Silberband 097 - Rebell gegen ES
Hotrenor-Taak Bilanz gezogen. Er hätte die Flotte nicht mehr in der Milchstraße zurückhalten können, Paas-Treer war zu stark geworden.
Aber auch nach dem Flug durch den Dimensionstunnel, völlig egal, in welcher Konzilsgalaxis dieser Weg endete, hatte er keine Chance mehr. Er kannte die Gesetze der Macht und wusste, wann es sinnlos wurde, länger um die Macht zu kämpfen.
Die Offiziere, die vor der Kabine über seine Sicherheit wachten, wandten sich ihm zu. Hotrenor-Taak blickte von einem zum anderen. Wenigstens sie brachten ihm noch Sympathie entgegen.
»Haltet meine Verfolger ein wenig auf!«, sagte er leise. »Mehr ist nicht nötig – ich will kein Blutvergießen.«
Er ging weiter und betrat gleich darauf den Hangar, in dem mehrere Beiboote standen. Er wählte die kleinste Einheit aus, setzte sich hinter die Kontrollen und machte das Boot startbereit. Die Instrumente zeigten ihm an, dass die Flotte schon in den Überlichtflug ging.
Damit wurde es höchste Zeit für ihn.
Gelassen wartete er, bis sich das Außenschott geöffnet hatte. Er fuhr das Triebwerk hoch und beschleunigte mit Extremwerten. Dass er dabei das Innenschott einer Grenzbelastung aussetzte, interessierte ihn nicht.
Das Beiboot jagte in die diffusen Wirbel des Zwischenraums hinaus und fiel Sekundenbruchteile später in das Normalkontinuum zurück.
Die nächsten zehn Minuten hatte er vollauf damit zu tun, sein kleines Schiff zu stabilisieren. Dann erst fand er Zeit, mit den Ortungen nach der Flotte zu suchen. Dabei stellte er fest, dass die Sensoren durch seinen Gewaltstart während des Linearflugs beschädigt worden waren, die Fehler zu korrigieren würde Stunden in Anspruch nehmen.
Enttäuscht lehnte er sich zurück.
Er hätte den Flug der SVE-Raumer gern verfolgt, obwohl er sich darüber klar war, dass ihm nichts angezeigt hätte, ob der Durchbruch gelang oder nicht. Die Schiffe würden in dem Dimensionstunnel verschwinden, als ob sie nie existiert hätten.
Überrascht stellte er fest, dass weitaus mehr Zeit verstrichen war, als er angenommen hatte. Die Flotte konnte gar nicht mehr in dieser Galaxis sein. Er war allein.
Roctin-Par atmete hörbar auf, als die Ortungsreflexe nacheinander verschwanden. Doch erst als auch der letzte SVE-Raumer in den Dimensionstunnel eingeflogen war, löste sich die Spannung an Bord der ALHAMBRA in einem unbeschreiblichen Jubel.
Coden Gonz sendete eine Hyperfunknachricht an Julian Tifflor. Sie wurde von einem Raumschiff am Rand der Provcon-Faust aufgefangen und nach Gäa gebracht.
Kaum zwei Stunden nach dem Verschwinden der SVE-Raumer brach auch auf Gäa ein Freudentaumel los. Die Menschen tanzten auf den Straßen. Die Trivid-Stationen überboten sich gegenseitig mit Berichten über die Gewaltherrschaft der Laren und über ihr Ende.
Schlagartig wurde den Menschen des NEI bewusst, was der Abzug der Invasoren für sie alle bedeutete. Viele diskutierten das Unternehmen Pilgervater plötzlich unter völlig anderen Vorzeichen.
Coden Gonz lenkte die ALHAMBRA in die Nähe des Planeten Houxel. Es dauerte nicht lange, den Vario-500 aufzuspüren. Tako Kakuta teleportierte mit dem Robotkaiser an Bord des Großkampfschiffs, das sofort Kurs auf die Provcon-Faust nahm.
Ronald Tekener nutzte die Zeit, in der sich die ALHAMBRA noch im Normalkontinuum befand, um pausenlos Hyperfunksprüche zu senden. Er wandte sich an alle Völker in der Milchstraße.
»Die Laren haben unsere Galaxis verlassen und werden niemals zurückkehren. Wir fordern alle Überschweren auf, den Kampf gegen die GAVÖK sofort einzustellen.«
Als die ALHAMBRA zum überlichtschnellen Flug überging, lehnte der Mann mit den Narben der Lashat-Pocken sich endlich zurück. Er wusste, dass die Neuigkeiten sich mit rasender Geschwindigkeit verbreiten würde.
Stunden vergingen, bis die ALHAMBRA in die Dunkelwolke einfliegen konnte, und als sie schließlich auf dem Raumhafen von Sol-Town landete, hatte sich eine unübersehbare Menschenmenge versammelt.
Julian Tifflor wartete am Kontrollgebäude.
»Du siehst nicht gerade fröhlich aus«, stellte Tekener fest.
Der Erste Mann des NEI nickte bedrückt. »Die Laren sind in die lange vorbereitete Falle gegangen«, sagte er. »Damit ist es uns gelungen, den übermächtigen Feind ohne weiteres Blutvergießen zu vertreiben.«
»Etwas Besseres hätten wir uns kaum wünschen können«, pflichtete Kershyll Vanne bei.
»Die Galaxis ist so gut wie frei von Feinden«, sagte Roctin-Par.
»Das ist es gerade«,
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