Es war soeben sinnlos geworden, den gebrechlichen Alten zu mimen.
    »Sie wissen verdächtig viel. Woher kommen Sie?«
    Die Antwort stürzte den Vario in die nächste Überraschung. »Ich komme von der Erde. Oder von Terra, wenn Ihnen dieses Wort lieber ist!«
    »Ach nein!«, höhnte der Vario. »Und wo ist die Erde? Wie haben Sie hergefunden? Was wollen Sie eigentlich überhaupt?«
    »Ich will das NEI erreichen, weil ich mit Julian Tifflor sprechen muss. Ich habe einen für die gesamte Menschheit wichtigen Auftrag zu erfüllen.«
    Die Zweifel des Vario-500 wuchsen. »Berichten Sie mir von der Erde, mit möglichst vielen Details!«, verlangte er.
    Kershyll Vanne überlegte nur kurz, dann sprach er von der Aphilie und von anderen Dingen, die nur jemand wissen konnte, der tatsächlich einige Zeit auf der Erde verbracht hatte.
    »Es hört sich gut an, was Sie mir sagen«, bestätigte der Robotkaiser. »Die Informationen, die Sie mir gegeben haben, entsprechen der Wahrheit. Ich kenne sie, seit die SOL die Milchstraße erreicht hat. Aus dieser Quelle könnten Sie jedoch ebenfalls geschöpft haben.«
    »Warum diskutieren wir Ihre Zweifel nicht später?«, fragte Kershyll Vanne.

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