Silberband 097 - Rebell gegen ES
will?«
Darg zögerte mit seiner Antwort. Die beiden Terraner bedrängten ihn nicht. Sie wussten, dass er nur sprechen würde, wenn er es selbst wollte.
»Er wird die Kristallwälder vernichten«, erklärte der Haluter endlich. »Deshalb bleibt er in der Umlaufbahn. Er will nuklear bestückte Raketen abschießen, sobald die Kristalle sich zu Nebel umwandeln. Damit, glaubt er, sie völlig beseitigen zu können.«
»Er weiß, dass wir die Kristalle für intelligent halten«, protestierte Jennifer. »Das darf er nicht tun.«
»Ich bin mir dessen bewusst«, antwortete der dunkelhäutige Koloss. »Cornor Lerz hat verlangt, dass wir darüber schweigen, bis der Plan ausgeführt ist.«
»Also weiß er, dass es ein Verbrechen wäre, die Kristalle zu zerstören.«
Erger Darg antwortete nicht auf diesen Vorwurf.
»Es gibt weniger radikale Möglichkeiten«, sagte Jennifer. »Warum will er die Kristallwälder nicht unter einer Energieglocke isolieren?«
»Das ist ihm zu ungewiss. Zumal niemand weiß, wie tief Kristalladern möglicherweise den Boden durchziehen.«
»Wie will er vorgehen?«, drängte Tekener.
»Während die PHORA Terzrock umkreist, wird jedes Kristallfeld hinsichtlich Ausdehnung und Position erfasst. Sobald die gesamte Oberfläche des Planeten auf diese Weise kartografiert ist, wird Cornor Lerz zuschlagen. Die PHORA soll in möglichst kurzer Zeit alle Kristallfelder abfliegen und vernichten.«
Das Vorhaben war einfach. Wenn die Vernichtungsaktion erst einmal begonnen hatte, würde niemand Cornor Lerz mehr aufhalten können.
Tekener machte einige hastige Schritte, fuhr herum – und blickte Erger Darg durchdringend an. »Wie viel Zeit bleibt bis zum Angriff?«, wollte er wissen.
»Vier Stunden höchstens. Eher weniger.«
»Was hast du vor?«, erkundigte sich Jennifer.
»Die Kristalle selbst müssen helfen, das Problem zu lösen. Wir haben noch keinen Verständigungsversuch unternommen …«
»Von Bord aus? Tek, das gibt Schwierigkeiten über Schwierigkeiten.«
»Du bist reizend, wenn du ironisch bist«, erwiderte er lächelnd. »Wozu haben wir den Transmitter? Das Schiff zu verlassen ist kein Problem. Etwas schwieriger wird es für mich erst vor Ort.«
»Etwas? Und für dich allein?« Jennifer schüttelte den Kopf.
»Es gibt mehrere Transmitterstationen auf Terzrock, zu denen ich Sie bringen kann«, sagte Erger Darg in dem Moment.
Tekener wehrte heftig ab. »Sobald Sie nicht mehr an Bord sind, schöpft Cornor Lerz sofort Verdacht. Das darf nicht geschehen.«
»Einer muss Ihnen beistehen, falls Sie im Bereich des Empfangsgeräts überraschend angegriffen werden. Danach kehre ich sofort wieder auf die PHORA zurück.«
Tekener zögerte einen kurzen Atemzug lang. »Einverstanden«, sagte er dann.
»Sie brauchen eine leichte Waffe, die für Sie handlich und nicht zu schwer ist«, stellte Erger Darg fest. »Ich besorge Ihnen eine. Außerdem muss ich die Kontrollverbindung zwischen Transmitter und Zentrale so unterbrechen, dass kein Alarm ausgelöst wird, das ist die schwierigere Aufgabe.«
Eine halbe Stunde später standen sie gemeinsam im Transmitterraum der PHORA. Tekener trug einen brauchbaren Paralysator, allerdings hatte Darg keine zweite Waffe in dieser Miniaturgröße aufgetrieben.
Eigentlich war ihr Vorhaben verrückt. Wenn sie Cornor Lerz die Kristallwälder vernichten ließen, lösten sich alle Probleme wie von selbst. Aber weder Jennifer Thyron noch Ronald Tekener waren in der Lage, ihre ethischen Bedenken einfach beiseitezuschieben. Sie konnten nicht zusehen, wie Leben bewusst vernichtet wurde. Nicht einmal dann, wenn dieses Leben in menschlichem Sinn überaus bizarr war, ja nicht einmal problemlos als Leben an sich identifiziert werden konnte. Zudem hatten sie erlebt, dass die Kristalle ihnen nicht böse gesinnt waren.
Nur noch dreieinhalb Stunden bis zu dem Vernichtungsschlag.
Erger Darg trat als Erster in das Transportfeld des Transmitters. Tekener folgte ihm im Abstand von wenigen Sekunden. Jennifer bildete den Abschluss.
Es war nur ein einziger Schritt, den sie taten, aber schon sahen sie sich einem der übergroßen Haluter gegenüber.
»Was fällt Ihnen ein, mich in meiner Ruhe zu stören?«, brüllte der Vier-Meter-Koloss. »Ich konzentriere mich auf wissenschaftlich-philosophische Probleme, und Sie wagen es, hier einzudringen?«
Sie befanden sich in einem großen Raum. Offene Torbögen ließen in angrenzende Räumlichkeiten blicken. Der Haluter, der sich offenbar zum
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