Silberband 096 - Die Gravo-Katastrophe
allmählich leiser, schließlich blieb der Varbilling stehen. »Ich darf diese Ebene nicht verlassen«, erklärte er.
»Wie finden wir hinaus?« Ein schneller Rundblick genügte Tschubai, ihn erkennen zu lassen, dass sich über ihnen Rampen und Terrassen übereinander schichteten. Das Bauwerk hatte Zylinderform. Auf der gegenüberliegenden Seite führte eine im Zickzack verlaufende Treppe aufwärts.
»Dort, geradeaus, die Stufen. Sie führen zu einem Gang unter dem Berg hindurch. Es ist nicht mehr weit bis zu der Werft.«
»Und Sie?« Balton Wyt entdeckte, dass von den Rängen weitere Gravitationsgeschädigte herunterblickten.
»Ich muss hier bleiben. Laufen Sie!« Der Varbe deutete auf die Stufen am Innenrand der Anlage. Von Sekunde zu Sekunde wurde es heller, Licht fiel durch eine Dachöffnung. Die Freiheit war offensichtlich nur eine einzige Teleportation weit entfernt.
»Danke, Freund!«
Die beiden Mutanten liefen quer durch die Halle, begleitet von dem offensichtlich begeisterten Gebrüll der Gravitationsgeschädigten. Für diese bedauernswerten Geschöpfe mochten sie eine willkommene Abwechslung sein.
Tschubai und Wyt hatten drei Treppenabsätze zurückgelegt, als unter ihnen mindestens zwanzig Varben erschienen. Ob es Ärzte, Pfleger oder Aufseher waren, konnten sie nicht feststellen, doch einige von ihnen waren bewaffnet, und zweifellos suchten sie jemanden.
Die Terraner erreichten den ersten umlaufenden Rang. Von hier aus sahen sie, dass ein halbes Dutzend Aufsichtspersonen den Varbilling umzingelten und festhielten. Er wehrte sich nicht, als sie ihn mit sich zurückschleppten.
»Was machen sie mit ihm?« Tschubai schob mehrere Gravo-Geschädigte zur Seite, die sich an ihn klammerten.
»Sie werden ihn beruhigen und ins Labyrinth zurückbringen, das ist alles«, vermutete Balton Wyt.
Weiter … Die Treppen und Ebenen erschienen ihnen endlos.
Ein Korridor schien geradewegs in die Unendlichkeit zu führen. Die Zeit dehnte sich ebenso wie dieser Tunnel ewig aus. Ras Tuschbai und Balton Wyt stolperten nur noch, als sie weit voraus den Ausgang erkennen konnten. Und tatsächlich: Endlich, nach einer kleinen Ewigkeit, öffnete sich vor ihnen die schroffe Felslandschaft eines Tales.
Tschubai ergriff Balton Wyts Arm und versuchte eine kurze Teleportation. In derselben Sekunde standen sie auf dem höchsten Punkt einer nahen Brückenkonstruktion. Der nächste Sprung brachte beide in die Korvette zurück.
Sie spürten sofort, dass sie zu spät gekommen waren.
»Perry ist mit den anderen …?« Tschubai stockte.
»Um sieben Uhr haben sie das Schiff verlassen. Sie wurden zur Gravo-Schleuse gebracht.«
Ein entsetztes Gurgeln des Mutanten brach abrupt ab. Der Platz, an dem Ras Tschubai eben noch gestanden hatte, war plötzlich leer.
Schweigend musterten Perry Rhodan und seine Begleiter das imposante Bauwerk. Zweihundertfünfzig Meter über ihnen erzeugte die Oberflächenbearbeitung farbensprühende optische Effekte im ersten Sonnenlicht.
Die Eingangstore standen offen, eine lange Reihe von Varben drängte hinein.
»Die Schleuse befindet sich exakt auf der Nulllinie des planetaren Gravitationspols«, erklärte die Verantwortliche Shaadjamenth. »Das ist wichtig für den Transport, denn die Schleuse funktioniert letzten Endes nicht anders als unser Körper.«
»Was geschieht mit uns dort drinnen?«, wollte Bjo Breiskoll wissen. Seine Stimme vibrierte leicht und machte sein Unbehagen deutlich.
»Sie werden auf die Schwerkraftverhältnisse unserer Heimat kalibriert. Dann entfallen auch für Sie alle Probleme unzureichender Anpassung.«
Schon während ihres ersten Gesprächs hatte Rhodan versucht, der Varbin zu erklären, dass der Faktor der Gravitation innerhalb bestimmter Grenzen für Menschen unwesentlich war. Shaadjamenth, die für andere Einsichten ein erstaunliches Talent aufwies, hatte absolut nichts verstanden.
»Wie viel Zeit wird verstreichen?«
»Es dauert nicht lange, wenn Sie erst in den Vorbereitungszellen sind.«
Natürlich waren von Bord der KYHBER aus Messungen vorgenommen worden. Es schien nach den Auswertungen klar zu sein, dass der Energieaufwand für den Transport einer bestimmten Materiemenge viel zu hoch war. Der größte Anteil wurde zweifellos benötigt, um die Gravitationsröhre im Weltraum energetisch stabil zu halten und zu fixieren.
»Was ist die technische Aufgabe der Gravo-Röhre?«, wollte Douc Langur wissen.
»Sie transportiert Materie«, antwortete die Varbin.
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